Norwegen 2011 – Tag 5

13.07.2011 Karmoy – Sauda – Odda – Lofthus

Was für ein Tag! Mit Abstand bisher der genialste Tag auf der Tour. Wir sind schon bei strahlendem Sonnenschein und leichten Strukturwölkchen auf unsere Tagesetappe gestartet. Und was uns alles erwartet hat…

Wir fahren los auf der E34, einer recht gut ausgebauten Hauptstraße. Schnell wird uns klar: Das ist uns zu langweilig, immer schön geradeaus und Platz für mindestens 2 Fahrzeuge nebeneinander…

Also wechseln wir den Kurs und biegen ab auf eine Nebenstrecke in Richtung Sauda. Wir werden belohnt durch eine wunderschöne Strecke in einer noch tolleren Landschaft. Hier muss jemand am Werk gewesen sein, der etwas von dem Bau von Landschaften verstanden hat. Und für Norwegen hat er sicher noch einen Preis bekommen… 😉

[flv:https://cloudbox.christianrusche.de/blogdata/norwegen2011/cr_t5_waytoodda.flv 480 368]

 

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Die Weite der Landschaft erstreckt sich vor uns, die Berge steigen mal sanft geschwungen mit saftigen Grün bedeckt in den Himmel auf, mal gibt es schroffe Felswände, die senkrecht in den Himmel ragen und einem das Gefühl vermitteln doch recht unbedeutend für sich und seine Sorgen genommen zu sein.

In Sauda erleben wir den ersten Höhepunkt des Tages: den Wasserfall von Sauda. (Svandalsfossen) Ein imposantes Naturschauspiel, wie die Wassermassen den Berg hinunterstürzen. Das Wasser rauscht in den Ohren, die Gischt bildet feine Wasserwolken im Sonnenlicht. Ein Bild wie aus einer Postkarte. Nicht mehr zu steigern? Doch…

Es führt eine komfortable Treppe hinauf in den Berg, zur „Quelle“ des Wasserfalls. Zunächst eine komfortable Treppe… Diese endet schließlich in einer kleinen Stiege aus Fels, die mehr oder weniger wackelig als Steighilfe ausgelegt wurden. Hmmm, da sollen wir rauf? Ok, was soll’s. Gehört wohl zum allgemeinen Lebensrisiko…

Belohnt wurden wir für unseren Heldenmut mit einer Landschaft wie aus einem der „Herr der Ringe“ Filmen. Tosende Wassermassen inmitten von surreal grüner Landschaft, daneben kleinere Stille Nebenläufe des Wasserfalls, die leise gluckernd vor sich hinmurmeln… Klasse!

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Von dem Aufstieg total fertig (…warum hat mir keiner gesagt das ich auch mal vom Motorrad absteigen muss???) erfrische ich mich an dem frischen, Ar…kalten Quellwasser. Bei uns daheim wird das für teuer Geld in Designerflaschen verhökert…

Wir steigen schwer Beeindruckt wieder ins Tal hinab und erkunden noch die Nebenschauplätze des Wasserfalls. Da tut sich noch eine kleine Grotte auf, in der es leise vor sich hin plätschert. Umgeben von hohen Felswänden, in einem Halbrund fällt weich das Wasser in die Tiefe. Das hat schon was sakrales, irgendwie fehlen nur noch Kerzen und das könnte auch ein Wallfahrtsort sein.

Kleine Anekdote am Rande:

Oben stehend, sehe ich wie eine Karawane aus Campingbussen auf den Parkplat fährt. Alles Deutsche, alle aus dem neuen Bundesländern dem Kennzeichen nach. Ich hole meine Trinkflasche aus dem Tankrucksack um sie mit frischem Wasser zu befüllen. Alle Piloten sitzen in (!) ihren Bussen bei runtergelassenen Scheiben und bewundern die Aussicht. Ich fühle mich genötigt, einen kleinen Ansporn für die Gruppe aus Enddreißigern zu liefern: „Hi, ihr solltet mal auf den Berg rauf, das ist total Genial dort oben.“ Ich werde angeguckt, als ob ich vorgeschlagen hätte ein Blutopfer auf einem heidnischen Altar der schwarzen Magie zu bringen. Antwort: „Lööööfen? Doooo hoooch? Och nöööö, Foddos machen können wir doch oooooch von hier“… Ich: ???!!!???

Ok, jeder reist halt aus anderen Motiven heraus…

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Wir fahren weiter in Richtung Odda, wo wir noch einen weiteren Wasserfall besichtigen können, der vielleicht noch größer und beeindruckender ist als der in Sauda, aber irgendwie durch die Kioske auch kommerzieller wirkt. Wir halten nur kurz an und fahren dann weiter in Richtung Hardangertal.

Durch eine vielzahl von langen Tunnel (Tunnels? Tunneln? Tunnelen? ;)…) führt uns der Weg entlang des Hardangerfjords in Richtung Lofthus. Das Tal ist bekannt für seinen Obstanbau und ein besonders mildes Klima. Das kann ich bestätigen, es ist angenehm warm und es riecht ganz toll nach Kräutern, Blumen und frischer Wiese. Ein Erlebnis für die Nase und ich weiss mal wieder, warum mich reisen mit dem Motorrad so begeistert. So nah dran bin ich eingesperrt in ein Auto oder WoMo nicht…

Wir kommen gegen Abend in der Jugendherberge in Lofthus an (wieder in der Volkshochschule untergebracht, aber dieses Mal sind wir darauf vorbereitet…;)…) und sind überrascht von der tollen Atmosphäre des Hauses. Ein altes Gebäude im Kolonialstil, empfangen werden wir mit frischem Kaffee, Tee und Gebäck, und die Zimmer sind neu renoviert und hell und freundlich gestaltet.

Wir beschließen, hier 2 Nächte zu bleiben.

Erkenntnis des Tages: Meine Erwartungen müssen nicht mit denen anderer übereinstimmen.

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