18.07.2011 Sandane – Dalsnibba – Geiranger – Trollstiegen – Andalsness
Reizüberflutung
Der Tag beginnt mit Sonnenschein. Wir starten recht früh in den Tag, da wir für heute ein strammes Programm mit rd. 350 km vor uns haben. Und es stehen auch noch „die“ touristischen Highlights auf
dem Programm: der Geirangerfjord, die Trollstiegen und Dalsnibba. Wir nehmen die Fähre von Sandane aus und fahren entlang der Panoramastraße in Richtung Dalsnibba. Die Strecke ist wirklich sehr schön, und wir bereuen es nicht der Empfehlung von der Dame aus dem Hostel gefolgt zu sein.
In Richtung Dalsnibba wollen wir nicht durch den Tunnel fahren und nehmen die Umgehungsstraße durch die Berge. Die Landschaft verändert sich dramatisch, die Vegetation wird immer kärger und die Landschaft beginnt immer mehr der eines Mondes zu ähneln. Die Eisschichten nehmen mit jedem Höhenmeter, den wir erklimmen zu, die Schneefelder werden immer größer. Es sind ca. 3°C und das im Juli. Und das ist auf dem Motorrad dann auch richtig kalt…
Wir verlassen den Berg und fahren in Richtung Dalsnibba. Das erste, was uns erwartet ist eine neue Mautstation. Die Norweger entdecken auch, das sie mit ihren Naturattraktionen Geld verdienen können. Widerwillig zahlen wir die 100 NOK Maut pro Person und machen uns an den Aufstieg. Vielmehr stellen wir uns hinten in die Schlange der Busse an, die sich den Berg raufquälen. Eingehüllt in eine Dieselwolke denke ich darüber nach, warum ich mir diese Touristenverarsche überhaupt antue.
Die Straße wird immer schlechter, und schließlich ist es nur noch eine Schotterpiste, die den Berg hinaufführt. Die Busse sind immer noch da, und die Nachschubversorgung scheint noch auf lange sicht gesichert zu sein. Vor mir ist eine Gruppe von Motorradfahrern aus Lübeck, einem wird der Weg durch einen Bus abgeschnitten und er stürzt. Wir helfen ihm mit vereinten Kräften wieder auf und treffen uns oben -zwischen 20 Bussen- wieder und stellen fest, das wir in dem gleichen Hostel untergebracht sind. Wir verabreden uns für den Abend zum Essen, und so ist die Planung für den selbigen auch schon mal geritzt.
Der Ausblick vom Dalsnibba ist schon toll, aber mir sind es zu viele Menschen und zu viele Touristenschnickschnack, und so bin ich froh als ich wieder vom Berg runter kann und wir in Richtung Geiranger weiterfahren.
Die Landschaft ist wirklich toll, und so langsam beschleicht mich das Gefühl das es irgendwie keinen Urlaub mehr geben wird, der mit diesem vermutlich mithalten kann, weil einfach die Landschaft so überwältigend ist. Das zu toppen erscheint mir im Moment nur schwer möglich.
Wir haben „Glück“, und können das Touri-Foto schlechthin machen: Geiranger mit Kreutzfahrtschiffen. Die Queen Elisabeth ankert im Fjord, das Schwesterschiff der Queen Mary II, also ein richtig dicker Brocken. Als ich die Tenderboote hin- und herflitzen sehem wird mir auch klar wo die ganzen Leute in den Bussen herkommen…
Als nächstes steuern wir auf die Trollstiegen zu, Landschaftlich toll, Fahrerisch aber überbewertet. Da haben wir schon tolleres erlebt und auch schönere Strecken gehabt. Ist halt touristisch top gepushed, deswegen vermutlich auch so beliebt und stark befahren.
Wir sehen zu, das wir weiterkommen zu unserer Unterkunft und den Tag ausklingen lassen können.
Wir verbingen noch einen schönen Abend mit der Motorradgruppe vom Dalsnibba und ich bin froh, diesem Touri-Overkill für heute entkommen zu sein. Ich weiss jetzt, das das nichts für mich ist, in eine Blechdose eingesperrt zu sein, irgendwo hinaufgekarrt zu werden, und genau 12min 35sek. Zeit zu haben, mir etwas angucken zu können, bevor mich ein Tourguide wieder in den Bus scheucht. Die armen Leute können nicht mal in Ruhe auf die Toilette gehen, weil es so voll ist das sie sonst nur das Sch…haus gesehen hätten bevor sie wieder losmüssen, würden sie sich ihre Notdurft nicht verkneifen…
Erkenntnis des Tages: Wahre Freiheit kann ich nur aus mir selbst heraus erlangen.
Gefaellt mir gut die Seite. Schone Themenwahl.