Albanische Grenze – Podgorica

Wir erreichen am Nachmittag die Grenze zu Montenegro. Das kam jetzt schnell. Wir haben nicht damit gerechnet, schon so nah an der Grenze zu sein, nachdem wir gerade anfingen die -für Albanische Verhältnisse- gut ausgebaute Straße entlang des Sees zu genießen.

Aber gut, auf der anderen Seite geht es ja so schön weiter.

An der Grenze stehen einige LKW und warten auf ihre Abfertigung. Ein Albanischer Grenzbeamter winkt mir zu, ich soll an den LKW vorbei zur Kontrolle kommen. Prima, das dürfte dann ja schneller gehen als wie es zuerst ausgesehen hat. Nicole geht derweil schon mal an den Safe, den wir vor der Fahrt extra im Wagen versteckt verbaut haben, um die Papiere zu holen. Das heißt, sie versucht es. Der Safe hat ein elekronisches Codeschloss und dieses gibt keinen Mucks mehr von sich. Super.

Ich fahre rechts in eine Haltebucht um mir das Problem selbst anzusehen. Vielleicht ja nur ein Bedienfehler. Wie sich herausstellt, ist es leider keiner. Das Ding geht nicht auf. Vermutlich sind bei den schlechten Straßen die wir in Albanien gefahren sind, die Batterien durch die Erschütterungen herausgefallen.

Der Safe hat natürlich eine Mechanische Notöffnung, die mittels eines speziellen Schlüssel bedient wird. Der Schlüssel dazu liegt in Deutschland – ich weiß ganz genau wo…

OK, alles fluchen und lamentieren nützt nix. Selbst wenn die sehr freundlichen Albanischen Grenzer uns noch so raus lassen, werden uns die Montenegrinischen Grenzer auf gar keinen Fall ohne Papiere rein lassen. Also bieten mir die Albanischen Beamten ihre Hilfe in Form einer Brechstange an. Ich greife zu und mache mich beherzt ans Werk das Ding aufzuhebeln. Wird ja schon irgendwie gehen.

Der Safe erweist sich als gute Qualitätsware. Er leistet -so wie ich es auch als Kunde erwarten würde- erbitterten Widerstand gegen die rüde Behandlung. Erst nach über 1h schwitzen und Bustour2016-T31-5Fluchen und nachdem ich das Ding aus dem Wagen brechen musste gibt die Kiste unter dem Einsatz von mir und 2 Grenzbeamten ihren Widerstand auf. Puh. Gott sei Dank. Ich habe mich schon mit einem Schweißbrenner hantieren und anschließend mit angekokelten Papieren weiterfahren sehen.

Wir freuen uns allesamt über die geglückte Aktion; der Ausreisebeamte winkt uns freundlich durch nachdem er die Pässe gestempelt hat und wir rücken vor zur Einreise nach Montenegro.

Dort treffen wir auf einen unfreundlichen und übermotivierten Einreisegrenzer. Ich, schon leicht abgenervt durch die vorangegangene Aktion, reiche freundlich-bestimmt guckend unsere Papiere rüber. Er prüft alles ganz genau, fragt haarklein nach dem wohin und dem was wir da machen wollen. Prüft alle Versicherungspapiere. Stempelt die Ausweise. Reicht sie mir zurück mit den magischen Worten: rechts ran, Kontrolle. Fahrzeug leer räumen.

Ich kann gerade noch so meine Gesichtszüge zusammen halten und komme der Aufforderung nach. Gerade will ich damit beginnen, den Bus leer zu räumen, da kommt ein Ranghöherer Beamter auf uns zu und fragt uns, was wir hier noch machen und ob wir unsere Papiere schon zurück haben. Ja haben wir. Dann sollen wir weiter fahren, er wünscht uns eine gute Reise. Ich schlage die Türen wieder zu, springe in den Bus und kann mich vor der Abfahrt gerade noch beherrschen dem anderen Kollegen eine lange Nase zu zeigen. Aber gegrinst, das habe ich…

Hinter der Grenze kommen wir uns vor wie im Wunderland, feinster Straßenbelag, wir gleiten nur so dahin. Bis plötzlich und ohne Vorwarnung der Teer aufhört und für 15km in besten Schotter übergeht. WTF?! Wir rumpeln die nächsten Kilometer im Schneckentempo dahin und unser Zeitplan ist mal wieder für Nüsse.

Irgendwann ist auch diese Fahrwerkmordende Tortur vorüber und wir erreichen wieder zivilisiertes Gebiet in Form von kleinen Vororten von Montenegros Haupstadt, Podgorica. Hier sind wir mit Aleksandra verabredet, mit der wir im Vorfeld über das Sight-Netzwerk Kontakt aufgenommen haben und die uns schon super Unterstütz hat bei der Kontaktaufnahme mit dem Kinderheim in Herceg Novi.

Wir fahren zu dem verabredeten Treffpunkt, einem netten Lokal etwas außerhalb des Stadtzentrums. Dort gibt es zu unserer Freude eine tolle Spielanlage für Kinder, und Merle kann ihre neuen Krabbel- Kletter und Stehfähigkeiten ausgiebig ausprobieren. Aleksandra kommt wenig später zu uns dazu und wir verbringen einen netten Abend bei leckerem Essen. Die Portionen sind hier so riesig (und das zu einem echt günstigen Preis) das wir nicht alles schaffen und noch viel mit nach „Hause“ nehmen können.

Wir verabreden uns für den nächsten Tag um die Hauptstadt näher kennen zu lernen.

Da ich nach der Safeplackerei gerne Duschen möchte, suchen wir einen Stellplatz in der Nähe mit ebensolchem Angebot. Es gibt genau 1. Gut, dann ist es der. Der Stellplatz erweist sich als Verkehrsgünstig gelegen, zwischen Bahngleis, Stadtautobahn und einem Fluß in einem Tal gelegen. Die Einrichtungen sind einfach, und Vorsaisonbedingt noch nicht im besten Reinigungszustand. Egal, da haben wir schon schlechteres gesehen. Die Freude über eine warme Dusche besiegt alle Vorbehalte.

Die Nacht verläuft etwas unruhig, dafür werden wir aber mit einem tollen Sonnenaufgang zum Frühstück entschädigt.

Den zweiten Tag nutzen wir zum Sightseeing. Podgorica ist eine kleine Hauptstadt, die touristisch noch völlig unerschlossen ist. Zwei Flüsse spalten die Stadt natürlicherweise in drei Teile. In einem liegt die alte, noch von der osmanischen Okkupation in grauer Vergangenheit geprägte Stadt: viele kleine dichte Häuschen, eine kleine Moschee und orientalisch anmutende Gärten. Über den Fluss gegangen dann das genaue Gegenteil: kommunistische Prachtbauten, Hochäuser und breite Strassen. So etwas genau beieinander haben wir noch nie gesehen. Wir besuchen fußläufig den Platz der Revolution und die daran angrenzende Bar-Meile, in der sich Jugend und Studenten im Schatten alter Bäume treffen.

Anschließend besuchen wir „Delta City“, ein modernenes „Kommerzzentrum“ à la CentrO Oberhausen oder Thiergalerie Dortmund, nur kleiner. Wir staunen. Moderne überregionale Ketten halten auch hier langsam Einzug. Anschließend gehen wir wieder in das „Alan Ford“ und lassen Merle spielen.

Am Abend holen uns Aleksandra und Marko ab, um mit uns im etwas außerhalb in einem Canyon gelegenen „Restoran Niagara“ landestypisch essen zu gehen. Wir essen Pitalistatscha (Lagen von Pita (herzhaften Pfannkuchen)) mit Katschamak (ähnlich Kartoffelbrei) und warmen Schafskäse trinken bzw. essen dazu ein joghurtähnliches Getränk. Es schmeckt herrlich. So etwas haben wir vorher noch nie gegessen. Zudem liegt das Restaurant direkt an einem kleinen Wasserfall und wir genießen den kleinen Canyon ein klein wenig zu Fuß. Es gibt dazu auch eine Legende: Der Canyon ist zu tief, als dass Schafe aus ihm trinken können. Daher haben Bauern seit jeder versucht, das Wasser zu stauen. ABer die Flut hat jeden Damm weggerissen. Doch dann kam eine Fee und sagte zu einem der Bauern: du musst den Damm mit Schafswolle festigen. Und als er so tat, hielt der Damm und so steht er noch heute.

Traurig sagen wir auf Wiedersehen und hoffen, uns nächstes Jahr zum Mensa-Rafting im 1. Juliwochenende wiederzusehen.

2 Gedanken zu „Albanische Grenze – Podgorica

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