Am nächsten Tag fuhren wir weiter. Die Asphaltstraße verwandelte sich in eine Schotterpiste und dunkle Ahnungen beschlichen uns. Aber nichts schlimmes passierte und wir erreichten problemlos eine große Landstraße. Nun achten wir darauf, dass die Straßen zumindest so groß sind, dass sie noch mindestens eine fünfstellige Nummernbezeichnung führen. Wir sind auf dem Weg zum Neitvuori, dem höchsten Gipfel Süd-Savos. Dort gibt es einen schönen Wander-Parkplatz (mit eigener Adresse).
Der Weg biegt von der großen Straße wieder ab, erst asphaltiert, dann geschottert, dann biegt ein kleinerer Schotterweg davon ab, rauf und runter kreuz und quer. Christian hat schon wieder Schweiß auf der Stirn, so nah ist uns noch das gestrige Erlebnis. Doch wir sind zuversichtlich und denken uns, dass es ein touristischer Wanderparkplatz ist. Und dieser wird doch wohl auch in Finnland gut zu erreichen sein, oder? Es ging dann auch, aber schön ist anders. Wir stellen den Wagen ab und machen uns (mit Mückenschutz vollimprägniert) auf den schönen 6,5 km langen Hiidenmaa-Rundwanderpfad. Wir genießen die Stille, die bizarre Landschaft aus Wald, Felsen, Flechten und Moosen und steigen anschließend auf den Gipfel, von dem aus wir an einem sonnigen Plätzichen die herrliche Aussicht um Luonteri (einem Teil des Saimaasees) genießen.
Da der Tag noch jung ist, fahren wir noch weiter in Richtung Campingplatz. Uns ist nach dem Abenteuer gestern Abend nach einer Dusche. Wir fahren bis nach Savonlinna, doch der Platz dort sagt uns überhaupt nicht zu. Also 40 km weiter bis nach Punkaharju. Der Platz liegt auf einer Halbinsel direkt in einem See. Dem.. na, wer errät es.. dem Saimaasee. 😉 (Das Seesystem ist wirklich riesig) Dort erholen wir uns erst mal zwei Tage von dem Schreck auf einem wunderschönen Stellplatz keine 5 Meter direkt am See. Da wir mittlerweile wissen, dass jeder Campingplatz in Finnland auch über Grillplätze mit Holz und allem notwendigen Zubehör verfügt, haben wir Grillgut gekauft und lassen es uns bei Wurst und Folienkartoffel richtig gut gehen. (Hinweis: richtig gut ging es uns erst beim zweiten Grillen, nachdem wir wussten, dass wir in Finnland besser auf den Fleischgehalt bei Würstchen achten sollten. 43 % Fleisch bedeutet, dass die Wurst wie ein Maiskolben in Wurstpelle schmeckt. 89 % bedeutet: ist lecker!)
Wir fahren weiter, als die Wetterprognose uns dazu riet. Ein Schlechtwettergebiet kam aus Richtung Deutschland auf uns zu. Wir besuchten die Stadt Savonlinna mit der alten Burg Olavlinna. Die Stadt hat tatsächlich pittoreske Holzhäuschen, einen kleinen Markt und die tolle Burg zu bieten. Ein Softeis und ein paar einheimische Spezialitäten später fuhren wir nach Kerimäki, um die größte Holzkirche Finnlands zu besuchen. Beindruckend groß, geradezu völlig überdimensioniert mutet die Kirche an.
Wir beschließen den Tag auf einem Wanderparkplatz im Wald, den wir mehr oder weniger nach Bauchgefühl zufällig gefunden haben. Er hatte sogar ein Plumpsklo und eine überdachte Grillstelle mit Holz. Und wir grillten schon wieder lecker(!) Würstchen und Folienkartoffeln im Sonnenschein. Dabei hören wir das Gewitter in der Ferne schon kommen. Und so waren wir schon lange wieder zurück im warmen und trockenen Wagen, als das Unwetter losbrach. Das eine oder andere Mal dachten wir, ob es vielleicht keine gute Idee war, im Wald unter Bäumen zu stehen bei Sturm und Regen, aber diese Gedanken waren unnötig.
Am nächsten morgen regnete es nicht mehr. Aber leider konnten bzw. wollten wir den 3 km langen Rundwanderweg nicht nehmen, denn Boden und Fauna waren klatschnass. Das war sehr schade, denn es handelte sich hier wohl um eine sehr sehenswerte und einmalige Landschaftsform aus Kesseln und Rücken in Finnland. Also fuhren wir weiter durch finnisch Karelien, an Joensuu vorbei (das immer noch am Saimaasee liegt) und von dort an auf dem so genannten blauen Weg. Der „sininen tie“ führt von Petrosawodsk in russisch Karelien bis nach Nesna in Norwegen. Auf unserem Weg besuchen wir den höchsten Wasserfall Finnlands, den Korkeakoski in Maaninka (46 m) und die Stromschnellen Huopanankoski in Viitasaari.
Also wir in Vaasa an der Ostsee ankommen, regnet es wieder und die Wolken hängen tief. Schade, so fällt unser Besuch der längsten Hängebrücke Finnlands (zur Insel Replot) aus. Und auch während der Fährfahrt nach Umea in Schweden können wir kaum einen Blick auf den Schärengarten „Kvarken“ erhaschen.