Cotentin – der Westen

Rundreise Tag zwei. Wir Sightseeing-Touristen reihen uns heute wieder nahtlos in die Route des Caps ein und fahren zuerst in Richtung Pointe de Nacqueville. Doch siehe da: Route barree – Straßenarbeiten und Umleitung durchs Inland.


Baie d´Ecalgrain

Dann durch die Berge kurven und weiter zum nächsten Wegpunkt: Dem kleinsten Hafen von ganz Frankreich: Port Racine. Ein hübsches kleines Fleckchen, dessen Touristenparkplatz größer ist als der ganze Hafen. Pittoresk anzusehen und einen Stop wert.

Weiter geht s zum Cap de la Hague zum Phare de Goury. Hier wollten wir unserem Mittagsstop am westlichen Leuchtturm analog zu gestern am östlichen Leuchtturm einlegen. Aber dieser hier hat einen Parkplatz mit Höhenbegrenzung und die Parkplätze für die Wohnmobile waren relativ weit weg ausgelagert. Das gefiel uns nicht, keine Aussicht, kein Flair, weit weg und dazu noch kein Fotografiewetter – keine Wolken, kein Wind und keine Wellen.

Daher fuhren wir weiter. Merle schlief Gott sei Dank seit der Abfahrt bis jetzt durchgehend, so dass wir den Baie d´Ecalgrain ansteuerten. Doch siehe da: Route barree – Straßenarbeiten und Umleitung durchs Inland. Kommt uns bekannt vor. Per Umweg kamen wir dann doch noch ans Ziel, doch auch direkt am Baie waren Kanalbauarbeiten im Gange und alle Picknicktische bereits durch Wanderer belegt.

Daher machten wir auch hier nur einen kurzen Stop und fuhren weiter zum Cap Nez de Jobourg. Mittlerweile war Merle wach und demandierte Essen. Hier gab es einen herrlichen Wohnmobilparkplatz auf der grünen Wiese mit Blick auf die Bucht und den Leuchtturm, die wir grad besucht hatten. Wir stellten uns mit unverbaubarer Aussicht hin und genossen ein herrliches Mittagsmahl dem Picknicktisch direkt nebenan.

Am Tisch neben uns war eine Familie mit zwei kleinen Kindern und so hatte Merle auch gleich ein Pferdchen in der Hand und galoppierte mit dem Mädchen aus Paris davon. Anschließend besichtigen wir die Aussichtsplattform, von der aus man bei gutem Wetter die englischen Kanalinseln sehen kann. Wir konnten im Dunst nur drei erkennen.

Dazu hatten wir aber einen herrlichen Blick auf la Hague. Schon als wir diesen namen das erste Mal auf einem Schild gesehen haben überlegten wir, woher wir ihn kannten. Aber wir kamen erst darauf, als wir das Atomkraftwerk sahen; für Unwissende wie mich: französische Bauart, d.h. keine Kuppel. Sagten wir vorher noch, in Jobourg könnte man herrliche wohnen, idyllisch, hervorragend restauriert und mit Ausblick, überlegen wir uns es jetzt recht schnell anders.

Aber auch dieser Anblick ging vorbei und wir fuhren weiter nach Süden auf der Route des Caps. Zwischendurch besuchten wir nochmal Claudine und Christian, da Christian seine Schuhe bei den beiden im Garten vergessen hatte. Das war ein Hallo; die beiden hatten sich schon über ihren Fund gewundert.


Cap Nez de Jobourg

Dann ging es weiter bis nach Rauville-la-Place, wo es laut France Passion eine Ziegenfarm namens Cheverie des Piotevines gibt. Da wir mit Ziegenbauern bisher gute Erfahrungen gemacht haben, machen wir hier Rast. Diese Farm hat viele Tiere: Ziegen, Schafe, Alpakas, Lamas, Kängurus, Kaninchen, Chinchilla, Wellensittiche und wir konnten sogar 5 Tage alte Babyschafe mit der Flasche füttern. Klingt toll, kostet aber 2 Euro Eintritt pro Person.

Und das, obwohl wir uns vorher schon mit Ziegenkäse, Schafsjoghurt und Schafseis am Stiel (Schokoladeneis – extrem lecker mit Suchtpotential!! (und dem Potential, sehr schnell arm zu werden)) großzügig eingedeckt hatten. Das finden wir dann ein wenig überzogen und zu kommerziell für unser Verständnis. Schade, denn das trübt den ansonsten positiven Eindruck.

Hier sind wir wieder bei der philosophischen Diskusstion zwischen dem Kommerzgedanken einerseits (wie hier) und dem – ich nenne ihn mal – nicht kommerziellen Markt (wie bei Tony Leblanc auf dem Hof les Chevres de la Saffrie). Ich persönlich komme mir bei Bauersleuten, die mehr auf Geld aus sind als auf Begegnung, vor wie ein beliebiger Kunde. Sind die Leute nett, vermute ich, dass sie es nur sind, damit ich mehr Geld hier lasse. Bei Menschen wie Tony, die von sich aus das Geschäft gar nicht ansprechen und dir aus freien Stücken den Hof zeigen, habe ich dieses Gefühl nicht. Natürlich wird auch er hoffen, dass wir etwas kaufen, aber das liegt nicht so sehr im Vordergrund.

Hier kaufe ich persönlich wesentlich lieber ein, um Menschen zu untersützen, denen es nicht nur ums Geld zu gehen scheint. Es ist vielleicht ein wenig so wie beim Pauschalurlaub, wo viele Menschen dem Kellner am ersten Tag ein großes Trinkgeld geben, um dann zwei Wochen von vorn bis hinten bedient zu werden. Ich habe erst am letzten Tag das große Trinkgeld verteilt – und zwar an den, der mich unabhängig vom Geld gerne, nett und gut bedient hat. Das führt zu leuchtenden großen Augen und großer Herzlichkeit.

Es ist spannend. Denn welchen Drive bekommt der Besuch auf dem nächsten Bauernhof, dem nächsten Campingplatz? Es ist für mich oft der Unterschied zwischen „abkassiert werden“ und herzlicher Begegnung, Interesse und natürlich nebenbei auch Kommerz. Die Ziegenfarm heute hat für uns nicht viel mit dem ursprünglichen Gedanken eines Bauernhofs zu tun, auch nicht mit dem Anspruch von France Passion. Dies scheint eher ein weiterer Zweig zu sein, Leute herzulocken, um Geld mit ihnen zu machen, ohne das Interesse an Austausch oder Begegnung.

Frage des Tages: Was ist dir wichtig? Sehe ich einen Unterschied, der so groß vielleicht gar nicht ist, sondern nur Nuancen der gleichen Seite der Medaille? Wie ist deine Meinung dazu?

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