Fähren kommen, Fähren gehen

Der heutige Morgen beginnt für uns wieder spät, dafür mit viel Sonne und traumhaften 22 Grad, als ich den Morgenspaziergang mit Floki zum Strand mache. Ich knietief im kalten Wasser, Floki ganz drin.

Friedjof meinte später, dass das Wasser hier besonders kalt ist, weil so viele Gletscherzungen des Svartisen in der Nähe ihren Zulauf haben. Fühlt sich heute morgen genau so an.

Nach dem Frühstück gehen Christian und Merle hier in dem der Rezeption angeschlossenen Angelshop – Entschuldigung – in den Angelshop mit angeschlossener Rezeption einkaufen. Der Fachmann begutachtet die Ausrüstung und alles soweit in Ordnung, nur die Schnur hält nicht genug aus. Er wechselt sie sofort vor Ort aus. Er erklärt auch, dass die Fische, die Merle und er gestern geangelt hatten, Köhler waren (Pollock auf Englisch, Sei auf Norwegisch) und von der Größe her auch vollkommen in Ordnung gewesen sind, um sie zu essen zu können.

Gegen Mittag fahren wir los. Wir haben Zeit, denn die einzige Fähre nach Gjeröy geht um 18:30 und bis dahin sind es laut Navigation drei Stunden. Bei schönstem Wetter und 26 Grad fahren wir den Kystriksvegen nach Süden.

Wir kommen vorbei an der Insel Sandhornöya mit ihren vielen Sandstränden. Viele Norweger biegen hierhin ab, vorbei an Storvik mit seinem langen Sandstrand, voll mit Wohnmobilen und Menschen. Wir machen unsere Rast dagegen am Rastplatz Holandsfjord mit Blick auf die Gletscherzungen des Svartisen.

Im Sonnenschein sitzen wir draußen in den Blumen, trinken Tee und essen Kanelknuter. Floki geht mit uns eine kleine Runde um das Kunstwerk und Merle spielt wieder ihre „Kopfspiele“. Anschließend fahren wir weiter zum Fährhafen Furöy. Hier gibt es drei Linien zum anstehen. Da die ersten beiden voll sind, stellen wir uns in die dritte.

Die Fähre kommt. Es kommt genau eine Linie (1) mit. Die Fähre geht. 30 Minuten warten. Die Fähre kommt. Es kommt genau eine Linie (2) mit. Die Fähre geht. 30 Minuten warten. So hatten wir uns das nicht gedacht. Und auch nicht im Zeitplan einkalkuliert. Es sind wirklich viele Touristen auf der Route unterwegs. Die Fähre kommt. Es kommt genau eine Linie (3) mit. Wir sind an Bord! Und natürlich gab es Schlingel, die sich dazwischenmogeln wollten, doch diese wurden von den anderen Wartenden zurecht gewiesen.

Ab Aagskardet geht es weiter über eine Halbinsel, die nur über Fähren mit dem restlichen Festland verbunden ist. Die Landschaft hier ist wieder völlig anders. Die Berge sind runder, haben weniger Vegetation und sehen aus wie auf dem Mond. Nach kurzer Fahrt kommen wir in Jektvik an. Rechtzeitig. Wir haben etwa 45 Minuten Wartezeit. Wir kaufen uns am Kiosk ein kleines Softeis mit Schokopuder für schlappe 65 Kronen (etwa 6 Euro). Das musste für uns alle vier reichen. Tat es auch, denn es schmeckte ziemlich nach Dosenmilch und war nur bedingt lecker. Lakritzstreusel hatten die leider auch nicht. Dafür gibt es hier in einer alten Telefonzelle einen Bücherschrank,. in dem ich mir das Kinderbuch „Jaspis“ ausleihe.

Hier in Jektvik gehen zwei Fähren ab. Eine große geht die FV17 nach Süden weiter  nach Kilborgshavn und eine kleine geht auf die Inseln bis nach Tonnes. Letzter nehmen wir. Alle in der Reihe wollen nach Rödöy. das ist ein beliebtes Touristenziel und auch wir werden gefragt, ob wir dorthin möchten. Unsere Antwort „Nei, til Gjeröy“ sorgt dann immer für Stirnrunzeln. Vielleicht sollte man es für die Kontrolleure von der Fährgesellschaft so machen: einmal im Jahr kommt ein rotes Wohnmobil, das nach Gjeröy möchte. Wer es kontrolliert, hat 365 Tage Glück.

Immer wieder lustig finde ich, dass die große Fähre um 18:25 und die kleine um 18:30 Uhr am selben Anleger anlegt. Das passt nie und das kleine Schiff muss Kreise im Hafen drehen.

Wir genießen die Fahrt über Rödöy nach Gjeröy an Deck im Sonnenschein. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde. Nach Rödöy haben wir das Schiff fast für uns alleine. Im Hafen von Gjeröy angekommen wartet Fritjof schon in seinem Auto auf uns und geleitet uns zum alten Schulgebäude der Insel (das wir auch besuchen durften). Auf dem Weg liegen nun Schafe idyllisch herum (denn es gibt nun keine Kühe mehr auf der Insel; und alle Einwohner mussten Zäune anschaffen, wenn sie Blumen lieben).

Hier auf der Wiese des Schulhofs können wir stehen. Die Schule wurde dauerhaft geschlossen, da es nur ein Kind auf der Insel gibt. Das fährt jetzt jeden Morgen mit dem Hurtigboot nach Rödöy zur Schule. Es gab jemanden, der die Schule kaufen und zu einem Campingplatz ausbauen wollte, doch die Kommune und die Nachbarn haben das nicht gewollt. Die alte Post ist dieses Jahr auch verkauft worden und wird nun zu einem AirBnB umgebaut.

Fritjof erzählt, dass die Kommune Menschen, die Ideen für die Insel haben, ein Jahr lang Wohnraum kostenfrei zur Verfügung stellt. Die Insel hat mittlerweile nur noch 50 Einwohner. Neue Ideen sollen her. Wir verabschieden uns von ihm, da es schon spät ist, bis morgen. Fix essen wir noch zu Abend, bevor es schon Zeit ist, unter taghellem Sonnenschein um 22:30 Uhr ins Bett zugehen. Aktuell (Anfang August) werden die Tage hier jeden Tag 6 Minuten kürzer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Ähnliche Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben