Der letzte Morgen in Norwegen ist gekommen. Etwas wehmütig ist uns zumute. Die letzte Hunderunde, die letzten Brötchen kaufen, das letzte Frühstück draußen im Wind.
Heute haben wir Ostwind. Indie Bucht ist nicht mehr still, sondern es gibt Wellen mit kleinen Schaumkronen. O wie gern hätte ich das mit dem SUP ausprobiert heute, aber das liegt schon verstaut im Kofferraum. Es hätte nichts passieren können, denn die Buxht ist seicht und der Wibd würde uns an den Strand zurück wehen . Ich hoffe auf ein nächstes Mal.

Beim Frühstück sinnieren wir über diesen Urlsub, der so anders verlaufen ist als geplant. Es kommt immer wie es kommt und Gltt lacht, wenn Menschen Plöne schmieden.
Wir sind mittlerweile recht gut darin, flexibel zu reagieren, obschon wir dieses Jahr gerne mehr gewandert wären. Aber wollten wir das wirklich gegen 4 Wochen schönstes Badewetter eintauschen?

Dieses Msl haben wir auch nicht den Elch gesehen und auch keine Moltebeeren gepflückt. Dafür hat mich die Zecke gebissen und Christian hat die Wespe hier erschlagen. Das ist ganz amüsant, denn die Norweger haben in diesem Jahr eine „Wespenplage“. Das – so unsere Multimomentaufnahme – bedeutet, dass immer nacheinander eine recht langsame Wespe zum Tisch kommt. Und nicht wie bei uns, dass du um die 20 Wespen auf deinem Erdbeereisbecher drumrum essen musst.

Wir fischen Merle vom Trampolin, kaufen noch ein Unterwegseis, Merle und Elida tauschen Nummern aus und dann fahren wir los. Unsere erste Station ist der Rema 1000 in Bie bei Grimstad.
Wir kaufen hier 10 Packungen Polarbrød für die Übernachtungsparty von Merle am kommenden Wochenende. Ein kleiner Gruß aus dem polaren Norden sozusagen.

Dann geht es weiter zum Fähranleger in Kristiansand. Wir fahren mit Fjordline um 14:20 und das Schiff heißt Bergensfjord. Die Baggerarbeiten zur Erweiterung der Fähranlage ist noch immer im Gange. Merle sieht sofort den einen Bagger, der Merlo heißt.
Über ihren Namen sinnierend meinte sie dann, dass sie statt Merle Lieber Seele heißen möchte, da sie den See lieber mag als das Meer (wegen des Salzgehaltes).

Wir packen also unseren Rucksack – Essen, Trinken, Jacken, Handys und stiefeln an Bord. Was vergessen wir für internationale Gewässer? Unsere Bücher! Die Handys schalten wir lieber sicherheitshalber in den Flugmodus.
Auf dem Achterdeck ist es richtig windig. Der gute Nordostwind bleibt uns erhalten. Wir setzen uns in die Loungemöbel. Leider waren nur Schattenplätze frei, denn wir waren fast die letzten, die an Bord durften.
Dabei waren wir mit die ersten, die in der Warteschlage standen. Wonach die die Reihen ins Boot gerufen wurden, hat sich uns nicht erschlossen. Wir standen in Reihe 12 und Reihe 11 – auch mit Wohnmobilen – wurde in der Zeit, die wir dort standen, 3 mal gefüllt und geleert. Aber egal, so fuhr das Sxhiff schon, als wir an Deck ankamen. Auch schön mitzuerleben. Reframing ftw!

Wir holten Knabbersachen heraus. Nüsse, Kekse und Kranbeeren. In einem unaufmerksamen Moment leckt Floki Merles Tuc an. Großes Gekreische, dann bekommt der Hund den Keks. Ich hoffe, dass er das nicht als Strategie mitnimmt: anlecken, damit es mir gehört.
Als mir kalt genug war auf meiner Loungecouch in Schatten und Wind, gab ich mein Statussitzmöbel auf und schwankte durch den Sturm. Zuerst mit Merle in den Duty Free Shop – Mentos für alle auf dem Kindergeburtstag und eine Überraschung für Marianne – gingen wir fix wieder an Deck. Unter Deck wurde uns beiden extrem übel.

Ich wankte weiter durch den Sturm bis zum Hubschrauberlandeplatz. Hier legte ich mich auf den nackten Boden – windstill und sonnig war mein harter Platz. So „hart und unbequem“, dass ich sofort einschlief.
Erst Merle und später Christian kamen mich suchen, gaben mich aber schlafend nicht gefunden. Erst an der Sohle meiner Barfußschuhe hat Christian mich schlussendlich erkannt. Dann haben alle ihre Couch aufgegeben zugunsten eines Sonnenplatzes.

Natürlich rollten wir fast als letztes von der Fähre. Wie beim letzten Mal machten wir eine kurze Rast am Park an der Søndergade in Hirtshals. Hier gibt es überdachte Tische, einen Spielplatz sowie einen Ententeich mit Spazierweg drumrum.
Wir machten gefüllte Tortillas – also eigentlich Tacos – gingen Gassi und freuten und, dass wir etwas windgeschützt saßen und nicht alternativ auf den großen Sandstrand gefahren sind. Und doch ist es so windig, dass Christisn den reichlich mit Ketchup dekorierten Tortilla von Merle abbekommt. Wir wussten bisher nicht, wie gut die Dinger fliegen können. Das war – zumindest für mich – ziemlich lustig.

Frisch gestärkt geht es weiter. Wir wollten noch 5 Stunden bis durch den Elbtunnel fahren. Aber irgendwie waren wir alle viel zu müde und kamen nur bis Skanderborg. Hier gibt es den tollen Rastplatz „fuglsang“. Hier darf man 25 Stunden parken, es gibt einen Spielplatz und einen Wanderweg, Picknicktische und ein WC. Und das Beste ist: man hört die Autobahn kaum, geschützt durch Bäume und Entfernung. Ist und abends um 22:30 Uhr aber alles egal, wir fallen einfach nur ins Bett.
Erst am nächsten Morgen genießen Floki und Christian die schöne Runde durch das dänische Hügelland, vorbei an Büschen mit Klopapier bis hin zu reetgedeckten Häusern (mit scharfen Wachhunden) und einem Aussichtshügel.

Wir genossen noch einen Tee an der einzigen Bank, die schon in der Sonne stand und Merle besuchte kurz den Spielplatz. Ein Däne fegte den Rastplatz, pickte Müll auf und flämmte Unkraut ab. Ich verdankte mich bei ihm für den tollen Job, denn im Gegensatz zu den üblichen Müllbergen an deutschen Raststätten ist es hier schon fast gemütlich sauber. Skandinavisch halt. Er freute sich sehr und sagte, dass das notwendig sei, da viele Menschen den Platz hier besuchen. Das sehen wir genauso. Warum klappt das bei uns nicht? Vielleicht kommt das ja noch irgendwann.
Dann fahren wir weiter bis nach Kollund, einem kleinen dänischen Ort an der Flensburger Förde. Hier am Segelbootverein gibt es einen kleinen Parkplatz direkt an der Ostsee mit Blick auf Deutschland. Das erkennen wir an der Fshne auf dem Turm in Flensburg.

Die Gegend hier ist sehr mondän und Floki darf auch nicht auf der Vereinswiese spielen. Macht nichts. Wir haben einen tollen Blick auf Förde, Segelboote, Kanuten und Touristen im Sonnenschein während wir frühstücken.
Dann fahren wir über die Grenze nach Deutschland. Was fällt auf der Autobahn sofort auf? Die ruhige und gleichförmige Fahrt ist vorbei, es erscheint hektischer, ruckartiger und stressiger. Und es hat sich sonst nichts verändert, weder mehr Autos noch andere Fahrbahnverhältnisse. Liegt es am fehlenden Tempolimit?

Und was noch? In Dänemark sind wir durch mehrere lange Baustellen gefahren. Auf jeder Baumaschine saß jemand und arbeitete. In Deutschland gibt es auch viele Baustellen. Aber dort sind kaum oder keine Arbeiter zu sehen.
Später im Elbtunnel – wie viele Jahre gibt es hier drumrum Baustellen und wie viele Jahre ist hier schon mindestens eine Fahrröhre gesperrt? Natürlich gibt es dort wieder mehr als 60 Minuten Stau – und das zur Mittagszeit im „Stautief“.

Die Stautournee durfte ich fahren. Vor dem Tunnel, im Tunnel und hinter dem Tunnel sowie bei Tötensen gab es Stau durch Baustellen. Hier wurde zumindest überall sichtbar gearbeitet. Danach hatte der weltschlechteste Beifahrer genug von der weltschlechtesten Bussi-Autobahn-Schleicherin und wollte den drohenden 45-Minuten-Stau bei Bremen lieber selber über die Dörfer umfahren. Das kann er gut und ich kann gut via Karte und Navi anleiten. Es ging durch Weltorte wie Achim und Thedinghausen. Gute Orte zum tanken und ein Stieleis essen.
Wir wechselten am Rastplatz Stellheide, der von uns das Prädikat „beschissenster (sic!), stinkendster und dreckigster Parkplatz den wir je gesehen haben“ bekommt. Eine Schande für Deutschland. Unfassbar wirklich.

Unsere letzte Pause war wie immer Damner Berge. Das ist schon fast wie „in der Heimat ankommen“. Hier zünden wir ein Kerzchen an und bedanken uns für die sichere und erlebnisreiche Reise.
104 Stunden Fahrtzeit und 6890 km später. Und alle 950 Vokabeln im Vokabeltrainer, die noch fehlten, heute alleine 500. Auf einen schönen Abend beim Griechen Ola Kala in der Stadt zuhause.

Und danach den Garten angeschaut – 6 Wochen haben die Rosen explodieren lassen. Wie bei Dornröschen kein Durchkommen mehr.
