Weiter gehts in Norwegen die E6 hinauf. Wir schauen uns ein paar „Helleristninger“ (Felsenmalereien) an, queren den Tysfjord mit der Fähre und erreichen die Hafenstadt Narvik. Deutlich merkt man hier die Verbindung zur Eisenerzstadt Kiruna in Schweden. Wir nutzen die Stadt zu einem gemütlichen Einkauf in diversen Lebensmittel- Bau- und Einrichtungsläden. Kann es eigentlich sein, dass „Jysk“ das dänische Bettenlager ist?
Anschließend biegen wir auf die E10 ab, den König-Olovs-Weg. Er führt uns direkt nach Schweden und den schönen riesigen See Torneträsk. Hier sehen wir auch das Tor Lapplands, das Lappenporta, wo wir in Abisko einen Stop machen. Da heute Christians Geburtstag ist, versuchen wir an Kaffee und Kuchen zu kommen. Wir finden ein Bergrestaurant (Tripadvisor: excellent), waren dann aber doch zu geizig, um für ein Stück Kuchen 13 Euro auszugeben. Also fahren wir weiter. Wir kommen an ein Wandererheim. Der Wanderweg „Kungsleden“ geht direkt bis Abisko. Dort schauen wir im Restaurant vorbei: Kuchen 11 Euro. Für Wanderer aus der Wildnis vielleicht okay, für uns nicht. Noch weiter geht´s. Wir finden eine Tankstelle mit angrenzendem Süßwaren-Lagerverkauf und Restaurant. Hier wurden wir dann zu gemäßigten Preisen fündig und genossen Erdbeerkuchen und Klödkaka, klebrigen Karamell-Schoko-Klatschkuchen.
Für die Übernachtung haben wir einen Parkplatz mit Entsorgung und WC direkt hinter der Stadt (Stadt bedeutet hier etwa 50 Häuser) empfohlen bekommen. Doch leider wird hier der Belag der E 10 erneuert und der Parkplatz von der Baufirma belagert. Wir fahren daher weiter und nächtigen direkt am schönen See gelegen auf einem Parkplatz „ohne alles“. Gen Westen hatten wir ein grandioses Panorama über den See bis zu den Bergen Norwegens, über den sich einige Wolken zusammenbrauten und dann weggeweht wurden. Auf der anderen Seite sahen wir eine riesige Wolkenfront wabern, die laut Wetter-App auf dem Handy 14 Tage Regen bringen soll. Na das kann ja was werden. Wir beschließen bis zum nächsten Morgen zu warten und dann zu entscheiden, ob wir weiter fahren oder zurückkehren in das gute Wetter Norwegens.
Nachts fing es an zu regnen und der Regen hielt am morgen an. Ab etwa 9 Uhr kamen Baustellenfahrzeuge und kippten alle 5 Minuten Schutt auf einen neu angelegten Haufen. Das vertrieb uns und die anderen Wohnmobile, die hier bislang gemütlich standen. Ein Blick auf die Wetter-App sagte uns, dass wir „nur“ die Schlechtwetterfront in Schweden durchqueren müssen, um wieder auf der Sonnenseite des Lebens anzukommen. Also ging es weiter durch den strömenden Regen nach Kiruna. Bei keinem anderen Wetter hätte ich diese triste Bergbaustadt sehen wollen. Auch hier gingen wir auf große Shopping-Tour und allein der Weg vom Auto zum Einkaufscenter durch den strömenden, waagerechten Regen war ein Erlebnis.
Wir waren seit Sjöbakken auf der Suche nach einem Tritt, um besser in das Reisemobil einsteigen zu können und Merle den Einstieg überhaupt ermöglichen zu können. Anscheinend sind alle Skandinavier groß genug, denn so etwas gibt es hier nicht. Zwischendurch fanden wir mal einen „Eisprinzessin“-Babytritt für 10 Euro, den wollten wir aber absolut nicht haben (und wir wiegen auch mehr als 40 kg, die das Ding nur hält). Hier fragten wir dann jemanden, wo der nächste Ikea ist. Schließlich sind wir hier in Schweden. Antwort war: „In Haparanda“. Okay, das ist Finnland und etwa 450 km entfernt. Zähneknirschend kaufen wir daher den einzigen Tritt, den wir nördlich des Polarkreises finden können. Er heißt „Sally“, ist für Babys und hält 100 kg aus (was haben die hier für Babys??). Kostenpunkt: „nur“ 19 Euro.
Weiter gehts durch das große Nichts nach Vittangi, wo wir bei Sonnenschein in einem kleinen Café einen tollen Salat mit Lachs (entpuppt sich hier als Lachs mit Salat, denn Lachs ist hier die günstigste Zutat) und anschließend ein tolles Stück selbstgemachte Erdbeertorte (für 2,50 Euro) genießen. Für Merle gab es sogar eine Spieleecke, in der sie sich austoben konnte.
Anschließend ging es weiter über Kaaresuvanto bis nach Palojoensuu. Der „Ort“ liegt direkt am Fluss Könkämäeno, der die Grenze zwischen Schweden und Finnland bildet. Wir sind also hier in Finnland und wir stehen direkt am Fluss. Wir schauen auf die gegenüberliegende Seite und wissen, dass es dort lustigerweise eine Stunde eher ist als bei uns. Hier zieht Abends ein „läppisches“ Gewitter über uns, das nicht von schlechten Eltern ist. Anschließend ziehen die Wolken von dannen und es wird nachts heller, als es den ganzen Tag über war. Lappland ist irgendwie lustig.
Anschließend führt uns unser Weg durchs Samenterritorium weiter durch Norwegen nach Kautokeino und Karasjok. Den Weg kann man mit einem Wort beschreiben: Taiga. Grenzenlose Birkenwälder, Hügel, Seen und ab und an eine Kiefer. Dazwischen kaum menschliche Ansiedlungen. Zwischen: „ab jetzt könnten wir uns ein Café suchen“ und dem Finden eines solchen lagen 1,5 Stunden. Das Café, das so ähnlich wie Nazgul hieß bestand dann auch nur aus einen in Facebook surfenden Jugendlichen und zwei Kannen Kaffee zum Selberzapfen.
Frisch gestärkt und etwa 10 Mückenstiche später ging es weiter und für die recht monotone Landschaft entschädigte uns dann wieder in Finnland angekommen die Straße Nr. 92. Es ging auf und ab wie auf einer Achterbahn, während uns links und rechts die Rentiere eine gute Fahrt wünschten. Schlussendlich kamen wir in Inari am Inarisee an. Der von uns avisierte Campingplatz war leider komplett belegt und so wichen wir auf den zweiten aus, der von einem lustlosen Mann geführt wurde, aber herrlich in einer Halbinsel im See gelegen war. Gut, wir mussten etwas diskutieren, um von unserem Feuchtwiesenplatz auf einen geschotterten wechseln zu dürfen. Es hatte zuvor heftigen Starkregen gegeben und wir hatten Mühe, der Morastfalle zu entkommen. Dafür standen wir dann sicher direkt am See und nach dem scheinbar üblichen Abendgewitter in Finnland konnten wir eine herrliche Mitternachtssonne bewundern.