Nach zwei schönen Tagen gehts weiter nordwärts. Die Nächte werden nun schon nicht mehr richtig dunkel. Wir fahren nach Lettland, genauer gesagt nach Ventspils. Wir haben gehört, dass dies ein lauschiges Städtchen sein soll. Der Campingplatz liegt an einem schönen weitläufigen Sandstrand, das nach Tripadvisor beste Restaurant der Stadt liegt nur einige 100 Meter entfernt. Wir laufen sogar bis in die Innenstadt, auf den Markt und zum Hafen. Nur eine Eisbude, die finden wir leider nicht. Vielleicht noch eine Marktlücke…
Dann fahren wir weiter nach Norden, dorthin, wo sich Ostsee und die Bucht von Riga treffen. Dort gibt es einen tollen ursprünglichen Strand, flaches warmes Wasser und im „Eck“ jede Menge Verwirbelungen und Strömungen. Wir ziehen unsere Schuhe aus uns springen ins etwa 5 cm tiefe lauwarme Wasser mit Merle. Dort lernt sie ihre ersten Schritte unter unserer Führung laufen und sie – und wir – sind total glücklich. Nachteil ist: sie wollte nicht mehr aufhören zu laufen. Und ab und zu wollte sie sich ins Wasser setzen. Das war lustig. Nach einem tollen Nachmittag fahren wir weiter nach Jurmela.
Von dort aus ging es am nächsten Tag weiter in das östlich von Riga grenzende Gaujas-Naturschutzgebiet. Dort wollten wir „Lettlands größte Höhle“ besuchen. Wir fahren dafür in den schönen Ort Gauja und landen in einer Absperrung. Es fand ein berühmtes Radrennen statt und wir konnten nicht weiter fahren. Also machten wir aus der Not eine Tugend und besuchten das Radrennen und das Spektakel drumherum. Wie sich dabei herausstellte, war die Höhle „nur 1 km“ entfernt und fußläufig demnach problemlos erreichbar. Der eine km stellte sich zwar als 4 km heraus, war aber dennoch kein Problem. Die Höhle selbst war süß und es entspringt eine Quelle in ihr. Es geht die Legende, dass wenn man daraus trinkt, die Liebe im Leben ewig währt. Also erstmal einen großen Schluck nehmen und Merle das Gesicht damit waschen. Manchmal ist ja an solchen Legenden was dran 🙂
Dann ging´s weiter in Richtung Küste und die schöne Küstenstraße hinauf bis 10 km vor die estnische Grenze. Kurz hinter Salacgriva fanden wir das „Il Capitano“, wo wir mit unserem Auto direkt am Strand gestanden und den Sonnenuntergang genossen haben. Was für ein würdiger Abschied, den uns Lettland da bietet!
Am nächsten Tag wissen wir noch nicht genau wohin in Estland. Wir wollten das vom Wetter und von unserer Lust, mit dem Auto nach St. Petersburg zu fahren, abhängig machen. Das Wetter war toll, somit schied Tartu und das „Zimmer des verrückten Wissenschaftlers“ als Ziel aus. Wir fuhren hoch bis kurz vor Tallinn und bogen dann nach Paldiski ab. Eine trostlose Stadt voller trostlos wirkender Menschen. Den Leuchtturm, den es dort geben sollte, fanden wir nicht. Daher fuhren wir weiter auf der Küstenstraße bis kurz nach Keila-Joa. Die Straße führt an einer Steilküste entlang, die von einer Verwerfung gebildet wurde, die von Schweden bis Russland reicht. Wir fanden einen kleinen Parkplatz direkt am Meer und verbrachten die Nacht bei grandioser Aussicht im Auto innerhalb eines riesigen Mückenschwarms. Direkt neben uns brüteten Möwen. Das haben wir aber erst bemerkt, als sie uns bei einem Spaziergang angegriffen haben.
Am nächsten Tag statteten wir Tallinn einen Besuch ab. Die hübsche Altstadt mit ihren Kirchen und der Stadtmauer und den nett restaurierten Häusern ist sehr hübsch anzusehen. Eine Kirche war zu einem Museum umfunktioniert worden und kostete Eintritt. Wir waren erstaunt und der Guard sagte zu uns: „This is Estonia“ – der Kapitalismus scheint angekommen zu sein. Christian musste ich auch fast reanimieren, als wir für 2 Kugeln Eis 5 Euro bezahlen mussten. Anschließend fuhren wir weiter in das Lahemaa-Naturschutzgebiet. Dort trafen wir wieder auf Roland, den wir als Motorradreisenden in Skradin in Kroatien das erste Mal getroffen haben. Er ist von dort aus über Albanien, Griechenland und das schwarze Meer bis in das Baltikum gefahren und wie wir auch auf dem Weg zum Nordkap. Wir verfolgen seit Kroatien seine Reise auf Instragram unter #Rolusontour.
Am nächsten Tag wollten wir wandern gehen. Leider regnete es in Strömen, daher änderten wir unsere Pläne, fuhren nach Tallinn und nahmen die Fähre nach Helsinki. Eine gute Idee, denn Petrus ließ es auf dieser Route immer weniger regnen und wir hatten eine sonnige Überfahrt und Ankunft in Finnland.