Lofoten Teil 2
Am nächsten Morgen nutzen wir die Zeit und den schönen Platz im herrlichsten Sonnenschein und schauten einmal über das Auto. Dabei bemerkten wir einen Fleck unter dem Auto, den wir rasch als frischen Dieselfleck identifizierten. Wir machten daher am Vormittag einen Abstecher nach Leknes (wieder mit „Erdbeerwahnsinn“) und fuhren eine Werkstatt an. Die erste hatte keine Zeit und schickte uns nach Gegenüber. Dort hatte man auch keine Zeit und schickte uns zur Tankstelle. Dort schaue jemand nach kurzer Wartezeit drüber und sagte, dass wäre Kondenswasser aus der Klimaanlage. Das wäre bei dem heißen Wetter so. Diesel? Achso.. Ja nee, man hat hier keine Hebebühne und schickt uns zu einer LKW Werkstatt. Dort angekommen hat man keine Zeit für uns und empfiehlt uns eine Werkstatt am Flughafen, die wirklich jeden nehmen würde.
Na gut, alle guten Dinge sind fünf. Dort hat man Zeit für uns. Aber erst nach der Mittagspause. Mittlerweile war es schon fünf vor 12. Also frönten wir schonmal den Mittags-Erdbeeren und warteten 45 Minuten, dass die 15-minütige Pause zuende geht. Wie gesagt, hier ist alles sehr relaxt. Auch das Arbeitsverhalten. Dann ging´s hoch auf die Hebebühne. Die Schweißnaht am Tank ist rostig und undicht geworden. Das geht leider nicht auf die Schnelle zu reparieren und ab morgen habe die Werkstatt 3 Wochen Urlaub, sagte man uns. Tip: nut halbvoll tanken. Kosten: umgerechnet etwa 40 Euro. Nicht fürs tanken. Fürs nachschauen…
Gut, nachdem wir also den herrlichen Sommertag bis um 13 Uhr an unzähligen Werkstätten verbracht haben gönnen wir uns ein Softeis mit Laktritzstreusel und fahren weiter. Unser Ziel ist ein Campingplatz am Strand. Ich hatte die Zeit genutzt und dort angerufen und als Antwort bekommen, dass man dort um 11 Uhr bereits ausgebucht gewesen wäre. Ich solle es beim Campingplatz nebenan versuchen. Den habe ich allerdings eine Stunde lang nicht erreicht.
Also fahren wir auf gut Glück weiter auf die Insel Flakstadöya. Hier windet sich die E10 um den Flakstadpollen, einem kleinen „Fjord“, der nur 18 Meter tief ist und die herrlichsten strahlenweißen Sandstrände überhaupt besitzt. Für mich bisher mit der schönste Ort in Norwegen, den ich gesehen habe* (*gilt nur bei schönem Wetter). So viele Sandstrände haben wir hier nicht erwartet. Wir finden den Campingplatz namens Skagen, der direkt an einem dieser Strände liegt und ergattern den letzten PLatz mit Elektrizität mitten in den Dünen. Die Beistzer sagen, dass die Norweger „go crazy“ bei dem schönen Wetter. Es sei erst der dritte Schöne Tag in diesem Jahr (und wir haben MItte Juli) und alle stürzen sich an die Strände, sobald sie können.
Der Strand ist nicht ganz so eindrucksvoll schön wie in Haukland, aber dennoch wunderschön mit weißem Korallensand, Felsen und Dünen. Hier spielt Merle wieder nackelig im kristallklaren Wasser und es ist eine Freude, ihr dabei zuzusehen. Nur ab und zu müssen wir sie davon abhalten, zu tief ins Wasser zu krabbeln. Ganz ehrlich: Sandstrände, 30 Grad im Schatten und strahlenden Sonnenschein haben wir hier in der Arktis nicht erwartet. Was für ein Glück und was für ein Unterschied zu den kalten Regentagen zuvor!
Diesmal warten wir wieder auf die Mitternachtssonne, haben sogar Batterien gekauft und erleben leider wieder die allabendlichen Schönwetterwolken. Ein Blick auf die App zeigt uns mit Schrecken, dass wir schon wieder so weit südlich sind, dass die Sonne hier sogar für eine Stunde hinter dem Horizont verschwinden wird. Also keine Mitternachtssonne mehr. Schnief. Am späten Abend ziehen dann noch Nebelwolken die Küsten hinauf und bieten uns ein herrliches Schauspiel der ganz anderen Art.
Der nächste Morgen ist gar keiner. Wir schauen hinaus und sehen den kompletten Whiteout. Nur Nebel. Schade. Eigentlich wollten wir noch mehr von den Lofoten sehen. Wir fahren daher betrübt weiter die E10 in Richtung Süden, denn wir wollen bis auf die letzte der großen Inseln, Moskenesöya, fahren. Wir fahren die Brücke über den Krakasundet und trauen unseren Augen nicht. Strahlender Sonnenschein und statt 10 Grad wieder 25. Wir ziehen etwa 3 Lagen KLeidung aus und fahren hocherfreut weiter. In Reine machen wir DAS Touristenfoto von den Lofoten schlechthin bei herrlichstem Sonnenschein mit ein paar Nebelbänken im Hintergrund in den Bergen.
Dann beginnt die weitere Routenplanung. Das neu gewonnene schöne Wetter wollen wir nutzen, um noch den Rest der Lofoten zu sehen, den wir bisher noch nicht bereist haben. Daher entscheiden wir uns gegen die Fähre von A nach Bodö auf dem Festland und fahren die E10 wieder zurück. Wir besuchen dabei noch das kleine Dörfchen Sund und essen auf der Sonnenterrasse im Café des Motorenmuseums hausgemachte Waffeln. Zurück durch den Nebel im Norden der Inseln geht die Straße weiter im sonnigen Süden der Lofoten. In Leknes gibt es mittlerweile den „Hinbeerwahnsinn“ und wir decken uns mit Him- und Heidelbeeren ein. Die Erdbeerzeit, die auf unserer Reise im März in Italien begann, scheint jetzt Ende Juli in Norwegen endgültig zu Ende zu sein. Da wir noch etwas Zeit haben, besuchen wir noch die im Reiseführer als „must see“ beschriebene Stadt Henningsvaer. Eine nette Stadt in der es sehr teures Softeis (mit salzigen Lakritzstreuseln!!) gibt. Die pittoresken Stockfischlager sind allerdings im Sommer leer und daher bleibt die Stadt für uns heute als „ganz nett aber touristisch überlaufen“ in Erinnerung.
Wir entscheiden uns nach einem Blick auf die Wetter-App, die für den nächsten Tag noch relativ gutes Wetter voraussagt, gegen die Fähre von Svolvaer und für die weitere Fahrt durch die Lofoten und Vesteralen bis nach Lödingen. Wir übernachten an dem wunderschönen Aussichtspunkt „Austnesfjorden“ und können dort beobachten, wie am frühen Abend Nebel und Wolken aus den Bergen kriechen und sich langsam aber stetig in den Fjord schieben. Die Touristen, die dann erst zum Aussichtspunkt kamen, zuckten nur die Achseln, weil sie keine Aussicht mehr sehen konnten. Was haben wir ein Glück gehabt! <3