Nin – Plitvic – Senj

Am nächsten Morgen brechen wir aus Nin auf. Der Besuch der pittoresken Altstadt muss leider entfallen, da Merle im Auto eingeschlafen ist. Wir nutzen die Zeit und machen Meter. Unser nächster Zielpunkt sind die Plitvicer Seen. Wir suchen uns am frühen Nachmittag in einem nahen Ort einen kleinen Campingplatz. Das Bear Camp wird familiär geführt und liegt in einer Landschaft, wie sie auch im Allgäu sein dürfte. Schnuckelige Berghäuschen, grüne Wiesen und Wälder inmitten von Bergen. Die Sonne scheint und Merle tobt sich auf der Wiese aus.

Ivan, der Besitzer fährt uns gegen einen kleinen Obolus am nächsten morgen um 8 Uhr an den Eingang des Nationalparks. Wir fangen wieder am Unterlauf an und wandern hoch. Wir haben uns für die 6-Stunden-Route entschieden. Leider war der unterste Wasserlauf gesperrt wegen Überflutungsschäden. Wir wanderten daher durch eine kleine Höhle und gelangten so direkt an die Wasserfälle. Auch hier der Tipp für Fotografen: Am Morgen ist das Licht zwar super, aber viele Fälle noch im Schatten). Zudem fahren die Busse die Touristenmassen hier schon um 8 Uhr in den Park. Dieser Park hat ebenfalls beeindruckende Wasserfälle, etwas höher als in Krka, dafür ist die Fauna nicht so lieblich und das Personal nicht so freundlich. Ab 9 oder 10 Uhr konnten wir vor Touristengruppen kaum noch schöne Fotos zaubern. Gruppe “roter Regenschirm” wurde gefolgt von Gruppe “Japan” und von Gruppe “gelber Regenschirm” und so weiter. Wir wanderten bis ganz an den obersten See des Parks hinauf und wollten anschließend an der anderen Seeseite wieder hinab. Problem: Der Weg war überflutet und ich hatte keine Wanderschuhe an. Ich dachte, dass der Park sehr touristisch sei und man keine bräuchte. Trugschluss. Wir mussten den Panoramabus hinab nehmen, der seinen Namen nicht wegen der Aussicht, sondern nur wegen der großen Fensterscheiben trägt. Daher waren wir schon nach 6 Stunden fertig und Ivan holte uns ab.

Abends gingen wir in ein Restaurant, das Peka haben sollte. Leider hatte das Fleisch aber noch nie einen Holzkohlegrill gesehen. Es war ein “Touristenmenü” und nicht sehr lecker. So ein Pech sagen wir uns und trauern unserer verflossenen Chance in Skradin hinterher.

Ivan erzählte uns von dem Krieg gegen Serbien vor 25 Jahren. Seine Familie floh damals mit gefälschten Papieren nach Bosnien in die Berge. Dort überdachte er mit den anderen Männern des Dorfes die Situation und alle kehrten zurück, um die Heimat und die Häuser zu verteidigen. “Wenn alle fliehen, wer hält dann die Serben auf?” sagte er uns. Das macht uns nachdenklich, denn gleiches erzählte auch Dunja, die Friseuse in Skradin. Auch dort waren die Serben und wollten Land und Zugang zum Meer gewinnen. Dunja erzählte von einer Kundin, deren alte Eltern ihr Haus nicht verlassen wollten und denen die Serben mit dem Messer die Kehle durchgeschnitten und sie in den Brunnen geworfen hatten. Auch sie war mit den Kindern geflohen. Ihr Mann ist geblieben, um Haus und Hof zu verteidigen. Sie sagte: “Jahrhundertelang haben wir hier mit den Serben im Einklang gewohnt. Dann wollten wir mehr Demokratie. Das wollten die Serben nicht. Daher sagen die Serben, wir hätten den Krieg begonnen. Das stimmt für uns aber nicht.” Schlussendlich gingen die meisten hier wohnenden Serben fort, denn alle hier hassen nun die Serben. Jeder hat mindestens einen Verwandten verloren und jeder kennt die Geschichten von grausamen Gewalttaten im Krieg. Beide erwähnten, dass die derzeitige Situation in Deutschland und in der EU ähnliche Charakterzüge aufweist wie in Kroatien kurz vor Ausbuch des Krieges und beide verstehen nicht, warum das keiner sieht. Beide verstehen nicht, warum junge Männer so weit weg nach Europa kommen und nicht ihr Land verteidigen. Sie ziehen daraus den Schluss, dass sie nicht in ihr Land zurückkehren möchten. Dies ist wohl die Sichtweise von denjenigen, die einen solchen Krieg mitgemacht haben. Was die Zukunft bringen wird, werden wir sehen.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter in Richtung Küste. Erstmal verfahren wir uns und unsere Route führt uns nicht durch die touristischen großen Straßen, sondern über kleinere Wege und Dörfer. Richtig hingesehen, sehen wir viele Häuser mit Einschusslöchern und viele verlassene und verfallene Hütten. Wir fragen uns, ob ersteres die Häuser der Kroaten sind, die geflohen und nicht wiedergekommen sind. Vielleicht sind die verfallenen Häuser auch Häuser von Serben sind, die fortgegangen sind. Ob die als Mahnmal nicht wiederaufgebaut werden? Nachdenklich fällt das gleiche Bild in jedem Dorf auf. Es gib neu und alt direkt nebenan. Uns ist klar, dass wir auf jeden Fall keinen Krieg mitmachen möchten.

Wir kommen über einen schönen Pass nach Senj an die Küste. Die Sonne scheint und wir bleiben hier schon um 14 Uhr auf einem Stellplatz direkt am Meer stehen, um den Tag zu genießen. Für Merle kaufen wir in der Stadt noch ein neues Paar Schuhe, denn einer ist im Plitvicer See verlustig gegangen. AB morgen soll ein großes Tiefdruckgebiet Regen und Kälte für ganz Europa bringen und wir verbringen den Abend damit, einen Schlachtplan für die nächsten Tage zu entwickeln.

4 Gedanken zu „Nin – Plitvic – Senj

  1. Hallo Zusammen; unser Internet läuft jetzt endlich super (nach fast 3 Monaten Abstinenz!) und jetzt hört man nichts mehr von Euch? Lebt Ihr noch??? Wir sind hier fleißig am renovieren und so langsam sieht man den Fortschritt. Lenni bekommt schon seinen 6. Zahn und hält uns damit alle auf Trab. – also meldet euch bitte wieder – bin Euer größter Fan. PS: Hier ist jetzt endlich Superwetter 🙂 M & M

    1. Hallo Miri, vielen Dank für deine Aufforderung! 😉 Der kommen wir prompt gerne nach. Merle zahnt hat aktuell ihren 5. Zahn in Arbeit. Dementsprechend gefordert sind wir im Moment. 🙂 Hier gibt es übrigens die tollsten Strecken für “unser” Motorrad 😉

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