Podgorica – Split

Wir machen uns auf in Richtung Herceg-Novi. Montenegro ereilt das gleiche Schicksal wie Italien: Überall wo es schön ist, gibt es keine Möglichkeit anzuhalten und ein Foto zu machen oder einfach nur den Anblick zu genießen. Nachdem ich zu oft „halt doch mal an hier ist es schön“ gesagt hatte und es keine Möglichkeit zu halten gab, hielt Christian entnervt an und sagte: „Fahrerwechsel! Mach besser.“ Und so kam ich in der montenegrinischen Berg- und Passwelt das erste mal dazu, den Wagen zu fahren. Es ging sogar recht gut. Aber auch ich fand nirgends einen Platz zum halten, als Christian sagte, dass die Aussicht es wert gewesen wäre. Wir halten daher erst wieder in Budvar an der Küste, um Mittag zu machen. Der Ort erwacht gerade erst aus dem Winterschlaf. Es sind nur eine handvoll Touristen da und wir setzen uns in eine kleine Bar direkt an den Sandstrand.

Nach der Pause gehts weiter. Wir haben ja per Aleksandra Kontakt zu einem Waisenhaus hier in Montenegro aufgebaut, für das wir unter anderem Spenden in Deutschland gesammelt hatten. Mit etwas Hilfe haben wir es am frühen Abend kurz vor Herceg-Novi gefunden. Dummerweise konnte kaum jemand englisch und an die Mails und den Anruf konnte sich auch niemand erinnern. Wir erinnern uns, dass Aleksandra sagte, sie hätte keinen Rückruf erhalten und auch keine Antwort auf ihre Mails. Wir beschließen, auf dem Parkplatz die Nacht zu verbringen, was wir netterweise auch durften, und am Morgen mit dem Direktor zu sprechen. Am nächsten Morgen sehen wir uns das Waisenhaus an. Es macht einen sehr gepflegten und gut situierten Eindruck. Wir sprechen mit dem Manager und einer Dolmetscherin aus dem Hause. Wir erklären, warum wir da sind, dass wir im Vorfeld Kontakt gesucht, aber keine Antwort bekommen haben. Das Heim schlug uns vor, drei Tage zu warten, bis sie uns sagen können, was benötigt wird, aber die Zeit haben wir nicht. Daher hatten wir für alle Kinder Schokolade mitgebracht. Schokolade geht bei Kindern immer, dachten wir uns. Ich hatte jedoch eher das Gefühl, dass wir dafür belächelt wurden.

Da wir wissen, wann es Zeit ist zugehen, gingen wir dann. Der Direktor spielte schon seit Minuten nur noch mit seinem Handy und fast wurde vergessen, dass wir ja noch die Schokoladen an die Kinder geben wollten. Leider durften wir sie nicht direkt übergeben und auch keine Fotos machen. Alles verboten. Als wir gingen, hatten wir ein schlechtes Gefühl. Klar, zum einen war es unser Versäumnis, nicht weiter hinterhergehakt zu haben, ob und was benötigt wird, aber dazu beschlich uns noch der (hoffentlich unbegründete) Verdacht, dass die 100 Schokoladentafeln nicht bei den Kindern, sondern beim Personal landen werden. Irgendwie war da eine komische Stimmung, etwa so wie „Angst, dass etwas aufgedeckt wird“ und zudem hatten wir nicht das Gefühl, dass Geschenke für die Kinder oder eine gute Presse willkommen sind.

Wir fahren schnell weiter und verlassen Montenegro. Willkommen zurück in der EU. Als Deutsche werden wir an der Grenze sofort und ohne Kontrolle weitergewunken. In Kroatien finden wir einen schönen terrassenförmingen Campingplatz in der Nähe von Dubrovnik in Oresac (das s mit Akzent, das c ohne; Oreschatz gesprochen). Dubrovnik selbst schenken wir uns, nachdem wir gesehen haben, dass dort Massen an Touristen sind sowie zudem ein Kreuzfahrtschiff angelegt hat. Auf dem Campingplatz bleiben wir zwei Tage, um ein wenig „klar Schiff“ zu machen: Fenster reinigen, Wäsche waschen, Sachen stopfen, Wagen waschen, staubsaugen, Innenraum komplett reinigen und vieles mehr. Zudem genießen wir herrliche Sonnenuntergänge und sommerliche Spaziergänge zum Strand, zum Tante Emma Laden und zum Geldautomaten. Immer Berge rauf und runter. Die Alternative heißt Magistrale und ist lebensgefährlich.

Anschließend fahren wir weiter auf die Inseln Peljasac und Korcula. Peljasac ist berühmt für den hier auf sandigen Böden angebauten Wein und ir kaufen uns zwei Flaschen von einem einheimischen Bauern. Vorbei geht es an der alten Stadt Ston, die über eine große Wallanlage verfügt, auf der busseweise Touristen unterwegs sind. In Orebic (c mit Akzent, sprich Orebitsch) setzen wir nach Korcula über, der Insel des Marco Polo.

Wir campen in Vela Luca in einem Olivenhain bei Goran. Es kommt ein extrem heftiger Wind auf. Goran sagt, dass das der Scirocco ist. Eine stürmische Nacht später kaufen wir auf dem Campingplatz noch ein paar Flaschen hausgemachten Rotwein und Olivenöl, spazieren zum Stand und nehmen anschließend die Fähre nach Split. Gott sei Dank flaute der Wind etwas ab und wir kamen unbeschadet drei Stunden später an und suchten uns in der Nähe einen Campingplatz für die Nacht.

2 Gedanken zu „Podgorica – Split

  1. Hey! Das hört sich ja traurig an- irgendwie auch schade um die Mühe und traurig für die Kinder- aber lieber aufs Bauchgefühl hören! Ich bin sicher ihr werdet Gelegenheit haben die Geschenke an den Mann( Kind) zu bringen! Uns geht’s gut, die Türkei ist nochmal nen Schlag anders als Griechenland… Wir sind gespannt! Auf bald Sebsstian

    1. Hi Sebastian,

      ja, da hast du Recht. Wir haben etwas gebraucht, um mit unserer Enttäuschung gut umgehen zu können und daraus zu lernen. Wie du richtig sagst: woanders wird die Hilfe willkommen sein. 🙂 Euch eine gute Zeit weiter, ab jetzt wird es noch abenteuerlicher! 😉 Wir lesen / hören uns!

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