Via Laponia – täglich grüßt das Rentier

Am Morgen nieselt es etwas, wir gehen rasch mit dem Hund und fahren los. Wir sind noch komplett satt vom Buffett gestern Abend und haben außerdem einen langen Fahrtag vor uns.

Das Wetter soll bescheiden sein, mit viel Regen. Spoiler: nein, der Tag war bedeckt, windstill und mit 18 – 22 Grad recht warm. Wir nutzen den Tag, um eine Strecke von etwa 500 Kilometern zu überbrücken, denn für uns geht es heute zu meinem Traumziel: nach Finnland!

 

Wir fahren weiter nach Norden. Kurz später sehen wir heute das allererste Rentier unseres Urlaubes. Noch ein Spoiler: es werden noch viele weitere kommen. Hier sagt das Navi nicht mehr „bitte 50 km geradeaus“, sondern „bitte 100 km geradeaus“. Die Ortschaftsdichte nimmt rapide ab.

Unseren ersten Stopp machen wir hinter Arvidsjaur und Moskosel am Rastplatz Ljusselforsen am Pitälven. Hier gibt es schöne überdachte Sitzgelegenheiten und ein Klöchen an einem schönen steinreichen Fluss. Wir frühstücken hier am Fluss und Merle spielt und hüpft auf den Steinen herum, bis sie mit ihren „Wandercrocs“ abrutscht und halb ins Wasser fällt. Es ist schön warm, ab und zu tröpfelt es, aber das macht nichts, denn wir haben ja ein Dächlein über unserem Tisch.

Weiter geht es nun gestärkt. Wir sehen noch weitere Rentiere, auch eine Mutter mit ihrem süßen Kalb. Wir sehen auch zwei Einpropellermaschinen, wahrscheinlich Wasserflugzeuge, Schnee, ein paar Jäger mit Gewehr und einige sehr alte Volvos. Es geht die E45 weiter nordwärts bis nach Jokkmokk, Porjus und Gällivare.

Hier in – wie wir es nennen Gallifrey – machen wir unsere zweite Pause, eine Fika oder auf Deutsch: Vesper, direkt am See Nuolajärvi. Hier hat der lokale Angelverein eine schöne öffentliche Holzterrasse mit Sitzgelegenheiten und ein Klöchen errichtet. Hier essen wir zu viert (sic!) das an der Tankstelle zuvor gekaufte Softeis mit Laktritzstreusel, trinken Tee und essen einen Teil des Kuchens von gestern. Floki darf anschließend ein wenig spielen und dann geht es weiter zur dritten und hoffentlich letzten Etappe.

Wir fahren vorbei an Svappavaara und die Via Laponia durch Karesuando und den Norrskensvägen über den Torneälven bis nach Kaaresuvanto in Finnland. Und der Fluss ist auch eine Art „Zeittunnel“, denn plötzlich ist es eine Stunde später.

Wir halten direkt am Ort, um im Rajacafé zu Abend zu essen. Die geschäftstüchtigen, ostasiatisch aussehenden Besitzer lassen uns mit dem Hund ins Restaurant. Merle nimmt Nudeln mit Ketchup (Kinderportion 6,90 Euro), Christian den Elchburger mit Pommes (17,90) und ich die Poronlihapuilat tapaan (Fleischbällchen mit Stampfkartoffeln, 17,90). Das war nicht ganz so lappländisch, wie wir dachten, aber es kommt dem so nahe wie möglich.*

Lustig konnten wir, während wir aßen, die Spatzen an den Autos draußen beobachten. Sie logen die Kühlerhauben und Frontscheiben an, um sich am Mückenbuffett zu bedienen. Das ist Darwin pur!

* Eigentlich wollten wir Philipps Tipp Karjalanpiirakka essen oder Uusia Perunoita (der Sorte Puikulaleruna) mit Silli und Voi und zum Nachtisch Mustikkapiirakka mit Eis und Vanillesoße. Oder morgen früh Ruisleipä mit Kylmäsavustettu Lohi.

Anschließend wollten wir neben dem Friedhof hier übernachten. Er ist oben auf einem Hügel mit Blick in die Weite. Aber der Blick wurde von gefühlten Myriaden tanzender Mücken versperrt. Wir fuhren daher weiter, in der Hoffnung, woanders wären weniger Mücken. Wir versuchten es am Kriegsmuseum, doch dort war übernachten verboten, so dass wir schlussendlich auf einem Schotterplatz im Sumpf landeten mit Blick auf einen Hügel. Aber auch hier waren Myriaden von Mücken, die sich von unserem Thermacell, Autan, Nobite und Antibrumm nur wenig beeindruckt zeigten. Wir sprühten sogar das Fliegengitter ein!

Nach 10 Minuten Thermacell vor der Tür, mit Regenjacke, Paddington-Hut und eingetunkt in Antimückenlotion hatte ich die Ehre, Floki draußen zu füttern. Ich bekam auch nur zwei Stiche ab und brauchte beim zurück-in-den-Bus-steigen auch nur etwa ein Dutzend Viecher mit hinein. Christian durfte sie alle erlegen. Alles in allem also eine gelungene Aktion!

So passte es wieder und wir konnten schlussendlich bei offener Seitentür hier einen ruhigen Abend abseits der Straße verbringen. Thermacell und Nobite Kleidungsspray sei Dank.

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