Helleland – Risör – Stabbestad – Strömstad – Ulricehamn – Böda Hamn
In sieben Tagen sind wir vom Nordatlantik über die Nordsee, den Skagerrak, den Kattegatt, die schwedische Seenplatte und den Kalmarsund bis an die Ostsee gefahren. Das ist die Kurzversion 🙂
Nachdem wir also einen herrlichen Sonnentag in Helleland verbracht und einen tollen Sonnenuntergang genossen haben, querten wir den Süden Norwegens relativ rasch. Nach den Eindrücken des Fjordlandes kann dieser Landesteil nicht so mithalten. Es gibt hier schön geschwungene Straßen mit eher lieblichen Hügeln und Seen. Da das Wetter auch nicht so dolle war, machten wir hier ein Paar Kilometer bis zum kleinen Holzhausstädtchen Risör. Leider haben wir hier die große jährliche Holzbootregatta um einen Tag verpasst und konnten nur einige der verbliebenen Schiffe bewundern.
Am nächsten Morgen trafen wir uns mit dem Internetblogger Tim Owen (BeLoved Miracles TV) und verbrachten einen sehr inspirierenden Morgen. Bei Pfefferminztee unterhielten wir uns über Gott und die Welt, Politik, Ernährung, das Internet und allerlei Philosophisches, während Merle mit den herumliegenden Yogabällen und dem großen Sitzball ihre reine Freude hatte. Wir traten auch kurz in einem Livepodcast auf, den ihr hier finden könnt: http://youtu.be/od-EHiO3DBo bevor wir weiter wollten.
Wir mussten in die Werkstatt. Die Bremsen quietschten zwar schon seit langem, aber nun hatten sie eine neue Intensität erreicht, so dass wir das abklären lassen wollten. Tim empfahl uns noch eine hiesige Werkstatt und wir verabschiedeten uns bis zum nächsten Mal. In der Werkstatt angekommen erfuhren wir eine ganz andere Behandlung als auf den Lofoten. Der Mechaniker unterbrach für uns seine Stullenpause und bockte den Wagen direkt auf. Fazit: Bremsbeläge hinten links komplett fort. Er verbot uns, damit auch nur einen Meter weiter zu fahren und bestellte gleich ein Paar neue Beläge. Diese wurden auch recht flott binnen eineinhalb Stunden geliefert und montiert. Die andere Seite war noch brandneu. Wir hatten sie schließlich vor der Fahrt beide erneuern lassen. Aber der Kolben einer Bremszange funktionierte wohl nicht mehr richtig und so schliffen sich die Bremsbeläge im Laufe der gesamten Reise komplett ab. Das hatte der Mechaniker in der italienischen Werkstatt, wo wir ja zuvor damit schonmal waren, nicht entdeckt.
Macht nix, wir sind froh wieder gute Bremsen zu haben und besuchen nochmal das schöne Örtchen, um ein Eis essen zu gehen. Dann fuhren wir eine kurze Strecke weiter bis nach Stabbestad, wo wir wild am Fähranleger campten. Unterwegs fiel uns etwas auf: diese Ruhe… achja, die Bremsen quietschten nicht mehr 🙂
AM nächsten morgen fuhren wir mit der kleinen Minifähre (8 Autos maximal) nach Kragerö und von dort aus weiter nach Sandefjord. Von dort aus nahmen wir eine ETWAS größere Fähre bis nach Strömstad in Schweden. Auf den Ballungsraum Oslo hatten wir nämlich keine wirkliche Lust. Das große Schiff war randvoll mit Autos, als es losfuhr. Zu Beginn hatten wir viel Spaß und ließen Merle auf Deck und im Spieleparadies ihren Spaß haben. Doch aus der sicheren Bucht einmal hinaus in den Oslofjord gekommen schwankte und schaukelte das Schiff ohne Ende, so dass mir zum zweiten Mal in meinem Leben auf See ein wenig übel wurde. Machte nichts, ich legte mich im Spieleparadies einfach auf eine der bunten Matten und dann ging das schon.
Nach dreieinhalb schaukelnden Stunden kamen wir in Schweden an und bemerkten dann natürlich, dass wir vergessen haben, 50 norwegische Kronen auf den kopf zu hauen. Timing! Wir fuhren die Straße ein wenig hinab und auf den ersten Campingplatz. 4 Sterne sollten für uns 420 Kronen kosten, umgerechnet etwa 45 Euro. Äh, das war uns dann doch etwa 20 Euro zu teuer und wir fuhren weiter. Der zweite Platz (5 Sterne) wollte 530 Kronen haben. Auf meine Frage, ob alles in Schweden so teuer sei, lachte mein gegenüber und flüsterte, dass der nächste Platz nur die Hälfte kosten würde.
Also weiter zu Platz Nummer drei. Hier ist alles sehr relaxt. Ein Zettel an der Rezeption verweist darauf, sich einfach einen Platz zu suchen und die 200 Kronen später zu bezahlen. Das ist der Platz, den wir gesucht haben! No Internet, only holiday. Und bei der Abrechnung erließ er uns noch 30 Kronen. Merle konnte auf der großen Wiese um unser Wohnmobil herum spielen und hatte ihren Spaß, während wir „only holiday“ in unseren Relaxstühlen machten.
IN der Nacht regnete es heftig und am nächsten Morgen kam, was kommen musste. Wir saßen in einem Sumpf fest und konnten uns nicht aus eigener Kraft befreien. Flugs ging Christian zu unseren Schwedischen Nachbarn der ohne mit der Wimper zu zucken seinen Zurrgurt nahm und uns mit seinem Auto aus dem Dreck zog. Wir bedankten uns sehr, also plötzlich eine deutsche Frau vorbei kam und sagte: „Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf. Bei nächsten Mal mit etwas mehr Gefühl, dann klappt das auch.“ Der Schwede schmunzelte und stahl sich davon. Christian bedankte sich und sagte: „Ich hätte mich gefreut, wenn Sie dann einfach gekommen und das für mich gemacht hätten.“, worauf sie beleidigt abzog uns murmelte: „War klar, dass Sie meinen Rat nicht annehmen können.“
Eigentlich sah unsere Route vor, eine kleine Wanderung an der Westküste zu machen und dann zu den schönen Seen im Inland Schwedens zu fahren, doch ein Blick nach oben und auf das Wetterradar empfahlen uns den schnellsten Weg südostwärts. Durch den strömenden Regen brachen wir irgendwann hindurch und fuhren bei schönstem Wetter mitten durch Schweden bis nach Ulricehamn, wo wir an einem großen See mitten in der Stadt parkten. Direkt neben uns war der größte und schönste Abenteuerspielplatz, den ich in den letzten 20 Jahren gesehen habe und Merle hatte ihr schieres Vergnügen.
Am letzten Tag krachte Merle mit ihrem Kopf einmal so dolle an meine Nase, dass wir am nächsten Morgen in ein Hausarztzentrum gingen, um nachsehen zu lassen, ob sie gebrochen ist. Dem voraus ging eine Symptomrecherche im Internet, die mich Angst und Bange gemacht hat. Sollte man nicht machen, ich weiß… Ist auch nicht gebrochen, wird nur eine Woche lang blau und dick sein.
Derweil war Christian mit dem Auto in der Werkstatt, weil die Bremse hinten rechts qualmte. Fazit: Kolben dieser Bremszange funktioniert auch nicht richtig. Wieder gängig gemacht und weiter gehts. Müssen daheim auf jeden Fall getauscht werden. Sowohl die Untersuchung durch die Krankenschwester als auch nach Nachsehen der Bremsen waren kostenfrei. Mann, sind die Schweden ein tolles Volk!
Weiter gehts in Richtung Öland. Wir halten unterwegs in Lindshammar im Arabusta Café Sergel. Für uns ein absoluter Geheimtipp und vom Chef persönlich haben wir noch sein tolles Knäckebrotrezept erhalten. Das Wetter wird immer besser und bei strahlendem Sonnenschein kommen wir über die große Brücke bei Kalmar auf Öland an. Wir wollen nach Nordosten an den Sandstrand und halten beim ersten Campingplatz an: 450 Kronen (5 Sterne), beim zweiten 330 (4 Sterne) und auch hier ist Nummer drei unsere Wahl: Der Husbilhafen in Böda Hamn. 160 Kronen mit Blick auf den schönen kleinen Hafen direkt am Sandstrand.
Hier bleiben und relaxen wir drei volle Tage. Wir lernen viele tolle Leute hier kennen, insbesondere Susanne, Andreas und Lara aus Schapdetten. Merle kann hier auf dem Spielplatz spielen und in der relativ warmen Ostsee planschen. Hier macht sie auch ihre ersten wackeligen zwei Schritte. Aber die mehrfach 🙂
Nach ausreichend Erholung fuhren wir weiter und erkundeten die hübsche Insel. Im Norden fuhren wir nach Byxelkrok und zum Leuchtturm „Langer Erik“. Dann fuhren wir nach Süden, sahen und die Burgruine bei Borgholm an und fuhren in die halbwüstenartige stora Alvaret im Inland. Unglaublich. Ich hatte bisher nicht gewußt, dass es mitten in Europa ein so arides Gebiet gibt. Dann gings weiter nach Süden zum Leuchtturm „Langer Jan“, der mitten in einem Vogelschutzgebiet liegt. Hier ist Anfang August bereits Zugvögelzeit und daher sahen wir riesige Schwärme verschiedenster Vogelarten samt dazugehöriger Vogelfreund- und Ornithologenschwärme. Auf dem Weg zurück hielten wir noch an einigen Schiffssetzungen an, alten Winikgerkönigsgräbern mit Steinschiffen und bewunderten die Vielzahl an gut erhaltenen Bockwindmühlen.
Dann setzen wir wieder per Brücke über auf das Festland und machten Station am kleinen Pier von Bläsinge Hamn südlich von Kalmar. Am nächsten morgen war das Wetter nicht so berauschend und wir beschlossen, eine Transitpassage einzuschieben. Susanne und Andreas hatten geschrieben, dass es am Sandhammaren, dem wohl schönsten Strand Schwedens einen lauschigen kleinen Dünencampingplatz gibt. Also ab auf die Europastraße und auf gehts in den südlichsten Süden von Schweden. Hier liegt unweit von Ystad in Skane das kleine Löderups Strandbad mit einem rustikalen Campingplatz, der aber wirklich bis in die Dünen reicht. Natürlich waren alle Plätze mit Meerblick bereits vergeben und wir schauten uns eher in vierter Reihe um. Plötzlich sagt Christian: Schau mal, das ist der Wagen von Susanne und Andreas. Tatsächlich waren sie noch hier und es gab ein großes Hallo.
Aus dem geplanten kurzen Stop wurden dann bei strahlendem Sonnenschein drei ganze Tage. Wir hatten viel Kurzweil, verteidigten unsere Strandmatten gegen die heranbrausende „Flut“, verloren gnadenlos beim Minigolf und warfen allabendlich unsere Essensvorräte zusammen, um ein opulentes Mahl zu zaubern. Lara und Merle tobten sich zusammen aus, so dass wir nach Monaten mal wieder gemeinsam etwas Zeit zum chillen hatten.