Heute fuhren wir in Richtung Osten. Eigentlich wollten wir zum Wald von Broceliande. Dieser ist vom Mythos der Artuslegende durchzogen. Merlins Grab, das Tal ohne Wiederkehr, die Quelle der ewigen Jugend und so weiter (Für die Menschen ohne Fantasie: Ein Wald mit Steinen und Quellen).
Doch der Wetterbericht sagte für heute famoses Wetter voraus: Sonnenschein pur. Und wer möchte da durch das Unterholz stapfen statt am Strand zu liegen? Daher planten wir die Route um und fuhren statt nach Paimpont in das gleich weit entfernte Saint Malo direkt an der schönen Smaragdküste.
Unterwegs änderte sich dann irgendwie alles.
Wir sind fröhlich losgefahren und unterwegs beschlich uns eine völlig unübliche und uns unerklärliche Unruhe. Kann ja passieren, also weiter.
Nach dem überfälligen Einkauf im örtlichen Leclerc funktionierte Christians Handy nicht mehr richtig: Google Maps, unser diesjähriger virtueller Navigator, schloss sich immer grundlos. (Hinweis: Die Offlinenavigation der letzten Jahre war um Welten besser als Google Maps, aber wir haben es dieses Jahr verpennt, sie vor der Fahrt runterzuladen). Kein Problem, wir haben ja noch Nicoles Handy. Also weiter.
Dann geschah es. Etwa eine halbe Stunde vom Zielpunkt in Saint-Servain-sur-Mer, dem „Camping municipal“ Camping de la Cite d´Áleth, entfernt, begann unser Motor seltsame Geräusche zu machen. Wir fuhren durch die engen Gassen des pittoresken Ortes bis zum Campingplatz weiter.
Ich habe hier vor etwa 25 Jahren einmal im Regen gezeltet bis es damals zusammenbrach. So wußte ich um die Schönheit der außergewöhnlichen Lage des Platzes und freute ich auf Spaziergänge und Strandbesuche. Die Rezeption war noch geschlossen, aber ein Schild wies darauf hin, dass es hier seit 12 Jahren noch noch einen WoMo-Stellplatz für 12 Euro gibt ohne alles, d.h. ohne WC und ohne Duschen. Unschön.
Wir versuchten vor der Rezeption, die Ursache für das Motorengeräusch herauszufinden, aber es gelang uns nicht. Ich rief die örtliche Fiat Professional Werkstatt an. Die Dame dort sprach nur französisch, aber nach einigem hin und her und weil wir keine „Professional“ Karre fahren, hatte sie keinen Termin frei und gab mir eine andere Telefonnummer. Dort rief ich an und sprach mit einer Frau, die nur französisch sprach und die ich nicht verstand und die mir eine weitere Telefonnummer gab. Kennt ihr den BBC-Sketch „Do you speak english? sprechen Sie deutsch?“ wenn nicht, einmal googeln, so fühlte ich mich heute.
Mittlerweile öffnete die Rezeption und der Mann dort sprach auch englisch(!). Er rief für uns eine weitere Werkstatt an und dort bekamen wir einen Termin und sollten vorbeikommen („I speak a little but please explain the problem en francaise“ – war kein Thema mehr, hatte ich schon 3 mal gemacht.). Juhu, also auf zur Werkstatt. Gott sei Dank nur 15 Minuten entfernt.
In der Werkstatt sprach dann niemand mehr englisch (ich weiß gar nicht, mit wem ich telefoniert hatte…) aber war auch kein Problem. Das Geräusch war ja hörbar, nach kurzer Zeit vom Fachmann lokalisiert und auch behoben. Eine Schraube war locker und daher rappelte es. Die Schraube musste getauscht werden und eine halbe Stunde später war alles wieder in Ordnung. 30 Euro für die Kaffeekasse später waren wir wieder auf der Bahn.
Hier dann der nächste Fehler: wir wollten nicht wieder durch die enge Stadt, sondern uns nur erholen. Daher fuhren wir einen 4-Sterne-Campingplatz mit Schlößchen an vor den Toren der Stadt mitten im Nichts. Soweit, so gut.
Wir gingen wieder mit Merle ins Hallenbad. Hier war der Boden rutschig, so dass Merle sich den Kopf anstieß und eine dicke Beule bekam. Das Wasser drau0en war frisch und niemand dort. Die Rutschen waren nicht in Betrieb, was nicht nur ich schade fand. Denn ich schwamm auch gern draußen in Ruhe und Kühle. Daher habe ich nicht mitbekommen, wie auch Christian sich auf dem rutschigen Boden langmachte.
Nach diesem Badevergnügen hatten wir keine rechte Lust mehr, mit dem Omnibus nach St. Malo zu fahren, so dass wir auch in diesem Urlaub die schöne Stadtmauser nur von weitem gesehen haben. Kein Problem, bleibt noch etwas für die nächste Reise.
Ich war dennoch nicht recht glücklich, denn ich war auf wandern eingestellt. Entweder im Wald oder an der Smaragdküste. Dazu kam, dass sich natürlich das Wetter nicht an die Vorhersage gehalten hat und es bewölkt war. Gutes Wanderwetter. Erst am Abend klarte es auf. Gutes Fotografenwetter.
Manchmal ist das so, da gehen wir lieber hier ein herzhaftes Crepe essen. Christian bestellte eines mit Jakobsmuschel. Augen auf bei der Auswahl der Gerichte: es war genau eine Jakobsmuschel auf dem Pfannkuchen und Christian aß zurück im Bus erstmal ein halbes Baguette zum Nachtisch.
Ich schätze, Merlin war „not amused“, weil wir ihn nicht besucht hatten. Kommt auch auf die Bucket-Liste fürs nächste Mal. Soll eh so groß sein, dass man mit Pedelecs gut beraten wäre.
Manchmal hat man so Tage. Schwamm drüber, wir haben schon Pläne für morgen! Morgen ist der 21. Juni – Sommersonnenwende – und wir überlegten erst, ihn mystisch in Broceliande zu verbringen. Doch der Umweg wäre zu groß und der der Wetterberich sagt famoses Wetter für morgen voraus. Daher haben wir einen anderen „Stein“ gefunden, zu dem wir andern möchten. Und einen witzigen 2-Sterne-Campingplatz an der Cote Fleurie.
verzauberte Grüße
eure Nicole