typischer norwegischer Sommer? (Öland Camping – Flateland Camping)

Am Morgen war es bei uns ganz still hinter den Dünen vom Öland Camping in Sola. Kein Wind, kein Vogel, nur die lachende Sonne am blauen Himmel. Ich gehe 10 Schritte vor auf die Düne und vor mir erstreckt sich ein paradiesisches Bild. Eine türkisblaue Lagune, stilles Wasser, eine sanfte Brise auf der Haut, ein paar Möwen kreischen und ein Fischerboot gleitet durch die glänzende ruhige See an mir vorbei. Es wirkt komplett unreal, zu perfekt, eher wie ein Bildschirmschoner oder ein Spiel unter der 3-D-Brille. Ich bin so glücklich, dass ich diesen Moment erleben darf. 

    

Kurze zeit später, etwa um halb 9 morgens, gehen die norwegischen Kinder schon im Meer baden (14 Grad Wasser, 18 grad Lust). Auch mir ist es zu warm in der Sonne, so dass ich noch vor dem Frühstück meinen Badeanzug anziehe und es vorziehe, im Schatten zu sitzen. Nach dem Essen gehe ich dann noch einmal im Meer baden. und anschließend duscht Christian mich mit dem Frischwasserschlauch des Campingplatzes ab. Eine deutsche Camperin nickt anerkennend: “Sie sind aber mutig!” – Sie weiß nicht, dass das Meerwasser noch kälter war als das Trinkwasser hier. 

Erst gegen Mittag verlassen wir den schönen kleinen Strand. Uns zieht es weiter in die Berge. Wir brauchen etwas Abwechslung und etwas mehr Kühle. Unser erster Stopp ist der große Coop-Markt in Aalgaard. Christian geht einkaufen, während ich Floki bürste. – er war am Vormittag ebenfalls noch im Meer mit der Labradorhündin Paula aus Marl. Wie klein die Welt ist. Als Christian wieder am Bus erscheint, ist er fix und fertig. Der Markt war so groß und hatte so viel Auswahl, dass ihn der Einkauf fast überfordert hat. 

Anschließend geht es weiter die Straße Nr. 450 entlang. Erst geht es durch das Oltedal. Hier tanken wir sicherheitshalber und schauen kurz im “Vikings of Norway” Outletcenter vorbei. Gerne hätte ich mir einen Norwegerpullover gekauft, aber leider sind die Ärmel wieder mal zu kurz für meine Arme. Nebenan im Laden möchte ich ein paar Schweineohren für Floki erstehen ( 2 Stück 50 Kronen). und oh je, meine Bankkarte ist weg. Wir suchen alle Taschen ab, den ganzen Bus und finden sie nicht. Dann gehe ich nochmal den Weg zurück zur Tankstelle und siehe da, ganz unscheinbar liegt sie mitten auf dem Boden des Parkplatzes. Da habe ich aber wirklich Glück gehabt. 

Kurz später kommt ein wundervoller Aussichtspunkt auf den Frafjord. Die Sicht ist spektakulär und steht der auf den Geirangerfjord – für uns gesprochen – kaum nach. Kurz später kommt ein kleiner Gaardsutsalg in Dirdalstaen. Hier kann man in einem kleinen alten Häuschen wundervollstöbert und auch Kaffee und Kuchen genießen. Diesmal machen wir aber hier keinen Halt – der letzte ist ja erst 5 Minuten her. Für uns geht es weiter nach Byrkjedal und von dort weiter das Hunnedal hinauf. Am Hunnevatn machen wir unsere Teepause. Ein schöner platz an einem See mit Wasserfall im Hintergrund. 

In dem Ort Sinnes biegen wir nach Norden ab. Bei unserer letzten reise hier entlang war diese Straße gesperrt und wir mussten nach Süden ausweichen. Der Ort ist ein riesiges Wintersportzentrum. Es gibt unheimlich viele Hütten, viele gut in die Natur eingefügt mit Grasdach und aus braunem Holz, viele neue Hütten sind allerdings modern, eher wie Reihenhäuser von Großinvestoren und erscheinen uns eher lieblos und uneinladend. 

Weiter geht die Passstraße hinauf, vorbei an weiten Hüttefeldern, durch enge Täler , vorbei an frischen Seen (auch Stauseen, die wenig Wasser führen) und über felsige Mondladschaften in über 1000 Metern Höhe und anschließend geht es wieder hinunter. Für den Fahrer ist die Straße anstrengend, denn sie ist 1,5-Spurig mit Ausweichplätzen, aber immerhin ist sie asphaltiert. Aber hin und wieder kommt uns ein weißes großes Wohnmobil entgegen – beispielsweise aus Coesfeld – mitten auf der Straße, die Ausweichbuchten ignorierend und wir müssen schauen, dass wir nicht den Berg hinunterfallen, wenn wir ausweichen.

Das Ende der Straße ist eine lange Rampe mit 10 % Gefälle. Mittendrin in dieser Rampe liegt ein kleiner Parkplatz, der zu einer fantastischen Badestelle namens Kulpane führt, wo man Felsen hinunter springen und -rutschen kann. Leider ist der Parkplatz komplett überfüllt, so dass wir die Rame weiter hinabsausen, im Setesdal nach Norden abbiegen und 2 Minuten später am fast leeren Parkplatz “Nomeland Strand”. Hier am wunderschönen Fluss Otra erholen wir uns und auch unsere Bremsen, die sehr warm geworden sind (trotz Motorbremse). Floki schwimmt jedem Stöckchen hinterher und wir sitzen auf den Picknicktischen und stehen knietief im Wasser. Das Setesdal riecht komplett anders als die Küstenregion. Hier liegt ein wundervoller Geruch von Harz und Beeren in der Luft.  Der Wald um uns herum besteht fast nur aus Kiefern und Blaubeeren. 

Dann suchen wir einen Platz für die Nacht. Das ist hier schwierig, denn das Setesdal ist DIE Hauptverkehrsroute von Kristiansand in die Fjordregion. Jeder mögliche kostenfreie Platz ist entweder verboten, kostet Geld oder liegt direkt an der großen Straße. Wir fahren weiter nach Norden, lassen den Badeplatz “Öyfossen” für morgen liegen und fahren nochmal die Straße 450 weiter bis zum  “Gloppefossen”. An diesem Wasserfall gibt es einen großen Parkplatz. Leider gefällt er uns hier nicht, so dass wir wieder zurück ins Setesdal fahren und dort auf dem Campingplatz “Flatelanden” (direkt an Fluss und der großen Straße) einchecken (300 Kronen plus 20 Kronen für 5 Minuten duschen). 

Der Campingplatzbetreiber ist Niederländer und der ganze Platz ist fest in niederländischer Hand. Es ist recht nett hier, die Sonne scheint, das Wasser fließt ruhig und still, es gibt im Wasser ein aufblasbares Trampolin und die Kinder jauchzen und spielen. Wir sitzen in unseren Stühlen in der Sonne und trinken ein alkoholfreies Bierchen, als ich plötzlich einen Tropfen abbekomme. Ich schaue hinter mich und dort kommt eine Gewitterfront mit schwarzen Wolken an. Wir räumen fix ein und auch der bislang gut belebte Campingplatz leert sich rasch. 

Die Regenfront ist in einer Stunde durchgezogen. Die Sonne ist mittlerweile hinter dem Berg und wir spazieren über den nassen Campingplatz. Es ist kühl und feucht und Christian sagt: “Ja, so riecht norwegischer Sommer!” 

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