Wie gestern schon, so regnet es auch heute wieder. Wir campen sozusagen im Sumpf.
Am Morgen gehe ich mit Floki die Hunderunde am Fluss entlang. Er führt Hochwasser. Auf der gegenüberliegenden Seite grasen junge Kühe und tollen miteinander herum. Die kleine Schissbuchse am anderen Ende der Leine wollte schon stiften gehen. Er hat vor einiger Zeit einen Stromschlag am Elektrozaun vor einer Kuhweide im Gehirn falsch verdrahtet und nun Angst vor Kühen.

Dann droppen wir noch Grauswasser und das Klöchen am Platze, bevor wir weiterfahren. Als geflügeltes Wort für den „Tömmevorgang“ hat sich bei uns „Tomte Tømmetott“ eingebürgert, frei nach dem Kinderbuch Tomte Tummetott.
Wir fahren nun die E39 weiter in Richtung Sandane. Spätestens hier biegen alle Touristen ab, nur wir fahren weiter mit dem Ziel Måløy. Hinter uns sehen wir dunklen Regen, vor uns Wolken und sogar etwas Sonnenschein und blauen Himmel.

Wir lassen den Eidsfossen diesmal liegen und fahren über den Nordfjord mit der Fähre namens Gloppefjord von Anda nach Lote. Auf der spärlich besuchten Fähre gibt es nur sehr wenig Touristen. Auf dieser Strecke ist es herrlich entspannend im Gegensatz zu den übervollen Haupttouristenzielen gestern.
Der Nordfjord ist ein sehr malerischer Fjord. Teilweise bietet er spektakuläre Blicke, teilweise mutet er fast lieblich an, mit Weiden und Obstanbau. Und hier und da kann man die Ausläufer des Gletschers Aafoten sehen, des kleinsten und unerschlossensten Gletschers Norwegens.

Die wenigen Touristen, die noch mit uns auf der Fähre waren, biegen in der Stadt Nordfjordeid alle mit der E39 nach Ålesund ab. In der Stadt liegt „Mein Schiff“ und die Touristen sehen sich das Traehusmiljø, die Altstadt aus Holz, an. Es ist trubelig in der Stadt, daher fahren wir weiter. Wir sehen aber noch, dass es hier auch einen toller Spielplatz und eine große Kirche gibt.

Weiter geht es auf der E15 nach Måløy. Ab hier waren wir ganz alleine. Herrlich. Einmal überquert direkt vor uns ein Otter gemütlich die Strasse. Als wir uns der Insel Vågsøy nähern fahren wir direkt in den nächsten Regenvorhang hinein. Auf die Insel und damit nach Maalöy führt eine tolle Brücke. Es mutet ein wenig wie Klein-Tromsö an.
Vor Anker liegt eine Aida prima und viele Menschen erkunden die Stadt und mit Reisebussen oder Fahrrädern die Insel. Wir wollten eigentlich zum Kråkenes Fyr Leuchtturm und zum so genannten „Kannestein“, aber beides haben wir heute nicht gemacht. Stattdessen waren wir an einem der schönsten Sandstrände Norwegens, am malerischen Refviksanden. Hier trifft – theoretisch – türkisfarbenes Wasser auf weichen, silberfarbenen Sand. Der Sand besteht aus Korallen und ist unfassbar schön.

Praktisch können wir eher einen beeindruckendes Sturmschauspiel beobachten. Der Strand liegt an der offenen Nordsee und ist für seine dramatischen Stürme bekannt. Die Wellen sind hoch und kraftvoll, die Gischt wird hochgepeitscht. Wir sind froh, dass der Sand nass ist, so werden wir nicht sandgestrahlt. Floki und ich halten unsere Füße ins Meer, ich bekomme sogar nasse Hosenbeine, weil eine so genannte Sneaker Welle höher ist als gedacht.
Wir genießen die tosenden Wellen und die wilde Atmosphäre einige Zeit und fahren dann zurück, um die 14:20-Fähre von Måløy über Husevågøy nach Oldeide zu bekommen. Durch die Fähre müssen wir nicht die gleiche Strecke wieder zurück aufs Festland fahren. Also fahren wir mit der Hornelen nach Oldeide und machen dort am Fähranleger anschließend unsere Teepause.

Der Platz ist gegen den Westwind windgeschützt und es gibt sogar ein Toilettenhäuschen hier. Auf allen Mülleimern liegen große Steine, selbst die Müllcontainer hier sind nochmal festgekettet. Es scheint, als ob es hier des öfteren Stürme gibt, da es keine der Küste vorgelagerten Inseln gibt, die den Wind abmildern.
Nach der Pause fahren wir die RV614 weiter nach Süden. Die Straße ist teilweise einspurig und sehr ursprünglich und leer. Sie bietet eine Traumkulisse durch eine Landschaft, die anderen Teilen Norwegens in nichts nachsteht. Und das sagen wir, obwohl wir sie nur im Nebel und Regen sehen! Wir kommen sogar an einem Ort namens „Berle“ vorbei; Merle findet das Schild sehr süß.

Auf dem kleinen Pass vor dem Ort Svelgen gibt es einige Wasserkraftwerke und Stauseen. Südlich der Stadt wird die Landschaft wieder ursprünglicher, wobei die Bergkulisse aber etwas niedriger bleibt. Später gibt es noch eine „wildwestähnliche“ Bergformation – zumindest soweit wir das im Nebel erkennen können sieht es wunderschön aus.
So ursprünglich wie hier war die Natur um uns herum schon lange nicht mehr. Und so leer. Auf dem nächsten kleinen Pass gibt es ein wenig Schwarzwaldflair mit vielen dunklen Fichten. Das findet man hier selten. Da es heute zu 91 % weiterreinen soll und morgen zu 99 %, knicken wir uns die Stadt Florö. Eigentlich wollten wir den Hausberg besteigen, aber das machen wir nicht bei Regen!

Stattdessen fahren wir noch etwas weiter nach Süden. Wir halten an dem Wasserfall namens Brudesløret. Wie ein Brautschleier fällt er weiß die steilen dunklen Felsen hinab und sieht wunderschön aus. Floki und Merle rennen hier im Kreis und die Felsen rauf und runter, denn es regnet grad mal nicht.
Dann geht es die E5 weiter bis in den kleinen Ort Naustdal. Hier parken wir direkt am Fjord zwischen der hübschen Marina und der niedlichen Badebucht mitsamt seiner Bananøya. Hier stehen wir größtenteils im Regen, aber wir finden zwei kleine Zeiteinheiten, in denen einmal ich und einmal Christian mit Floki eine nette Runde drehen können.

Nachteil, wenn man nicht in der Natur, sondern in einem Ort steht ist, dass es hier auch viel „Volk“ hat. Heißt, dass junge Männer in Heckschleudern vorbei kommen und Wheelies drehen oder mit Quad eine „Ortskontrollfahrt“ durchführen. Wahrscheinlich gibt es hier aber auch nicht viel anderes zu tun für junge Menschen. Wir hoffen, dass das aufhört, je später der Abend wird.