Am Morgen wachen wir um 9 Uhr mit einem Schreck auf! So lange verschlafen? Ach nein, Zeitumstellung. Hier in Finnland sind wir eine Stunde früher dran.
Wir wollen hier auf dem großen Schotterparkpatz namens Kalkkoaivintie nicht den Tag beginnen und starten durch, nachdem ich mit dem Hund einen Spaziergang gemacht habe. Christian sagte: „Ich glaube, heute gibt es hier keine Mücken, du brauchst dich nicht so anzuziehen.“ aber schlau beugt vor und natürlich haben sie alle ausgeschlafen draußen auf mich gewartet. Die Devise war: nicht stehenbleiben, auf gar keinen Fall stehenbleiben! Dann passte es auch mit ausreichend Autan und Nobite, um nicht mehr als einen Mückenstich abzubekommen.

Wir fahren die E8 nach Westen. Diese finnische Straße ist mit Abstand die schlechteste, die wir auf unserer Reise gefahren sind. Das wirft kein gutes Bild auf das Land, insbesondere, wenn die lieben Nachbarn alles dafür tun, dass die Straßen gut und die Touristen zufrieden sind.

Unabhängig davon ist die Landschaft hier oben in Lappland traumhaft. Wir sind hier in der subpolaren Klimazone und an Bäumen wachsen hier nur noch Birken – und auch diese nur noch in Zwergform.

Wir passieren nach 30 Minuten Muotkatakka, den höchsten Punkt des finnischen Straßennetzes. Die Touristenhütte hier ist geschlossen und auch sonst locken die Berge in nicht allzweiter Ferne, noch ein paar Minuten weiter zu fahren.
Wir passieren das schicke Hüttengebiet Kilpisjärvi, den letzten Ort vor der Grenze und halten am Wanderparkplatz Saana. Von hier kann man wundervolle Touren starten, auch zum Treriksröset, dem Punkt, and dem sich die Länder Finnland, Norwegen und Schweden treffen.

Dort wollten wir eigentlich hin. Die Wanderung dauert allerdings 6 Stunden (ein Weg) oder man nimmt das Wassertaxi und braucht nur 20 Minuten. Sehr cool, aber leider braucht man dafür absolut stichfeste Kleidung. Aus Gründen, die mir seit gestern erst dämmern. Daher verschieben wir diesen Spaß auf ein anderes Mal, wenn wir besser vorbereitet sind.

Daher fahren wir weiter und passieren die Grenze nach Norwegen. Kurz hinter der Grenze gibt es einen tollen namenlosen Rastplatz mit Ausblick auf den Gaalggojärvi, wo wir dann schlussendlich nach einer Stunde Gesamtfahrt- und quengelzeit frühstücken. Merle passte das nämlich gar nicht, den Tag nicht wie gewohnt mit einem Frühstück am Platze zu starten.

Wir deckten den Picknicktisch und genossen unser Frühstück in Norwegen. Anschließend fuhren wir weiter bis zum Wasserfall namens Rovijoen Putous. Hier kraxelten wir ein wenig und genossen, dass die Sonne herauskam – obwohl heute den ganzen Tag Regen vorhergesagt war.

Weiter geht es auf dem Nordlysveien bis nach Skibotn. Christian kennt die Stadt von der Live-Webcam, wo man sich über das Wetter in Nordnorwegen informieren kann https://www.webcamsinnorway.com/webcams.php?viewcam=4157
Von dort aus geht es die E6 nach Süden. Wir fahren auf die Lyngenhalbinsel. Dort gibt es die Lyngenalpen. Diese sind touristisch noch nicht so erschlossen wie die Lofoten oder Senja. Hier gibt es tolle Wanderungen – Norweger beschreiben sie als leicht – wie die zum Steindalsbreen Gletscher oder zum Blaaisvatnet, dem Blaueissee.

Wir parken im Steindal und folgen dem Pfad hinauf. Wir wollen zur Steindalshytta. Der Weg ist mal „grün“, also leicht, mal „blau“, also mittel gekennzeichnet. Die 2,5 Kilometer werden wohl machbar sein, denken wir. Der Weg geht den Gletscherbach entlang und ist wunderschön. Mücken gibt es hier Gott sei Dank nur die wenigen üblichen, dafür hat er hier riesige Bremsen. Merle knötert den ganzen Weg hinauf und hinunter herum. Irgendwas findet sich ja immer, über das man meckern kann. Abe schlussendlich nimmt sie es mit Humor.

Wir brechen den Weg 100 Meter vor dem Ziel ab. Ich konnte die Hütte und den tollen Wasserfall dahinter schon sehen. Aber es zogen dicke Wolken auf. Da wir keinen Empfang im Tal hatten wussten wir nicht, ob uns die Sonne hold bleiben oder nicht doch das angekündigte starke Gewitter und heimsuchen würde.

Schlussendlich siegte die Sonne. Steindal 1 – Familie Peters 0. Müssen wir nochmal wiederkommen. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zur Nedren Brua und genießen die kühle Luft über dem Gletscherbach. Am Parkplatz angekommen treffen wir Koreaner, die mit ihrem koreanischen Reisemobil bis hierher nach Norwegen gefahren sind und sind schwer beeindruckt.

Anschließend fahren wir weiter auf die Westseite der Lyngenalpen bis nach Svensby. Der Fjord hier ist unfassbar türkis. Wunderschön. In Svensby angekommen, mieten wir uns auf dem Campingplatz ein, da wir dringend eine Dusche brauchen. Der Platz ist komplett selbstbedienend, bezahlt wird per QR-Code. Die Duschen sind dafür mit inbegriffen. Wir wollen auch noch unsere Stinkewäsche waschen, was allerdings 120 Kronen kostet – so teuer haben wir noch nie gewaschen.

Während Christian mit Merle duschen waren, habe ich schonmal Nudeln gekocht. Am Abend konnten wir dann mit atemberaubender Sicht auf die Halbinsel östlich von Tromsö (die leider keinen Namen hat), dem Wolkenspiel und den Sonnenstrahlen draußen am gedeckten Tisch zu Abend essen. Ein schöner Tag geht zu Ende.

Freilaufende Schafe blöken, während ich mit Merle nach dem Abendessen noch hinunter zur kleinen Marina gehen.