Heute ist Dienstag, unser Tag 40, Independence Day und Christians Geburtstag. Zum Frühstück gibt es daher zusätzlich Double-Choc-Muffins und es soll ein ruhiger und schöner Tag werden. Das Wetter ist wolkig, ab und zu kommt die Sonne hervor und alles sieht gut aus.
Das Krümelmonster
Was wir bei den Muffins nicht bedacht hatten ist die immense Krümelfähigkeit. Merle schaffte es im Handumdrehen, aus ihrem Muffin etwa 500 Gramm Krümel zu produzieren und überall um sich herum zu verteilen.
Die Mail des Grauens
Während ich noch damit beschäftigt war, Schokokrümel von überall im Bus zusammenzusuchen, unschädlich zu machen und nebenbei aufzupassen, dass Merle sich grad mal nicht umbringt, checkt Christian seine Emails.
Dabei war eine Mail des französischen Internetanbieters „Free“, bei dem wir einen Monat Internet gekauft hatten für unsere Zeit in Frankreich. Das was wir in der Mail verstanden haben war, dass wir jetzt ein Abbonement haben und jeden Monat 30 Euro abgebucht werden. Na super! Erstmal eine Mail in englisch zurück in der Hoffnung, die verstehen, was wir wollen.
Der Klounfall
Während ich mit Merle dann auf dem Spielplatz herumgetobt bin, gab es noch einen kleinen „Toilettenunfall“, der dazu führen wird, dass wir in Kürze die gesamte Toilettenanalge aufwändig Grundreinigen müssen.
Mitten durch statt nebenher
Wir planen einen Abstecher zum Blarney Castle. Dort soll es einen Stein geben, der bei Berührung „Eloquenz“ verleiht. Ich dachte, das tut uns ganz gut und mal schauen, wie eloquent der Blog dann werden wird.
Das Navi schlägt eine Route vor, die im Großen und Ganzen der Route von gestern entspricht. Das wollen wir vermeiden und zudem eine kleine Fährfahrt machen mit der Fähre, die direkt vor Cobh gen Westen quert.
Die Fähre ist recht günstig mit 6 Euro und wir freuen uns. Nun soll es nur noch die Schnellstraße an Cork vorbei gehen und wir sind in einer Viertelstunde am Ziel. Theoretisch.
Praktisch schickt uns die Offlinenavigation, wahrscheinlich um zwei Wegmeter zu sparen, mitten durch Cork, parallel zur Schnellstraße. Wir sehen so viel von der Stadt, die recht nett aber viel zu voll wirkt.
Der Stein, der nicht ist
Das nervt uns ein wenig ab, denn wir hatten andere Erwartungen. Enttäuschte Erwartungen dann auch am Blarney Castle. Da ich davon noch nie gehört und es als Geheimtipp verraten bekommen hatte, erwartete ich einen ruhigen beschaulichen Ort.
Bekommen haben wir stattdessen Reisebusseweise Touristen, Schlangestehen an der Kasse und Eintritt von 15 Euro pro Person. Das hat uns dann in Summe abgeschreckt. Keine Eloquenz für uns auf dieser Reise.
Leise fieselt der Niesel
Damit wir den Weg durch Cork nicht umsonst durchgestanden haben, verweilten wir den Mittag über auf dem schönen großen Kinderspielplatz beim Schloss. Langsam beschleicht uns das Gefühl, wir machen die Tour „alle schönen Spielplätze in Nordfrankreich und Irland“.
Natürlich können wir dieses Kleinod nicht ohne einen Schauer Nieselregen genießen. Wir setzen uns zum „Überdauern“ in die kleine Holzlok des Spielplatzes und bleiben etwas beengt immerhin trocken.
Eine miese Falle
Dann geben wir die Koordinaten von Garretstown an der Südküste ein. Das Navi vorher checken, ob es wirklich nur große Straßen fährt: Jau! Was wir nicht wußten, die große Straße führt direkt durch die Innenstadt von Cork.
Immerhin nicht nebenher, sondern mittendrauf auf der Nationalstraße tuckern wir erneut im Stop and Go durch die Innenstadt von Cork. Mehr stehend als fahrend fällt uns wieder mal auf, dass die Menschen in der Großstadt viel rücksichtsloser fahren als die oft freundlichen Menschen auf dem Lande.
Der Tankunfall
Nach der Stadt brauchte Christian eine kurze Pause und fuhr an eine günstige Tankstelle, um Diesel nachzufüllen. Dieselhandschuhe an, Tankpistole in die Öffnung und los gehts. Theoretisch.
Praktisch spritze (warum auch immer) der Diesel erstmal überall hin – nur nicht auf die behandschuhten Hände. Das gab anschließend einen einmaligen Raumduft im Auto und die Notwendigkeit einer abendlichen Dusche.
Das typische Nach-Tankerlebnis
Das kennt jeder, ich fasse mich kurz: An der nächsten Tankstelle hätten wir 5 Cent je Liter gespart…
Der Drecks-Trecker
Anschließend begann der lang ersehnte „Wild Atlantic Way“ und die Straße wurde hübsch, kurvig und führte kilometerweit durch pittoreske Örtchen und an der See entlang.
Theoretisch schön, wenn man nicht in der Schlange hinter dem Trecker mit 40 km/h fahren würde.
Im Laufe von 10 km wurde die Autoschlange vor uns kürzer und es blieb nur noch ein Auto vor uns übrig. Das setzte zwar mehrfach zum überholen an, aber die Fahrerin schien sich nicht so recht zu trauen.
Weitere 5 km später überholten wir (und die nächsten 3 Autos hinter uns) sowohl dieses Auto als auch den Trecker. Was für eine Wohltat, frei und unbeschwert auffahren zu können.
Das tote Kabel
Während der Treckerphase fing Merle an aus Langeweile zu quengeln. Ich wollte ihr etwas zu malen geben und blieb mit dem Fuß in den Ladekabel hängen: Ein USB-Stecker hat´s leider nicht überlebt.
Campingplatz Versuch 1
Dann kamen wir in Garretstown auf dem Campingplatz an. Ich checkte ein und als alle Formalitäten fertig waren, wollte ich mit Karte zahlen. „Sorry, Cash only.“ – Ich schaute ins Portemonnaie und sah einen einsamen 5 Euro-Schein.
Seufz. Der Platz gefiel uns von der Atmosphäre her eh nicht besonders, daher fuhren wir weiter nach Timoleague.
Campingplatz Versuch 2
Der Campingplatz 20 km weiter sah freundlicher aus, aber die Rezeption war verwaist. Ich klingelte, aber niemand machte auf. Wir beratschlagten, und dann rief ich die Telefonnummer auf dem Schild an.
Zur gleichen Zeit als ich mit der Besitzerin telefonierte kam ein verschlafener junger Mann auf mich zu und stellte sich als Saisonkraft vor. Er kam ursprünglich aus Frankreich und sprach das mit Abstand beste Englisch, das wir in diesem Urlaub von einem Franzosen gehört haben!
Der Campingplatz war einen Euro teurer und sorry, „Cash only“. Er erklärte uns den Weg zurück in das letzte Örtchen. Dort gäbe es in einem Geschäft einen Geldautomaten. „Ein Geschäft, wo man Benzin bekommt, ich weiß nicht wie das auf englisch heißt“.
ATM – Problems at that moment
Aber wir wußten bescheid und fuhren zurück zur Tankstelle. Dort ab an den Automaten, Merle mitgenommen, damit sie sich im kleinen Ladenlokal austoben konnte.
Versuch eins: Angebotene Stückelung: 20, 40, 60, 80, 100 und 120 Euro. Ich wollte 250, als drückte ich auf „other“. Da gab es aber nur „Pin ändern“ und „Pin löschen“ im Angebot. Also panikartiger Abbruch durch mich.
Versuche 2 bis 4: Karte nicht akzeptiert, wahrscheinlich gibt es ein Zeitlimit.
Versuch 5: 120 Euro bitte. Antwort: Transaktion abgebrochen. Grummel grummel.
Etwas Zeit lassen, Versuch 6: Karte nicht akzeptiert
Etwas Zeit lassen, Versuch 7: 100 Euro bitte. Okay bitte sehr.
Immerhin hatten wir jetzt etwas Bargeld. Mehr wäre uns lieber gewesen, da wir für jedes Abheben im Ausland eine Gebühr bezahlen müssen. Aber so können wir immerhin campen – Christian braucht ja noch eine Dusche heute.
Eisiger Zusammenbruch
In der Tankstelle gab es auch Softeis. Merle hatte das Schild schon erkannt und skandierte laut „EIS“ durch den Raum. Ein Leckerchen mit Cadbury-Flake hatten wir uns heute verdient.
Daher drei Eis gekauft und zurück zum Auto. Hier in Ruhe mit Blick auf die Ruine einer Abbey aus dem 13. Jahrhundert das Eis genießen.
Immer wenn Merles Eis zu flüssig wurde, nahm ich es kurz und half ihr. Einmal passierte folgendes – warum auch immer ist bis heute nicht geklärt:
Ich hielt das Hörnchen oben, Merle unten und es zerbrach in zwei Hälften, wobei das gesamte Eis kopfüber nach vorn flog und sich im Fußraum verteilte.
Wir ganz cool – denn vom heutigen Tag schon ärgeres gewohnt – unsere Eis weiter gegessen inklusive der Reste vom Boden und anschließend in Ruhe sauber gemacht. Zweimal! Das Zeug klebt wie Hölle!
Nunus
Wieder zurück auf dem Campingplatz spielte ich Merle auf den beiden Spielplätzen müde, während Christian das Geburtstags-Abendessen zauberte:
Da es durch die Widrigkeiten schon viel später war als geplant, gab es um 20 Uhr „Nunus“ – Nudeln mit Ketchup für Merle und Nudeln mit Pesto für Mama und Papa. Dazu die ersten und einzigen Wiener Würstchen aus dem Glas, die wir je im Ausland gefunden haben (Aldi, Made in Germany, wahrscheinlich von Tönnies), natürlich kalt.
Alles Gute zum Geburtstag! Immerhin gab es ein leckeres Schokomuffinkümeldesaster zum Nachtisch.
Skypiger Zusammenbruch
Anschließend geburtstags-skypten wir mit Oma und Opa daheim. Das W-Lan hier auf dem Campingplatz war super, aber leider nicht lange. Es war schon Abend und die anderen Campinggäste schienen uns die Leitung langsam wegzusurfen. Daher gab es nur ein Standbild-Bye-Bye.
Alles wird gut
Aber zu guter Letzt hatten wir auch Glück im Unglück. Thomas Bouche, der französische Rezeptionist konnte uns zumindest alle Mails des französischen Internetanbie(s)ters übersetzen, wir checkten, dass noch nicht erneut abgebucht wurde und er formulierte uns eine schöne französische Antwort für Free.
Er gab uns auch seine Kontaktdaten, falls wir nochmal seine Hilfe brauchen sollten. So viel Freundlichkeit und Glück konnten wir erst gar nicht glauben.
Mit dem Wissen, dass nie zwei solcher Tage hintereinander kommen fielen wir in die Federn und schliefen, berauscht durch eine 0,66 l-Flasche irischen Ciders pro Person, dem Schlaf der Gerechten.
Frage des Tages: Ab wie vielen Missgeschicken gibt Karma Rabatt? Oder: kann es mehr Missgeschicke geben als der Tag Stunden hat?