Wir verbringen eine sehr stürmische und regnerische Nacht schaukelnd im Windschatten der Uferböschung. Am nächsten Morgen bleibt der Wind. Christian geht mit Floki noch vor dem Frühstück den schönen Uferweg ein Stück entlang und genießt die raue Landschaft, die Ruhe und das Meer. Nach einem gemütlichen Frühstück gehe ich dann mit Floki noch einmal die Treppe die Steilküste hinunter zum Strand. Gestern Abend waren wir hier bei Ebbe, nun haben wir volle Flut, gepaart mit Sturm ist der Strand bis zum Treppenabsatz in den wilden braunen Wellen des Atlantiks verschwunden.
Direkt bis zum (nur noch halb vorhandenen) Zen-Steinmännchen von Christian schlagen die Wellen. Die gewaltige Kraft des Meeres ist zu spüren und wir setzen lieber keinen Fuß in das Wasser. In den großen Steinen direkt an der Steilküste spielen wir zusammen und Floki riecht immer irgendetwas Interessantes in der Brandung. Auch die einheimische Bevölkerung sammelt sich an den schönen windstillen Aussichtsbänken weiter oben, um das Schauspiel der aufgepeitschten See zu erleben.
Gegen Mittag fahren wir dann weiter. Wir nahmen direkt die Autobahn und fahren nach Rue, wo wir im Auchan einkaufen gehen. Während ich den Hund 45 Minuten lang die Knoten aus dem Fell kämme und mich frage, was man so lange einkaufen kann, ist Christian nach dem Einkauf ganz derangiert und schüttelt den Kopf. Der Laden ist wohl – für unsere Maßstäbe – extrem unlogisch aufgebaut, so dass er kaum etwas vom Einkaufszettel auf Anhieb gefunden hat. Merle und er sind so fertig, dass wir nicht mehr auf den schönen kleinen Markt gehen, der hier samstags im Stadtzentrum stattfindet.
Stattdessen fahren wir direkt zum reservierten Yelloh Village Campingplatz “Le Ridin” in Le Crotoy an der Somme-Bucht. Ausgesucht hatte ich ihn, da er ein nagelneues überdachtes Schwimmbad hat und Merle “den Strand per se” boykottiert. Obwohl wir Juli haben, hat die Hochsaison noch nicht begonnen und die Rezeption hat Mittagspause. Wir nutzen die Zelt für eine Platzrunde und bemerken, dass der Platz keinen Spielplatz zu haben scheint. Na toll. Und auch die Toiletten sind “französischer” 4-Sterne-Standard. Mit Papier, Musik und flamm-neu, aber ohne Toilettenbrillen. Das werde ich nie verstehen. Wenn ich nicht schon bezahlt hätte, wären wir wahrscheinlich weitergefahren. Aber nun nutzen wir das, was kommt so wie es ist.
Um 14:30 Uhr können wir einchecken. Das Personal ist sehr freundlich und engagiert und spricht sogar so etwas wie englisch. Der Spielplatz war dort, wo jetzt der neue Pool steht. Ein neuer ist noch in Planung. Für heute egal, Merle springt sofort ohne uns in das neue Schwimmbad und wir kommen nach. Groß, selbstbewusst und eigenständig ist sie geworden!
Nach einer ausgiebigen Schwimmpartie wollen wir abends in das Restaurant am Platze hier gehen. Es öffnet – wie in Frankreich üblich – erst um 18:30 Uhr wir sind pünktlich dort und die einzigen Gäste. Dennoch müssen wir im starken Wind draußen sitzen, da drinnen “alles reserviert” ist. Es kommt zwar niemand in der Zeit, in der wir dort essen, und wir fühlen uns wie Gäste zweiter Klasse. Wir mutmaßen, dass es wahrscheinlich am Hund liegt. Das Essen selber ist leider auch nicht besonders gut, Merles “Pizza Margherita” und unsere “Hähnchenbrüste der Normandie” sind lieblos und fad. Christian sagt, noch nie ist ein Hühnchen trauriger und würdeloser gestorben als für dieses Essen. Da hätte es mehr verdient. Zudem werden Pizza und Pommes im Wind auch wirklich schnell kalt, das war leider ein Reinfall.
Neben den Restaurant liegen das “alte” Freibad sowie ein schönes Spielzimmer, das Merle ausgiebig nutzt, während wir unser Bier trinken. Es gibt zudem noch einen Bouleplatz und den Raum der Kinderanimation, aber da Anfang Juli hier noch keine Hochsaison ist, findet nichts statt.
Also gehen wir zurück und genießen den Abend nach dem Abendspaziergang am und im Bussi mit einer schönen Flasche Bier, gemischt mit Sprite. Wobei es von Abend zu Abend weniger Sprite wird, da uns da wohl jemand etwas wegtrinkt…