Rechtzeitig weckt mich, Christian, der Hund – er muss raus. Ich versuche noch ein wenig Zeit zu schinden, er lässt sich noch 15min aus dem Fell leiern. – Immerhin.
Ich mache mich fertig und gehe halbschlafend auf eine schöne Morgenrunde mit ihm. Am Strand entlang, der rauschenden Ostsee (kann man bei der Ostsee überhaupt von “tosen” sprechen?) folgend biegen wir in einen kleinen Schärengarten ab. Auf dem Hinweg ist Floki immer sehr an allem interessiert. Soblad wir den Rückweg einschlagen: “ne ne, sag nix, ich kenn den Weg” saust er immer los wie von der Tarantel gestochen in Richtung WoMo. Meistens bleibt er dann doch immer irgendwann stehen und wartet darauf das ich endlich auch um die Ecke komme. Der Schlingel. Das muss ich ihm noch mal abgewöhnen.
Beim Zurückkommen bemerke ich, das einige unserer Mitcamper einem gelben Zettel an der Windschutzscheibe haben. Ein Knöllchen. Auf dem Platz ist das kostenlose Parken und übernachten nur auf 2 bestimmten Reihen von 6 erlaubt. Der aufmerksame Schilderbetrachter kann das denselbigen entnehmen. Wenn man dieses ignoriert, kassiert die Kommune eben ab. Da kann die Übernachtung dann auch mal schnell 60€ kosten…
Nach unserem Frühstück brechen wir auf und fahren weiter in Richtung Norden. Nicole hat sich mal wieder superviele Gedanken gemacht und eine tolle Strecke für uns ausgearbeitet.
Auf dem Weg beschließen wir, dass wir noch ein wenig unsere Vorräte auffüllen müssen. Sprit muss her; das ist einfach aber leider aktuell in Schweden nicht günstig. Rd. 2€ kostet hier der Liter. Da ist Tanken in Norwegen günstiger – wer hätte das gedacht. Wir füllen den Tank daher nur mit dem geschätzten Notwendigsten und schauen mal, ob wir richtig geschätzt haben.
Lebensmittel brauchen wir auch noch welche. Wo machen wir das? Ah, ein Supermarkt in Göteborg liegt auf dem Weg. Wie sich herausstellt eine schlechte Wahl. Der Supermarkt war schon ok, der weg dorthin jedoch unmöglich und es gibt kaum Parkplätze. Blöd zu fahren und noch unübersichtlicher wieder raus zu kommen. Bloß schnell wieder weg hier – es hat einen Grund, warum wir Großstädte nicht mögen.
Wir steuern nach einiger Fahrzeit einen schönen Badestrand an dem See Vänern in Nordkroken an, wo wir unsere Mittagszeit verbringen. Es sind noch wenige andere Gäste mit uns dort, und Floki kann es mal wieder kaum erwarten mit “seinem” Ball zu spielen. Da ist er aktuell ganz scharf drauf, sobald ich die Ballschleuder aus dem Kofferraum hole, gibt es kein Halten mehr und er rennt wie verrückt und bis zur Erschöpfung dem Ball hinterher. So langsam hat er auch verstanden, dass wenn er ihn zu mir zurück bringt, ich den auch wieder werfen kann… Schlaues Kerlchen 😉
Wir genießen die ausgedehnte Pause bei einem Kanelboller und Tee und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen.
Anschließend fahren wir weiter und möchten heute noch ein wenig Wandern. Als Ziel haben wir uns dafür den “Preikestolen” von Schweden ausgesucht, den “Predikstolen” im Naturschutzgebiet Sörknatten. Ein Art “Verwandter” der bekannten Felskanzel in Norwegen, die wir auch schon bestiegen haben. Insofern finden wir es lustig, diesen Kreis zu schließen. Die Anfahrt in das Naturschutzgebiet erfolgt über 6km Schotterstraße – recht rustikal, geht aber auch. Wir finden einen guten Parkspot und machen uns an die Begehung des Predigtstuhls (blaue Route). Wie sich herausstellt, ist es doch eher ein entfernter Verwandter des großen Vorbildes. 🙂 Die sagenhaften rd. 100m Höhenunterschied sind für uns schnell erledigt, die Aussicht ist jedoch sehr schön von dort oben. Für Floki war es ein gutes Training in Sachen Klettern und unwegsames Gelände, von daher gar nicht schlimm das es nicht gleich so “hart” zur Sache ging. (Nicole sagt, dass hier übrigens auch Ronja Räubertochter gedreht wurde und heult, weil wir keine Blaubeerschaufel haben inmitten von riesigen Blaubeerfeldern).
Da uns der Weg dann aber doch zu wenig war, beschließen wir ihn um einen weitern Abschnitt zu ergänzen. Wir biegen noch mal in den Wald ein (gelbe Route) und möchten runter an den See ‘Ärr’. Doch wie sich nach einigen Kilometern herausstellt, haben wir das falsche Schuhwerk an (Nicole hat sich für Wandersandalen entschieden) und der Weg wird zu steil und aufgrund der reichlichen Regenfälle des Vortages zu rutschig. Wir müssen umkehren und nehmen die Schotter-‘Wanderautobahn’ zum See.
Wir genießen einige ruhige Momente der Erholung am See und treten dann den Rückweg an. Kurz überlegen wir, ob wir noch den Standort für die Nacht wechseln (direkt am See) entscheiden uns aber dagegen, weil die Stellfläche ein wenig knapp für unseren Camper ist und unmittelbar an der Straße liegt. Wird zwar nichts los sein auf selbiger, aber so halb im Weg stehen im Dunkeln ist auch nicht das Wahre. (Nicole sagt, dass es zudem im See riesige recht gruselige Signalkrebse gibt).
Ich koche uns noch fix was zu essen während Floki den Tag offenbar sehr anstrengend findet und sich erst mal der Länge nach hinlegt und ratzt… (und von Nicole aktuell gekämmt wird, daher kann sie keinen Blog schreiben)
Nachtrag von Nicole (Frau hat das letzte Wort): Drei Dinge..
Zum einen sind Wandersandalensuper, insbesondere wenn dich der Hund an der Leine in einen Matschebach zieht (der, weswegen wir den gelben Weg nicht weiter gehen konnten). Einfach einmal in den See gehen und Schuhe und Füße wieder sauber.
Zum anderen stehen wir hier neben so genannten Weltreisenden (von Marokko bis zum Nordkap). Der Frau sind in Finnland zu viele Mücken, Norwegen ist zu teuer und in Schweden das Wetter zu schlecht. Ein gutes Beispiel dafür, dass man sich auf jede Reise immer selber mitnimmt.
Und zum dritten haben wir eine Begegnung mit einem Amerikaner (barfuß im Wald unterwegs), der den Hund sieht und ruft: “Oh my god, what is this? He does not look real. I´m instant in love. He looks like he is unreal. He rather looks like a big teddy you can win on a fair.” 🙂