Ein weiterer herrlicher Tag voller Sonnenschein mit 20 Grad im Schatten beginnt. Heute gehe ich die morgendliche Hunderunde und genieße die frische Luft, die Sonnenstrahlen und die Ruhe.
Um Punkt 9 Uhr macht die Butikk – der kleine Campingladen – hier auf und es gibt 50 % auf alles außer frische Backwaren. Ich dache, ich stöbere mal ein wenig, doch als ich dort ankomme, trifft mich der Schlag. Ihr macht euch kein Bild!

Die ganzen mondänen älteren und jüngeren Frauen, die sonst in Sommerkleidchen und mit dicker Sonnenbrille am Strand in den Stühlen sitzen, haben riesige Ikea-ähnliche Tüten bei sich und raffen aus den Regalen, was das Zeig hält. Panikstimmung! Eine Frau nimmt beispielsweise zwei Paletten eingelegte Gurken. Die Männer kaufen ihren Kindern derweil je ein Frühstückseis.

Ich muss schauen, dass mich dieses Einkaufsfieber nicht ansteckt. Denn es ist ansteckend. „Fear of missing out“ – fomo – nennt man das Phänomen. Oder auch einfach Gruppendynamik. So kaufen die Leute hier Windlichter, Wasserpistolen, Chips, Brottüten oder Schokolade wie verrückt. Ich frage mich immer: sind 50 % in einem Campingladen wirklich immer günstiger als ein Angebot im Supermarkt?
Ich schaue mir das eher aus der Beobachterperspektive an und bin amüsiert. Ich kaufe gezielt, aber dennoch mehr als ich brauche. Ich falle auf Süßigkeiten rein, die wir in Deutschland so nicht haben. Schlussendlich gebe ich umgerechnet 18 Euro aus für die Dinge auf dem Foto. Wenn man bedenkt, dass sie eigentlich 36 Euro gekostet haben, ist das schon wirklich teuer.

Die Schlange an der Kasse geht durch den ganzen Laden und es wird mit 3 Personen klassiert und eingetütet. Ich war die einzige in der Schlange, die keine Tüte brauchte. Ich hatte mir – wie zuhause auch – eine kleine Pappverpackung als Tragehilfe gesucht. Das hat den jungen Mann an der Packstation völlig verwirrt und er musste dem Mann, der Kassiert auch erst sagen, dass er keine Tüte abhalten soll, was er immer automatisch getan hatte.
Während Christian heute die ruhige Hunderunde macht, paddle ich heute mit Merle eine Runde auf der See. Wir fahren bis zum Strand Grefstadsvika, denn dort gibt es eine schwimmende Badeinsel aus Holz. Das Meer in der Bucht ist ruhig und als wir hinausfahren zur Vika, wird es so wellig und schaufelig, dass die Wellen Wasser auf das Bord schwappen lassen. Das ist mein welligstes Erlebnis mit dem SUP bisher!

Auf dem Rückweg haben wir wieder Gegenwind und ich muss mich ganz schon anstrengen, im Wind zu kreuzen. Merle hat aus ihrer Zeit in der Segelschule viele hilfreiche Tipps für mich. So umschiffe ich die Untiefen und wir kommen zurück in ruhige Gewässer. Das war ein Abenteuer.
In der flachen Bucht spielen wir dann noch lange „von-Bord-schubsen“. Quallen und Seesterne gab es heute bei Flut nicht so viele wie gestern bei Ebbe zu sehen. Nach dem Wasserspaß geben wir das Bord an Wenche, die mit Rock und Hut auch eine Runde losfährt. Dabei muss sie eine Extrarunde drehen, da der Wind ihren Sommerhut wegpustet. Anschließend spielen ihre Enkelkinder den ganzen Tag mit dem SUP herum.

Merle, Floki und ich haben nämlich vor, die Moysand-Lehrpfad-Schnitzeljagd „Natursti“ mitzumachen. Der Campingplatz hat 9 Fragetafeln mit je 3 Antwortmöglichkeiten auf dem Pfad um den Odden aufgehängt. Mit einem Antwortbogen und einem Stift bewaffnet machen wir uns wie viele andere auf den Weg. Nur wenige Fragen waren einfach zu beantworten, viele waren so schwer, dass sie auch mit Hilfe des Internets nicht einfach zu lösen waren und so waren unsere Antworten oft ein so genannter „Wild guess“ – wie zum Beispiel der Vorname der Frau, die Anfang des 20. Jahrhunderts diesen Campingplatz gegründet hat.
Um 16:30 Uhr kommt uns Vidar Moen aus Krinstinansand besuchen. Wir haben über die Mensa-Agder-Gruppe gefragt, ob noch jemand heute hier zum großen Tacobuffett kommt. Und Vidar ist extra mit dem Omnibus angereist. Wir freuen uns, ihn kennenzulernen und kommen sofort ins Gespräch.

Bei Merle hat er sofort ein Stein im Brett, denn er trägt ein Asterix-und-Obelix-bei-den-Briten-T-Shirt und Merle ist grad großer Asterix-Fan und hat ein halbes Dutzend Comics im Bussi – auf deutsch und englisch. Er empfiehlt uns, den Asterixpark nördlich von Paris zu besuchen – einen Freizeitpark ähnlich wie Disneyworld, nur mit Asterix und Obelix. Das ist nur 5 Stunden von uns entfernt und das sollten wir auf jeden Fall einmal unternehmen!
Er empfiehlt uns auch, die kleinen Gifflar-Zimtschnecken vor dem Essen zu erwärmen. Das würde den Geschmack noch wesentlich verbessern. Auch diesen Tipp wollen wir in der nächsten Teepause beherzigen. Während wir sprechen und uns über Besuch freuen, nähert sich die Uhr 5 Uhr an.

Um 5 Uhr beginnt hier das große Tacobuffett. Und Vidar gibt uns den Hinweis, lieber etwas zu früh zu kommen. Das machen wir dann auch. Wir ergattern einen großen Tisch auf der Terrasse (Floki darf ja nicht mit hinein) im Halbschatten, wo sich Wenche und Johnny dazugesellen und lustigerweise stellt sich heraus, dass Wenche die Ex-Schwiegermutter von Vidar sogar kennt. Klein ist die Welt!
Als das Buffett beginnt, haben wir Glück, nicht allzeit hinten in der Schlange zu stehen. Gereicht werden Tortillas und jede Mange Belag, 3 Sorten Fleisch, Salate, Gemüse und verschiedenen Soßen. Dazu gibt es ein Freigetränk aus dem Laden. Und nun muss ich einmal nachschlagen, warum zu einem Tacobuffett Tortillas gereicht werden. Ist es dann nicht ein Tortillabuffett? Das Internet belehrt mich: Gefüllte Tortillas werden Tacos genannt. Achsooo.

Nachdem wir alle 3-4 Tacos gegessen haben (Merle hat insgesamt 7!!) gibt es noch Kugeleis so viel man möchte. Und die Kugeln hier sind so riesig, dass weder ich noch Merle die 2 Kugeln kaum schaffen. Aber sehr lecker ist es. Ich habe Salzlakritzeis! So lecker. Verstehe mnicht, warum es das nicht in Deutschland gibt!
Anschließend spielen wir drei Runden Bingo. Das letzte Mal Bingo haben wir vor Urzeiten in Frankreich auf einem Campingplatz gespielt und ich erinnere mich, dass ich dabei nicht gut verlieren kann. Ein blödes Glücksspiel! Und ja, auch hier ist es wieder so. Es werden preise in Höhe von insgesamt 24.000 Kronen vergeben. Aber nicht an uns (Und auch bei der Schnitzeljagd hatten wir kein Glück).

Aber es war sehr gut, um die Zahlen auf Norwegisch hören zu lernen. Da hatte ich doch noch arge Schwierigkeiten. Lustig ist, dass die zahlen auf zweierlei Art und Weise gesagt werden können. „trettito“ also Dreißigzwei sowie „toentretti“ also Zweiunddreißig. Das sagen wohl nur noch alte Leute, aber spannend, wie sich das so entwickelt.
Und richtig viel Spaß gemacht hat es natürlich dennoch. Wir haben eine tolle Gesellschaft mit Wenche, Jonny und Vidar und sitzen draußen bis in den Abend hinein. Die Kinder spielten allesamt mit ihren in der Butikk neu gekauften Wasserpistolen am Strand und später mit umgelogen 2 Dutzend Kindern auf den 4 Trampolinen. Das war ein Gespiele und Gekreische. Merle hat lieber alles aus sicherer Entfernung beobachtet.

Anschließend, als es nichts mehr zu gewinnen gibt, leerte sich die Terrasse binnen 60 Sekunden. Das habe ich vorher noch nie gesehen! Niemand war mehr dort. Es scheint hier nicht die Kultur zu geben, abends noch bei einem Kaltgetränk auf der Restaurantterrasse zu sitzen. Auch Vidar muss los, seinen Bus erwischen und wir sagen farvel, bis zum nächsten Mal.
Bleibt uns nur noch, bei einem alkoholfreies Bierchen vor dem Bus zu sitzen und den Mondaufgang zu beobachten. Was eine Ruhe im Gegensatz zum Buffett und Bingo. Was ein schöner und geselliger Tag!