Guten Morgen aus dem quatrelingualen Campingvergnügen am Mittelmeer. Wir waren noch nie hier in Südfrankreich und wußten nicht, was uns erwartet. Der Platz ist in der Vorsaison recht leer und die Rezeption hat wohl die Camper nach Sprache und Eigenschaften verteilt. Wir stehen in der Ecke mit den deutschen Familien. Die Kinder haben alle maximal Kindergartenalter, da es keine Ferienzeit ist.
Abgesehen vom Babygequengel ist das hier für uns die korrekte Lage und wir seínd sehr froh, aus dem Alter heraus zu sein mit Merle. Merle könnte dutzende Kontakte knüpfen, ist aber leider noch zu schüchtern. Als Kind nicht nur allein zu sein, das war ja der Grund unseres längeren Stopps hier.
Neben dem Familien-aus-Deutlschland-Quartier gibt es hier noch das Ehepaar-mit-Hund-aus-Deutschland-Quartier sowie die Quartiere der Franzosen, Engländer und Niederländer. Luxemburger und Schweizer reihen sich irgendwie ein. Die Rezeption hier ist trilingual und fast alle Angestellten hier sprechen irgendwie Deutsch und auf jeden Fall Englisch. Das haben wir nicht erwartet. Und irgendwie will bei mir auch kein „richtiges“ Urlaubsgefühl aufkommen, wenn ich mir hier Brezel auf Deutsch bestellen kann anstatt mit Hand und Fuß nach einem Vollkorn-Bio-Bagutte zu fragen. Erwartungen wieder gerade gerückt, macht unsere Zeit hier richtig Spaß.
Wir haben zwei Tage lang 27 Grad, stahlenden Sonnenschein und es gibt hier einen riesigen Wasserspielplatz, eine beheizte Lagune und jede Menge Wasserrutschen. Merle ist hier überhaupt nicht mehr wegzubekommen. Ich weiß gar nicht, warum ich einen PLatz mit direktem Strand herausgesucht habe, da sie nur zum Pool möchte. Dabei habe ich mich doch so auf das Sandburgenbauen gefreut. Seufz, kommt vielleicht noch.
Nach dem Baden finden wir eher zufällig den „Salle Creatif“, wo man kostenlos basteln kann mit allem, was es hier so am Strand und in den Dünen zu finden gibt. Klingt für mich als Anti-Bastel-Mutti ultraöde, doch Merle zuliebe kam ich mit. Und ab dem zweiten Tag hatte es auch mich gepackt. Ich erbastelte mir eine Chakren-Muschel-Kette. Ab dem dritten Tag bekamen wir Christian kaum aus dem Bastelhaus heraus, aber dazu mehr beim nächsten Mal.
Die Dame, die das Gebastel betreut, erklärte uns, dass seit der Saisoneröffnung bis einen Tag vor dem Tag, an dem wir ankamen, hier nur 15 Grad und Regen geherrscht hatten und unser Ankunftstag der erste war, an dem der Wasserspielplatz, die Lagune und die Rutschen überhaupt geöffnet hatten. Unglaublich für uns Glückspilze.
Das einzige für uns unbekannte Wetterphänomen hier ist der stetige kalte Nordwestwind. Der Mistral wehr auch hier und das wohl länger und ausgiebiger als gewöhnlich.
Aus der Heimat bin ich gewohnt, dass wenn ich morgens aufstehe, die Rollos noch geschlossen sind, und ich einen heftigen pfeifenden Wind höre, ich sofort an Novemberregen, Kälte, Herbststürme und den eisigen Atem Jotunheims denken muss. Doch wenn ich dann aufstehe, bekomme ich nicht sofort übereins, dass der kalte pfeifende Wind mit Sonnenschein und Badetemperaturen zusammengeht. Gewöhnungssache, schätze ich.
Zumindest hat der Wnd zwei gute Eigenschaften:
a) Mücken und anderes Getier wird davon abgehalten, uns zu belästigen
Wir hatten am ersten ABend nur 7 Mücken im Wagen. Das soll sehr wenig gewesen sein im Vergleich zu sonst. Nach der Jagd auf die blutgetränkten Biesterchen hatten wir die rote Suppe an der Wagendecke, an Christians Händen und im Fliegengitter hängen.
b) es ist nicht heiß und drückend, sondern gut aushaltbar.
Wir hatten uns zuvor gewünscht, dass es am Mittelmeer nicht so heiß sein sollte und sind daher auch in der Vorsaison losgefahren. Also immer Vorsicht mit dem, was man sich wünscht. Unser Wunsch ist in Erfüllung gegangen, doch hatten wir dabei eigentlich nicht an einen dauerhaften Windstärke-5-Mistral gedacht, der uns die Pizza vom Tisch weht.
A propos Pizza. Zwei Margheritas kosten hier schlappe 24 Euro. Eine Kugel Eis aus der Nestle-Retorte kostet hier 2,60 Euro. Kann man zahlen, tut man irgendwann auch 😉
Bereits am ersten Tag grillten wir unser gesamtes Grillgut aus der Eifel, das so lange Tage geduldig auf uns gewartet hat. Und auch die gut versteckte Sonnencreme musste wieder an den Start. Die Sonne scheint auch bei Wind – das altbekannte Holland-Phänomen!
Und endlich hatte ich etwas Zeit für mein Urlaubshobby: Nonogramme! Ein Jahr gewartet habe ich sie hier in Frankreich an einem Kiosk wiedergefunden. Uns gehts richtig gut.
mediterrane Grüße
eure Nicole
Hallo Ihr drei! Ich liebe es, wenn Ihr jammert auch wenn ihr eigentlich im Paradies seid! Das macht die Sache hier erträglicher… 😉 PS: die Mädels sind jetzt 8!!!