Abschlussbericht 2020: Teil 2- die Streckenführung
In diesem Jahr wußten wir bis Anfang Juli nicht einmal, wohin die Reise ab Mitte Juli überhaupt gehen sollte. Diese Ungewissheit machte uns lange Zeit verrückt. Wir wußten nicht, ob wir reisemüde waren oder zu wählerisch oder gar zu verwöhnt?
Denn bei jedem Brainstorming kamen wir nicht weiter. An jedem potentiellen Ziel hatten wir etwas auszusetzen: zu warm, zu kalt, da waren wir schon, nichts für Kinder und viele viele andere Sätze aus dem bunten Strauß der möglichen Probleme machten die Zielfindung unmöglich.
Dann, durch Corona, wurde das Ziel kurz vor knapp glasklar sichtbar: Norwegen. Es war plötzlich da, wie eine einzelne Blüte an einer großen grünen Pflanze. Und plötzlich hatte keiner von uns etwas dagegen einzuwenden. Es war einfach da, als ob es nie ein anderes Ziel gegeben hätte.
Als wir dann unterwegs waren, planten wir nicht viel vor. Und selbst wenn, hielten wir uns oft spontan nicht an die Planung, buchten die Fähre um, bogen in eine andere Richtung ab oder kehrten einfach um. Die Gründe dafür sind nicht mit Logik zu erklären. Vielleicht eher analog? Ich versuche es hier an 3 Beispielmomenten zu erklären, weil das Ergebnis mich komplett überzeugt hat.
Moment 1:
Wenn wir zu Picknick- oder Übernachtungsplätzen fuhren, schauten wir immer, ob dieser Platz bei uns ein gutes oder schlechtes Gefühl erzeugt. Oft konnten wir uns das Gefühl nicht erklären, aber in fast allen Fällen war es bei uns beiden identisch. Hatten wir kein gutes Gefühl, obwohl der Platz nett schien, fuhren wir weiter.
Oft war es auch so, dass ich ohne Plan nach potentiellen Plätzen in der Umgebung, in der Straßenkarte oder in bestimmten Apps schaute und den ersten nahm, bei dem ich ein gutes Gefühl hatte. Nur zwei Mal habe ich mich umentschieden und einen Platz genommen, der sich besser anhörte – und in beiden Fällen war es nicht der Platz, an dem wir “hingehören”. Es fühlte sich dann okay, aber nicht gut an.
Im Ergebnis fanden wir unpassende Plätze, wenn wir nicht offen waren, wenn wir verärgert waren oder an fixen Plänen festgehalten haben. Doch in den allermeisten Fällen, wenn wir flexibel und spontan waren und uns auf Abenteuer einließen oder auch unbekannte Wege fuhren, fanden wir traumhafte Stellplätze. Manchmal kamen diese durch Hinweise von Norwegern, wenn wir mit diesen ins Gespräch kamen, manchmal per Zufall von Dingen wie Plakate oder Bücher, die wir zufällig sahen und zu denen wir recherchierten. Es war dann ein wenig so, als ob wir uns von Leben tragen ließen – oder als ob eine größere Macht uns führen würde. Besser kann ich es aktuell nicht erklären. Doch es ist ein himmlisches Gefühl.
Moment 2:
Manchmal war es auf der Reise so, dass wir unbedingt einen Ort sehen wollten. Als wir dann dort waren, goss es in Strömen oder regnete sich über mehrere Tage ein, während in der näheren oder weiteren Umgebung das Wetter viel besser war. Manchmal hatten wir auch nur “Regen” im Kopf und fühlten uns dumpf oder streitlustig.
Wenn wir dann unseren Plan zu diesem Ort aufgaben und uns entschlossen, weiterzufahren, sahen wir oft einen Regenbogen, den wir dann als Zeichen für die richtige Entscheidung ansahen. Dann fühlten wir uns sofort viel besser.
Moment 3:
Es gab Momente auf der Reise, da konnten wir uns über den Weg nicht einigen. Dann wußten wir beide nicht so recht weiter, lavierten herum oder sagten “ist mir egal, entscheide du”. Schlussendlich konnte keiner von uns überzeugt und mit gutem Gefühl von sich behaupten: “Ja, das ist der Weg, den ich unbedingt nehmen möchte”.
Im Ergebnis war es so, dass in solchen Situationen BEIDE Wege nicht die richtigen waren. Wenn wir das bemerkten, kehrten wir um oder nahmen eine dritte Alternative, die wir vorher nicht gesehen hatten und die uns dann plötzlich glasklar wurde.
Fazit: Wir haben noch nie so wenig geplant, so viele Pläne über den Haufen geworfen, uns so spontan mit Fremden getroffen und dabei so viel Freude erlebt, Freunde gefunden, Traumplätze entdeckt, Regenbogen und andere traumhafte Wetterphänomene gesehen, so viel Sonnenschein in Norwegen erlebt und uns dabei vom Leben so getragen gefühlt, so leicht und verbunden mit allem. Ich bin für diese Erfahrung unendlich dankbar.
Quintessenz: Die Reise war im Endeffekt immer dann leicht, wenn wir uns tragen ließen und wurde immer dann schwer und kompliziert, wenn wir uns dafür verschlossen.
Und ich wünsche mir für meine Zukunft, diese Leichtigkeit in mein Alltagsleben integrieren zu können.
Eure Nicole
Amen.
Danke für die Reise mit Euch ♡