Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Sophie und Timo. Die beiden reisen weiter zum Njupeskär Wasserfall und wir.. irgendwoanders hin.
Der Vormittag war ganz lustig. Als die beiden gerade zusammenpackten, kam ein Däne vorgefahren und verwickelte Timo in ein Gespräch über seine auf dem Platz liegenden Angeln. Das kam uns merkwürdig vor, aber naja.. ich muss nicht alle Menschen verstehen. Später dann, als die beiden schon fort waren und wir noch ein wenig verweilte, kam er mit einem triefnassen Schlafsack und fragte auf Dänisch, ob er ihn hier zum trocknen hinlegen darf. Ich sagte ja, denn es war mit egal. Wir wollten ja gleich los. Dann kam er später nochmal wieder und wollte wissen, wann wir fahren. Da sagte ich ihm „12 Uhr“ – die späteste Abfahrtzeit und er ging brummend davon.

Da dämmerte es mir. Er hatte wohl diesen Pitch ab 13 Uhr gebucht und wollte eher drauf. Mittlerweile empfanden wir das schon ein wenig als aufdringlich. Wir warteten also noch ab, bis er nochmal mit seinem Auto zur OKF – Ortskontrollfahrt vorbei kam und als er außer Sichtweite war, rödelten wir ein und führen los. Nun wussten wir endlich, wohin es gehen sollte.
Unser erster Halt war „Schwedens bester ICA-Supermarkt“ in Torsby. Hier kauften wir groß ein, bevor es in den Norden weitergehen konnte. Eigentlich wollte ich zum Zufallsfund „Välgunaho“, einem waldfinnischen lost place, auf dem es spuken sollte. Doch die Sonne brannte noch immer 20 Stunden am Tag bei 29 Grad – und wer hat da schon Lust, durch den Wald zu wandern, wenn er auch schwimmen könnte? Daher reservierte ich uns einen Platz auf dem Sollerön Campingplatz und wir fuhren 4 Stunden nordwärts in der prallen Mittagssonne. Gut – denn ich darf ja eh noch nicht wieder in die Sonne mit meinem Sonnenbrand.

Beim ICA haben wir kein Brot gekauft, weil es unterwegs in Malung einen Bäcker geben sollte. Spoiler: Den gab es leider nicht. Stattdessen war die ganze Stadt voll, es gab eine Kirmes und ein Dansbandfestival. In jedem Vorgarten standen Wohnmobile und Zelte, überall waren Menschen. Daher blieben wir hier nicht, um in der Konditorei zu fragen, ob die möglicherweise auch handwerklich gefertigtes Brot verkaufen. Wir fuhren noch eine Stunde weiter nordwärts. Auf der ganzen Strecke gab es nicht einen Supermarkt mehr. Macht nichts, wir bestellten dann die „guten“ Aufbackbrötchen an der Rezeption.
Der Campingplatz liegt am Strand Levsnäs direkt am Damm, über den man auf die Insel kommt. Die Insel liegt im See Siljan. Dieser ist in Schweden eine große Touristenattraktion. Dementsprechend sind hier viele Schweden zu finden, wenige Deutsche und kaum Norweger. Der Platz hat zwei Stege, einen Strand und zwei Hundestrände. Kiefern säumen das Ufer und im Hintergrund sieht man den Berg Gesunda. Dort gibt es das „Tomteland“, einen Fantasy-Freizeitpark für Kinder mit Feen, Drachen, Trollen und alles, was mir Spaß machen würde. Aber leider möchte Merle dort nicht hin und ohne Alibikind traue ich mich dort auch nicht rein.

Der Campingplatz ist zwar groß (etwa 150 Plätze), aber sehr persönlich geführt. Der Campingväkt Lars fährt mit seinem kleinen Elektroauto voran und weist uns in den Platz ein. Er holt auch noch zwei Schrauben und einen Akkuschrauber, um unsere Markise an der Veranda zu befestigen. Es ist vom Gefühl her anders, als auch dem letzten Platz. Die Menschen hier laufen nicht quer über die Parzellen, man unterhält sich unaufgeregt. Sehr nett und ruhig. Und es hat wesentlich mehr fliegendes Viehzeug hier.
Unser Platz hat eine schicke Holzterrasse. Finden wir. Findet Merle nicht, die sofort einen Splitter in den Fuß bekommen hat. Wir haben einen kurzen Weg zum Wasser und gehen erstmal eine Runde schwimmen. Der See ist flach, aber nicht so flach wie der letzte. Am Steg ist das Wasser etwa 1,80 m tief. Und 24 Grad warm! Also Abkühlung bietet nur der immer noch wehende Nordwind. Mit Floki besuchen wir die Hundestrände. Sie sind etwas direkter am Platze und daher können wir den Hund nicht losmachen, sondern nur an der langen Leine ins Wasser scheuchen.

Anschließend grillen wir Burger und nutzen die tollen, kostenfreien Duschen und sitzen draußen und schauen auf den Sonnenuntergang auf dem See. Natürlich mit Anti-Viehzeig-Thermacell.
Dieser See hat das gewisse Etwas, ohne dass wir sagen können, was es ist. Ich schlage bei Wikipedia und Grok nach und erfahren folgendes:
Der Siljan-See ist einzigartig, da er in einem Meteoritenkrater liegt, der vor etwa 370 Millionen Jahren durch denEinschlag eines Meteoriten entstand. Der Siljan-Krater ist einer der größten und am besten erhaltenen Impaktkrater Europas, mit einem Durchmesser von etwa 50 km. Die genaue Struktur des Kraters ist durch Erosion und geologische Prozesse über Millionen Jahre nicht mehr vollständig klar abgegrenzt, doch die Seen Siljan, Orsasjön, Oxsjön sowie Skattungen zeichnen die Umrisse des erodierten Kraters deutlich nach (auf Google Maps auf „Gelände“ umschalten, dann sieht man ihn deutlich).

Der Krater ist von wissenschaftlichem Interesse, beispielsweise gibt es Theorien über mikrobielles Leben tief im Kratergestein. Die Idee basiert auf der Möglichkeit, dass Mikroorganismen in der tiefen Erdkruste unter extremen Bedingungen existieren könnten. Solche Mikroben könnten sich von Methan, Wasserstoff oder anderen chemischen Verbindungen ernähren, die durch geologische Prozesse im Krater entstanden sein könnten.
Die Bohrungen im Siljan-Krater (ca. 6,7 km tief) lieferten Hinweise auf Methanvorkommen, aber der Nachweis von mikrobiellem Leben war nicht eindeutig. Dennoch unterstützten die Funde die Hypothese, dass tiefes Kratergestein mikrobielles Leben beherbergen könnte, ähnlich wie in anderen extremen Umgebungen, z. B. hydrothermischen Schloten.

(Foto: Wikipedia)
Die Forschung am Siljan-Krater hat die wissenschaftliche Gemeinschaft inspiriert, die Möglichkeiten des „tiefen Lebens“ weiter zu untersuchen. Solche Studien sind auch für die Astrobiologie relevant, da sie Hinweise darauf geben könnten, wie Leben auf anderen Planeten, z. B. dem Mars, existieren könnte.