Der Morgen an der Mosel zeigt sich wie erwartet in Wolken gehüllt und trocken. Christian und Floki erkunden Trarbach auf der morgendlichen Gassirunde und ich mache im Bus klar schiff.
Nach dem späten Mahl gestern haben wir noch keinen Appetit und machen nur ein Teefrühstück. Anschließend dann entscheiden wir spontan, dass wir uns nicht weiter die Mosel entlangfahren. Irgendwie ist es nicht das selbe wie beim letzten Mal. Die Plätze sind viel teurer, dafür schlammig und durchnässt.
Daher verlassen wir das Moseltal und fahren gen Süden. Mal schauen, wo es uns hin verschlägt. Die Fahrt geht durch den Hunsrück und je höher wir kommen, je mehr gelangen wir in den Nebel und die tiefhängenden Wolken. Einsame Wälder, kleine Weiler und komplettes Whiteout wechseln sich ab. Unsere Fahrt führt uns zufällig nach Idar-Oberstein. Hier waren wir schon einmal, um die Edelsteinmine zu besichtigen. Diesmal schauen wir uns die Felsenkirche an.
Über das Internet buchen wir zwei Karten für die Führung und frühstücken dann erst einmal auf dem Parkplatz in der Innenstadt. Hier merken wir, dass wir offenbar sehr preußisch sind. Das folgende Bild zeigt, dass wir uns nicht ausreichend an die Sitten und Gebräuche der einheimischen hunsrücker Bevölkerung angepasst haben (bitte nicht zu ernst nehmen):
Frisch gestärkt laufen wir in die Stadt und viele Treppen hinaus. Die Fürhung beginnt hoch über dem Marktplatz an einem Tunneleingang. Die normale Zuwegung ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Wir erfahren viel über die kleine Kirche aus dem 15. Jahrhundert und haben einen tollen Ausblick über die Stadt. Wer in der Nähe ist, sollte sich Mine und Kirche unbedingt anschauen. Wir bummeln noch durch die kleine Fußgängerzone, kaufen ein paar Halbedelsteine und entscheiden uns mangels Hunger gegen den die die Stadt typischen Spießbraten.
Ansonsten sagt uns die Stadt optisch nicht wirklich zu. Sie liegt an der Nahe, doch in den 1980ern wurde auf dieser die Straße gebaut, so dass der Fluss einbetoniert und nicht mehr zu sehen ist. Heutzutage unvorstellbar. Wir fahren also weiter auf der Suche nach einem schönen Platz für die Nacht. Dabei fahren wir aus dem Hunsrück wieder heraus und in die Nahe-/Glan-Ebene. Wie ich nun weiß, liegt diese zwischen dem Hundsrück und dem Pfälzerwald.
Ich finde einen Winzer per Landvergnügen in der Nähe von Meisenheim und wir fahren in die Richtung Weingut Rohr in Raumbach. Leider hat der Winzer heute den letzten Tag seiner Lese und keinen Platz für uns (und der WoMo-Stellplatz im Ort ist wahrscheinlich nur im Sommer schön). Daher fahren wir nur kurz in das nette Örtchen, um dort von der Brotmanufaktur ein echtes Sauerteigbrot zu erstehen. Dort gibt man uns dann zwei Tipps. Einmal das ortsansässige Brauhaus mit dem großen Parkplatz (Spoiler: Montags und Dienstags Ruhetag) und zum anderen Winzer und Klosterruine in Odernheim am Glan.
Also fahren wir nach Odernheim am Glan zum Weingut Grossarth. Hier erstehen wir (voraussichtlich) leckeren Gewürztraminer und Federweißen. Als wir nach einem Platz für unser Wohnmobil fragen, läd´ uns die nette Frau ein, bei ihnen in den Weinbergen zu stehen. Sie setzt sich ins Auto und fährt uns netterweise bis zu der Stelle, wo wir stehen dürfen. Alleine hätten wir das nie gefunden. Wie bedanken uns sehr für die tolle Möglichkeit.
So finden wir heute unseren Platz zwischen der Glan und dem Weinberg. Dieser wurde gestern vom “Vollernter” gelesen, so dass wir hier auch niemanden stören. Naja fast niemanden. Ein Pärchen mit vier Hunden kommt vorbei. Die Hunde machen ein Riesentrara wegen Floki, der lange ruhig bliebt, bis es ihm zu bunt wird. Als er sich dann schlussendlich zu Recht ebenfalls aufregt, können wir ihn sofort mit einer “Ab”-Geste zum Schweigen bringen. Das Pärchen kann das mit deren Hunden nicht und bietet eine hervorragende Vorführung in “wie man es nicht macht”. Hier das Drehbuch:
[Pärchen, er 1 Hund, sie 3]
- In die Nähe kommen, die Hunde bellen
- erstmal stehen bleiben und “oh ein Hund!” denken
[Mann geht vor, die Frau bleibt stehen]
- den Hund an der Seite, die uns zugewandt ist, führen
- den Hund bellend an der Leine ziehen und geifern lassen
- ganz langsam laufen und unseren Hund fixieren (der dann auch bellt)
- dann stehen bleiben und sich darüber aufregen
- natürlich dabei den eigenen Hund weiter zerren und bellen lassen
[Mann ist vorbei, die Frau geht vor]
- den aggressiven Hund an der Seite, die uns zugewandt ist, führen
- den Hund bellend an der Leine ziehen und geifern lassen
- ganz langsam laufen und unseren Hund fixieren (der ruhig bleibt)
- dann stehen bleiben und sich aufregen, dass wir hier sind
- natürlich dabei den eigenen Hund weiter zerren und bellen lassen
- im Weggehen noch unterschwellig drohen
[Ende des Films]
Ansonsten haben wir einen sehr entspannten Abend mit Blick auf die Weinreben und die träge braun mit Hochwasser dahin fließende Glan. Wir hoffen, nicht zu viele kleine Fliegen eingesammelt zu haben und dass wir es morgen aus der feuchten Wiese wieder herausschaffen. Und nun zum Federweißen…