Der Morgen startet im völligen Whiteout. Ich habe schon Sorge, Christian mit Floki die Morgenrunde gehen zu lassen, oben auf einem Berg, den wir nicht kennen mit einer Sichtweite von unter 20 Metern. Aber Gott sei Dank wurde die satellitengestützte Navigation bereits erfunden!
Etwas schade ist das mit dem dicken Nebel schon, denn wir hatten und einen herausragenden Sonnenaufgang hier oben gewünscht. Nach dem Frühstück fahren wir den Berg hinunter und siehe da, etwa 50 Höhenmeter tiefer kommen wir aus der Wolkenschicht heraus und haben klare Sicht.
Wir fahren etwa eine Stunde von den Schwarzen Bergen in das Schwarze Moor bei Fladungen im Dreiländereck Bayern, Thüringen und Hessen. Es liegt direkt am Rhönhöhenweg auf 780 Metern und daher wieder ebenfalls komplett im Nebel. Wir fahren den Parkplatz beim Informationszentrum an und trauen unseren Augen nicht: er ist fast randvoll mit Touristen. Und das im dichtesten Nebel. Aber natürlich: Es sind Herbstferien und es ist Sonntag. Das wird es sein.
Wir laufen den schönen Lehrpfad über Moore entlang und erfahren auf vielen bunten Schautafeln alles, was man wissen muss, um nicht im Moor unterzugehen. Die Runde ist sehr nett (auch im Nebel, den es hier an 200 Tagen im Jahr gibt) und dauert etwa eine Stunde. Zum Schluss gibt es einen schönen Aussichtsturm (10 * 8 Stufen). Und wir bemerken, dass sich der Nebel fast vollständig gelichtet hat und die Aussicht gar nicht mehr so schlecht ist.
Am Bus angekommen machen wir eine kurze Siesta und fahren dann weiter, unserem Hauptziel für heute entgegen: Christian hat die Drachenschlucht bei Eisenach herausgesucht. Die Fahr durch die Rhön, über die Werra und dann durch den Thüringer Wald ist nett. Die beiden Mittelgebirge haben völlig andere Profile und wir fahren teilweise durch von tiefstehender Sonne angestrahlte bunte Herbstträume.
Als wir an der Drachenschlucht ankommen ist der Parkplatz dort voll. Es gibt vier Ausweichparkplätze. Alle voll. Wir wagen uns auf einen hinauf und zwei Autos kommen uns entgegen und, da die Autos dort wie die verrückten alles zugeparkt hatten, war´s das. Sonntag, schönes Wetter, Herbstferien, große touristische Attraktionen in der Nähe -Drachenschlucht, Rennsteig, Wartburg, Bachhaus und vieles mehr. Aahh..
Das hatten wir alles gar nicht auf dem Schirm und die Nase so voll, dass wir umgedreht sind und an den Fuß der Berge in das Wilhelmsthal zurückgefahren sind. Hier gibt es ein kleines Schloss mit einem See und einem Imbiss. Lars, der hier Thüringer Würstchen verkauft, empfiehlt uns, nicht mit einem Hund und besser überhaupt nicht in die enge Schlucht zu gehen, wenn diese so voll ist wie heute. Macht keinen Spaß. Wir entscheiden daher, dass wir ein anderes Mal wiederkommen.
Stattdessen drehen wir hier nach den Würstchen die “Rentnerrunde” um den schönen Schlossteich und über den Wilhelmsthaler Felsenpfad wieder zurück. Das dauert auch etwa eine gute Stunde, ist gut machbar und fast völlig menschenleer.
Anschließend fahren wir weiter nach Norden durch den Thüringer Wald die Werra entlang bis nach Wanfried. Hier fahren wir auf den Parkplatz oben auf dem Wanfrieder Hausberg namens Plesse an einer Grillhütte. Der Weg dorthin ist abenteuerlich. Steil, einspurig, geschottert und zu großen Teilen mit wirklich dicken Spurrinnen ausgewaschen. Christian hat es sogar geschafft, diesen Weg, den es laut Google gar nicht gibt, mit Gegenverkehr zu meistern. Hut ab! Von hier oben hat man eine tolle Aussicht auf den Ort. Wir sind hier in Hessen, aber so ziemlich jeder Berg hier im Umkreis gehört zu Thüringen.
An der Grillhütte picknicken einige einheimische Familien. Der Grill läuft, gute Musik spielt, Kinder tollen herum, es gibt eine kleine Quelle, in der Bier gekühlt liegt. Christian, ein Bauer und Lehrer aus dem Ort, läd’ uns zu einem (oder zwei) selbstgemachten Grillwürstchen ein. Sehr lecker! Wir kommen lange ins Gespräch und auch Floki freut sich, hier mit Bernersenn-Hündin Rosa Roth herumtollen zu können. Nach dem Bier trinken wir mit allen noch Schnaps zusammen und wir wollen dem Birkenhof morgen auch noch einen Besuch abstatten.
Und nach Einbruch der Dunkelheit stehen wir hier oben ganz allein. Nur das plätschern der Quelle ist zu hören.