Tag 60: von der Industrie in die Idylle

Schon mal von Snowdonia gehört? Wir auch nicht und daher geht unserer Reise heute genau dort hin, nach Wales!

Nachdem wir in Ruhe ausgeschlafen haben, haben wir mit Alan und Christine gemeinsam gefrühstückt – oder zumindest mit den beiden Nicht-Frühstückern zusammen gesessen. Es scheint für Briten ein seltsamer Anblick zu sein, dass Menschen morgens Brote mit Käse und Wurst essen. Alan isst – wenn überhaupt – Porridge.

Anschließend haben wir unseren Bus einmal durchgesaugt (das hatten wir gestern vergessen) und es wurde Zeit für „Good Bye“. Für mich ist jeder Abschied schwer und so auch dieser. Es war ein tolles Wiedersehen und auch eine Art „Ankommen“ oder „Wendepunkt“ der ganzen Reise. Das Gefühl dazu ist schwer zu beschreiben.

Dann ging es schnell auf die Autobahn bis nach Chester und von dort weiter hinein nach Wales. Die Grenze erkennt man sofort, denn in Wales sind alle Verkehrsschilder zweisprachig. Unsere Mittagspause machten wir mitten im Nichts in einem kleinen Ort mit unaussprechlichem Namen auf einem großen Spielplatz.

Wir fuhren ein wenig konfus, denn das Navigationsgerät hielt sich nicht an die von mir eingegebene Route, weil es meinte, dass es eine schnellere gibt. Ja stimmt, aber die wollten wir nicht fahren! Daher ging es kreuz und quer durch herrliche keine Orte, hübsche Sträßchen und kleine Hügel: Wir fuhren an Wrexham vorbei über Llandegla bis nach Rhuthun, von dort die kleine Straße bis Cerrigydrudion.


Picknickplatz mit WC an der A5

Ab hier fuhren wir anschließend die „A5“ weiter nach Norden. Diese Straße scheint eine Hauptroute für Touristen zu sein. Mitten im Nichts gibt es hier mehrere tolle Parkplätze mit WC und Spielplatz.

Spätestens in Betws y Coed* ging uns langsam auf, dass die Gegend hier richtig berühmt sein muss: Die Stadt war schwarz von Menschenmassen. Alle Cafés, alle Geschäfte, alle Parks waren voll mit Touristen und alle sonnten sich in dem schönen Wetter. Hier sah es ein wenig aus wie in den Alpen: enge Täler, hohe Berge, viele Tannen, ein kleiner Fluss mit Wasserfall.

Eine Kurve später staunten wir nicht schlecht: Hier sieht es ganz anders aus. Wir fühlen uns an Glenn Coe erinnert und kamen uns vor wie in Schottland: weite grüne Täler, keine Menschenseele, nur Schafe.

Und noch eine Kurve weiter war der kleine Pass überwunden und ein grünes Tal öffnet sich, wie in Norwegen: schroffer, steiniger, ebenfalls menschenleer. Diese Straße ist unfassbar schön und wir können sehr dankbar sein, dies alles bei herrlichstem Sonnenschein genießen zu können. Hier hat man auf kleinstem Raum unterschiedliche Landschaften, dass wir aus dem Staunen kaum heraus kommen.

Nur ein paar Kilometer weiter sind wir an der Küste und fahren auf die Halbinsel Anglesey weiter. Bei dem schönen Wetter wollen wir am Meer stehen. Wir wollen heute das erste Mal eine Übernachtung per BritStops ausprobieren – dem Pendant zu France Passion und Landvergnügen.


Church Bay Inn Biergarten-Spielplatz

Nach ein paar optisch nicht so ansprechenden Pubs im Inland landen wir schlussendlich in Church Bay bei Rhyswyth beim Church bay Inn – einer Kneipe mit Aussicht. Wir schauen direkt auf das nicht weit entfernte Meer und die Fähren von Holyhead nach Dublin.  Bei noch klarerem Wetter, so sagte man uns, kann man von hier Irland sehen. Sahen wir nicht, dafür sahen wir später im Hintergrund die Berge von Snowdonia im roten Abendlicht glühen.

Für „trinkt ein Guinness bei uns“ durften wir hier auf dem Parkplatz übernachten. Die Kneipe hat einen großen schön angelegten Biergarten und einen kleinen Spielplatz. Auch durften wir hier netterweise unser eigenes Essen verzehren – der Pub selber bietet kein Essen an. Wir haben uns Wraps gemacht und es blieb nicht bei einem „Guinness black“ (Guinness mit Schwarzem-Johannisbeer-Sirup) und wir blieben fast bis zur Dämmerung im Biergarten und genossen den Sonnenuntergang.

Frage des Tages: lieber gerade parken oder Aussicht haben? Die Parkplätze fallen zur Küste hin ab, so dass wir für einen geraden Stand eigentlich immer rückwärts stehen müßten. Aber unser Panoramafenster ist vorne…**

* Walisisch ist eine tolle Sprache. Das W wird wie U gesprochen und aus „Betws“ wird das plattdeutsche „Bethus“ bzw. das hochdeutsche „Bethaus“. Kann man sogar ein wenig erkennen und das finde ich spannend.

** unsere Wahl heute: Quer halb im Weg stehen und zumindest Aussicht aus dem Seitemfenster haben.

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