Tag 34: Briksdalsbreen, Oldedalen – Gaularfjell – Flaam
Der Morgen erwartete und mit Wolken. Der Blick auf den Gletscher war verdeckt. Wir freuten uns sehr, dass wir gestern bei unserer Wanderung wesentlich besseres Wetter hatten. Was ein Glück!
Wir machten uns auf den Weg nach Süden, denn wir wollten als nächstes irgendwann nach Flaam. Kurze Zeit später erhielten wir einen Anruf von zuhause. Die Handwerker waren da und brauchten Anweisungen. Just in dem Moment, wo wir 10 Serpentinen hinauf auf ein Fjell fuhren (Passhöhe 630 Meter). Wir suchten die erstbeste Haltemöglichkeit und fanden sie in Byrkjelo an einer Tankstelle.
Während Christian noch telefonierte, machte ich die Entdeckung der Reise! Just um die Ecke gab es einen fast echten Bäcker! Bakar Jon – der Geheimtipp unserer Reise mitten im Nichts. Hier haben wir unser erstes Brot gekauft, das fast als richtiges Brot (in unserem Sinne) durchgeht. Neben Brot haben wir auch noch Teilchen und Brötchen gekauft. Zudem gab es hier allerlei Delikatessen, z.B. auch den weltbesten prämierten Käse, Ziegenkäse, Elchwurst und vieles mehr. Unbedingt einen Stopp wert.
Über Skei und Moskog ging es in Richtung Gaularfjell weiter. 10 Serpentinen rauf (543 Meter) und 10 Serptentinen wieder runter. Unten machten wir an einem schönen See in Viksdalen eine Picknickpause im Sonnenschein. Es gab hier einen kleinen Rastplatz mit Lebensmittelmarkt, piekfeinsauberem WC und Spielplatz.
Dann ging es wieder 10 Serpentinen rauf. Nun erst begann das Gaularfjell und mit ihm der Vossestien. Dieser Wanderweg führt an vielen Wasserfällen und Seen vom Pass ins Tal, hat insgesamt 21 km in 4 Etappen und steht auf unserer To-Do-Liste für den nächsten Norwegenurlaub ganz weit oben.
Oben begannen sich die Regenwolken zusammenzubrauen. Und dann kam auch das perfekte Fotomotiv! Ein einsamer Baum auf einer Insel in einem spiegelglatten See, der Hintergrund leicht verwaschen durch den Regenschleier, ohne dass es hier bereits regnete. Wir hielten sofort an und Christian schnappte sich seine Fotoausrüstung. Toll, wozu dicke Regenwolken gut sein können.
Dann ging es weiter und das tal endete ein einer neuen Aussichtsplattform mit Flügeln. Wir waren hier schon einmal vor 4 Jahren und haben sie im Bau gesehen, aber noch nicht gewußt, wie schön sie dann tatsächlich werden wird. Von hier hatten wir einen grandiosen Ausblick in das Tal und die vielen Serpentinen, die uns dahin führen würden.
Unten am Sognefjord angekommen begann es zu regnen. Wir nahmen die Fähre in Dragsvik, setzten wie uns gesagt wurde über nach Hella, fuhren dort vom Schiff, drehten, fuhren wieder auf und setzten über nach Vangsnes. Dies war die aktuelle Sonnenseite des Fjordes. Wir freuten uns sehr.
Von dort aus ging es weiter nach Süden. Wir kamen durch Vik, eine sehr touristische Stadt, aber ohne kostenfreie Stellmöglichkeiten für die Nacht. An den Fjorden ist es grundsätzlich schwer, denn jeder Meter fruchtbare Erde wird hier landwirtschaftlich genutzt oder ist bebaut. Daher fuhren wir die 13 weiter gen Süden.
Und wieder 10 Serpentinen hinauf. Dies mal ging es hoch hinauf in eine völlig unwirtliche Gegend, aber doch ganz anders als der alte Postweg, den wir vor ein paar Tagen gefahren sind. Es begann in Strömen zu regnen. Im Rückspiegel sahen wir das liebliche Tal im Sonnenschein glänzen und wären fast umgedreht.
Es ging hinauf bis auf 1358 Meter. Dass es hier früh im Jahr Schnee geben kann erzählten uns die links und rechts der Straße stehenden etwa 3 Meter hohen Stäbe, die den Räumfahrzeugen anzeigen, wo etwa die Straße verlaufen sollte. Und die stehen hier schon im August!
Auf der Passhöhe ließen wir die Regenwolken langsam hinter uns. Hier hatte jedes Tal offensichtlich sein eigenes Wetter. Dass unser Weg richtig war, erkannten wir an dem tollen Regenbogen, den wir dabei sahen.
Wir steuerten die Myrkdalen Fjellstuve an, ein – wie wir jetzt sahen – riesiges Skihotel, das im Sommer seinen Parkplatz den Wohnmobilen kostenfrei zur Verfügung stellte. Aber das war nicht der Platz, auf dem wir uns für diese Nacht sahen, also fuhren wir weiter.
Wir veruschten zwei Plätze an Oppheimsvatnet, die wirklich schön gelegen waren. Doch die Wettervorhersage sagte mindestens zwei Stunden Dauerregen an. Ein Blick nach oben zeige, dass große dunkle Wolken gerade dabei waren, sich vor die warme Sonne zu schieben.
Also Plan C und dazu einen Regenbogen: Wir fuhren die restliche Strecke bis nach Flaam durch. Kurz vor dem 11 km langen Tunnel sahen wir nochmal einen Regenbogen und freuten uns auf einen schönen ruhigen Abend in Flaam. Doch als wir aus dem Tunnel herauskamen, regnete es erneut in Strömen. Oh nein, dachten wir, als wir in den nächsten 5 km langen Tunnel einfuhren.
Doch als wir dann in Flaam ankamen, schien erneut die Sonne. Jedes Tal hat hier wirklich sein eigenes Wetter! Und wenn sich die Wolken an der westseite der Berge abregnen, kann es östlich davon den ganzen Abend schön sein. So war es zumindest heute bei uns.
Doch dann kam der nächste Schreck: Der Campingplatz war brechend voll. Als wir das letzte Mal hier waren, standen wir fast alleine (vor 4 Jahren im Mai), doch diesmal war wirklich fast kein freier Platz mehr zu erkennen.
Die Lösung war ganz einfach: Es war Wochenende und alle Einheimischen nutzen das schöne Wetter aus. Wir fanden noch einen kleinen Stellplatz direkt am schönen Spielplatz und ließen uns nieder. Und auch dies war die richtige Entscheidung, denn über dem bus tauchte erneut ein Regenbiogen auf. Norwegen – das Land, das Regenbogen produziert!
Für Christian war es hier viel zu voll und wir hielten uns peinlich genau an die Abstandsregeln, die hier wirklich von allen gut eingehalten wurden. Für mich war es gefühlt nicht voller als die letzten touristischen Ziele auch. Das Publikum war nur ein anderes: zu den Multifunktionsjackenträgern gesellten sich nun auch größere Gruppen feiernder Menschen, Rocker und Jugendlicher hinzu. Wir hielten großen Abstand zu diesen.
Am Abend gingen wir in den Ort und aßen dort eine Familienpizza (27 Euro für eine schöne große Pizza). Es war kühl und wir aßen wegen der Coronaregeln draußen. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, immer eher draußen zu sitzen, wenn alle anderen drinnen sitzen. Ich fühlte mich wohl, denn auch im Restaurant wurde penibel auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln geachtet.
Viel später als sonst fielen wir müde und satt in unsere Betten. Wir sind gespannt, was wir morgen machen können und was nicht, weil es möglicherweise zu voll für uns sein wird.