Verloren im Moor? (Vaa – Haukeli – Sauda – Jeskedalen)

Ein schöner Morgen am schönen See Totak beginnt. Wir genießen unseren “Tee am See” draußen vor dem Bus. Für ebendiesen Zweck hat Christian ein so genanntes “Vanlet” besorgt. Auf diesem haben unsere Tassen bequem Platz. Wir lassen uns zeit, das Wetter ist warm und sonnig. Christian spielt mit Floki und ich mache Klarschiff im Bus.

Anschließend geht es weiter in Richtung Westen. Nachdem wir die Straße am See verlassen, überqueren wir das Haukelifjell. Diese Passstraße bietet so viele atemberaubende Ausblicke, dass es unwirklich wird. Es gibt spektakuläre See-, Fels- und Eislandschaften soweit das Auge reicht. Die Straße ist die südliche Übergangsroute über die Hardangervidda. Sie geht von Haukeli bis Röldal.

 

Kurz hinter Röldal biegen wir dann ab auf die kleine Straße 520. Sie ist so klein, dass wir einmal sogar Schafe auf der Fahrbahn vor uns haben. Recht weit zu Beginn des Weges geht diese steil die Serpentinen hinauf und am oberen Ende dieser befindet sich der Hytehaugen Aussichtspunkt. Hier machen wir eine Teepause. Hier gibt es auch Ende Juli noch ein kleines hartes Schneebrett, zu dem ich Floki mitnehme. Er legt sich erst einmal lang darauf ab, da ihm – wie immer – zu warm im Sonnenschein ist. Er versucht auch das Eis zu essen, darin zu graben und einmal wagt er sich zu weit hinauf und rutscht mit einem fragenden Gesichtsausdruck den steilen Schneehang wieder hinunter. Christian bringen wir einen Schneeball zum Erfrischen mit.

Anschließend geht es die Straße 520 weiter. Uns so spektakulär die Weite des Haukelifjells ist, umso eindrucksvoller ist dieser schmale Weg durch enge Täler, sich weitende Landschaften und tiefen Schluchten. Ich weiß leider nicht, ob dieses Tal einen Namen hat, doch hier ist es sagenhaft. Einfach traumhaft, einsam, wild; die Landschaft lässt einen klein vorkommen. Und natürlich gibt es hier mitten im nichts ein Motorrad-Café. Bei der Straße ein Muss!

Während wir diese Straße entlang fahren fragen wir uns immer wieder, wie und wann Menschen früher auf die Idee kamen, hier einmal in das Tal zu gehen und zu hoffen, dass man auf der anderen Seite wieder rauskommt. Eine weitere Pause vom ganzen Lenkradkurbeln machen wir am “Gedenkstein für Direktor Knut Vesthassel” – wer auch immer das war, seine Aussicht ist top! Später kommen wir an einer alten Zinkmine vorbei, die jetzt ein Museum ist. Das Wetter ist viel zu sonnig, um diese heute zu besuchen. Wir merken uns diese für ein anderes Mal.

Am Ende kommen wir aus dem Bergen herunter und in der Stadt Sauda an. Auf Meeresspiegelniveau am Fjord. Was ein Unterschied von der Temperatur! Wärehnd wir oben in den Bergen im Wind mit T-Shirt gut zurecht kamen, sind es hier bestimmt 10 Grad mehr und wir gehen fast ein. Bei 24 Grad.

Wir kaufen daher nur kurz Lebensmittel im Kiwi ein und fahren spontan in das Tal “Jeskedalen” hinauf. Dieses Tal ist eine Sackgasse und am Ende soll es eine schöne Wanderung geben. Zu sehen seinen sollen im Aabödalen ein Wasserfall und so genannte “Jettegrytene”. Wir fahren hinauf bis zu einem großen Parkplatz. Dahinter wird die Straße kleiner und geht in ein Hüttengebiet. Daher trauen wir uns erst nicht weiter. Doch es kommen viele Autos an uns vorbei und wirklich niemand steht auf diesem großen Parkplatz. Also halte ich ein Auto an und frage eine Einheimische und siehe da: ja, weiter oben gibt es noch viele Parkmöglichkeiten. Prima. Also fahren wir weiter bis an den See “Storemyr”. Hier git es einen großen Parkplatz, auf dem wir unser Lager aufschlagen. 

Es ist noch recht früh am Nachmittag. Die Sonne lacht und es ist auch hier oben sehr warm. Der See und der Badestrand sind mit Einheimischen und Touristen voll. Statt zu wandern entschließen wir uns daher, ebenfalls baden zu gehen. Dieser See in den Bergen ist nicht annähernd so kalt wie der Totak und wir genießen das Wasser. Floki its eine echte Wasserratte geworden und wollte mit mir den ganzen Weg bis zur Schwimminsel mitkommen. Der Schlingel. Ich habe ihn lieber abgefangen und sicher zurück ans Ufer gebracht. Der heutige Tag ist der erste in meinem Leben, an dem ich eine der schwimmenden Holzinseln hier in Norwegen betrete. Tataa! Früher dachte ich immer: wofür sind die? Da geht es keiner rein zum Schwimmen. Viel zu kalt. Aber wenn man sich dran gewöhnt, ist das alles halb so wild.

Nach dem erfrischenden Bad hatten wir viel Energie und sind dann doch noch die “Myrene Rundt”, die empfohlene Wanderroute hier, gegangen. Und hier muss ich die Geschichte splitten.

Denn fragt man Christian, war das der größte Reinfall überhaupt, alles blöd und überhaupt alles mein Fehler und ob es wohl auffällt wenn er seine Frau als “verloren im Moor” angibt?

Fragt ihr jedoch mich, war das eine der besten Wanderungen überhaupt, soweit heute möglich. 

Warum der Unterschied?

In der Theorie heißt die Runde heißt “Myrene Rundt” und ist angegeben mit etwa 30 Höhenmetern. Eine leichte kindgerechte Wanderung für Jung und Alt zu den Wasserfällen, einem Aussichtspunkt und den Gesteinsmühlen im Fluss, etwa 4 km rund. 

In der Praxis wissen wir noch nicht, dass ein “Myr” ein Sumpf ist, was bei 30 Höhenmetern auch irgendwie logisch erscheint. Und ein Sumpf kann nasse Füße machen, wenn man nicht das richtige Schuhwerk trägt. Ich habe Wandersandalen von Teva an, Christian trägt seine neuen vermeintlich wasserdichten Wanderschuhe von Decathlon.

Der Weg beginnt nett durch die Sumpflandschaft über Stege und Bretter und Bohlen. Für Floki ist das nicht ganz so angenehm, da die Bohlen genau nicht seine Laufbreite haben und er öfter in Matsch und Sumpf landet. Als wir dann weit genug im Sumpf drin angekommen sind, hört der Komfort schlagartig auf und man läuft direkt durch den Sumpf weiter, also durch eine Landschaft, die mehr nass als trocken ist. 

Ich habe Wandersandalen an, mir macht das nichts. Ich kremple einfach nur die Hose hoch. Aber Christian bemerkt, dass seine neuen “wasserdichten” Schuhe leider so überhaupt nicht wasserdicht sind. Daher hat er nasse Füße und schlechte Laune. Je nasser die Füße desto schlechter die Laune.

Der Weg war weiterhin einfach, wahrscheinlich wären Christians hohen Gummistiefel hier sinnvoll gewesen, die aktuell im Kofferraum liegen und dösen. Auf dem Weg gibt es genau eine schwierige Stelle: nämlich als Floki über eine Leiter einen Zaun überwinden muss. Das war schon eine schwierige Aufgabe, die wir zusammen gut gemeistert haben. Leider ist unterwegs mein Datenvolumen aufgebraucht, was die Laune von Nassfußchristian noch schlechter werden ließ. Denn wir sind die Runde rund gelaufen sind, ohne den Wasserfall und ohne die Jettegrytene zu sehen. Es gab unterwegs zwar drei Abzweige, aber ohne eindeutige Beschilderung und ohne GPS und Onlinekarte sind wir nur den gelben Markierungen rund gefolgt.

Zurück am Bus heißt es: nur schnell raus aus den Schuhen und wieder trockene warme Füße bekommen. Schade, ich würde die Runde sofort nochmal gehen. Myrene Rundt – Familie Peters 1:0. Christian brummelt noch ein wenig nach; das enizige, was meine Laune trübt ist die Tatsache, dass ich keinen Blaubeerpflücker in diesem Blaubeermeer dabei hatte. Ich springe total verschwitzt gleich nochmal in den See, diesmal mit biologisch abbaubarer Seife. 

Anschließend treffen wir zwei Norwegerinnen, die massenhaft Blaubeeren gepflückt haben. Sie zeigen mir ein paar Stellen in der Nähe und ich gehe mit meinem Blaubeerpflücker sofort los und hole eine Schüssel Blaubeeren von den Hängen der Hügel. Morgen gibt´s entweder Blaubeerpfannkuchen oder Porridge mit Blaubeeren.

Wärehnd ich pflücke, kocht Christian derweil lecker asiatischen Reis, den wir dann auf den Picknickbänden bei dem See im Sonnenuntergang zu Abend speisen. Lustigerweise inmitten der ausschwärmenden Ameisen. Diese haben sich just diesen Moment dafür ausgesucht. Was ein Spektakel. Die letzten Badegäste gehen gegen 22 Uhr und wir stehen fast alleine auf dem Parkplatz am See. Die Norweger sind alle in ihren Hütten und die anderen Touristen aus Deutschland sind abends weitergefahren. Was ein schöner ruhiger Abend.

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