Ein stürmischer Morgen beginnt in Mers-les-Bains. „Zwischen 8 und 9“ kommt das vollelektrische Brötchenauto und wir decken uns mit Baguette und „Pain au chocolat“ ein. Am Vormittag sagen wir dem Baustellencharme-Campingplatz adieu und fahren weiter durch den Forêt d´Eu in die Käsestadt Neufchatel-en-Bray. Die „Halle des Fromages“ hat zwar zu, aber es gibt einen Käseladen direkt gegenüber. Dort kaufen wir ein: Neufchatel in jung, Neufchatel in alt, Ziegenkäse und Cidrekäse.
Anschließend fahren wir spontan weiter nach Lisieux. Auf die Idee kamen wir gestern erst bei dem Besuch der Kirche. In Lisieux besuchen wir die Basilika der heiligen Therese. In der Basilika gibt es neben der Reliquie der hl. Therese auch die Krypta ihrer Eltern und ein Wachsfigurenmuseum aus ihrem Leben. Merle und ich besteigen auch den Turm (Achtung, der Brückentroll sitzt oben und kassiert 3 bzw. 1 Euro ein). Von oben hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt und man kann auch nach innen in die Kuppel gehen sowie zwei weitere Etagen nach oben. Neben der Basilika gibt es ein Museum mit einer schönen Ausstellung zum Leben Jesu mit playmobilgroßen Puppen.
Floki muss natürlich aus Respekt draußen bleiben. Doch einmal nehme ich ihn kurz mit in die große Basilika – weil er ja lieb und ruhig ist – doch kaum drin, bellt Floki einmal. und wir verschwinden wieder nach draußen. Ich kann sagen, dass die Akustik drinnen einmalig ist. Vor der Pforte der Basilika wird Floki ohne Ende von allen Pilgern gestreichelt und wir hätten ihn sicher fünf mal verkaufen können.
Mit Hund ist der Besuch verschiedener Dinge nicht mehr so simpel wie früher möglich. Einer von uns bleibt immer draußen, Besuche von Kirchen und ähnlichen Gebäuden gehen immer nur noch nacheinander. So etwas ist erst wieder möglich, wenn Floki gelernt hat, allein im / am Auto zu bleiben. Wir üben das zwar auch in der Ferne, aber nicht an sehr fremden Plätzen wie diesem hier, sondern eher auf dem Campingplatz.
Anschließend fahren wir aus Nostalgiegründen zum 5-Sterne-Campingplatz „la Briquerie“ in Honfleur. Wir erinnern uns, dass der Platz sehr „deutsch“ war, denn wir waren schon zwei Mal hier. Der schwarze Franzose der letzten beiden Male steht auch wieder an der Rezeption und sagt erneut, er erkenne mich wieder. Sauber gebügeltes und ohne Falte in die Hose gestecktes Hemd sagt, was uns hier erwarten wird.
Theoretisch gibt es keine Stellplätze ohne Wasser und Strom, aber augenrollend bekommen wir auf meinen Wunsch hin wir einen Platz auf der Zeltwiese.
Der Platz ist so deutsch, deutscher geht´s nicht: keine Kartenzahlung möglich; der Spielplatz wird um 19 Uhr abgeschlossen; für das Trampolin braucht man einen Schlüssel; für das Familienbad braucht man einen Schlüssel; abends dreht der Kontrolleur seine Platzrunde, ob auch alle die Nachtruhe einhalten; im Schwimmbad werden die Attraktionen nur angeschaltet, „wenn es sich lohnt“; es gibt Zwangsduschen am Badeingang (auch keine Ausnahme für eine Frau mit Säugling); die meiste Zeit bleiben die Rutschen aus, um Strom zu sparen; das Brot am Morgen gibt es ab 8:30 Uhr, Christian kam um 8:15 Uhr und wurde weggeschickt mit Hinweis auf die Uhrzeit, obwohl alles Brot da war und keiner sonst im Laden; es gibt einen Einweiser, der einem sagt, wie man sich beim Anmelden mit dem Auto richtig hinstellt (obwohl echt viel Platz ist) und so weiter. Merle sagt, im Pool ist alles verboten, was Spaß macht. Und es gibt natürlich einen griesgrämigen Bademeister, der die Regeln überwacht auch, dass man ja duscht, bevor man badet, denn die Dusche am Eingang ist immer an.
Hinzu kommt, dass auf dem Platz im Gegensatz zu allen anderen Plätzen, an denen wir sonst sind, fast nur Deutsche sind. Der Mann im Zelt neben uns versucht uns bei unserer Ankunft zu erklären, dass wir seiner Meinung nach falsch stehen. Er behielt aber lieber sein Problem, als wir ihm eine Lösung anbieten. Immerhin fahren wir morgen wieder, das beruhigt ihn.
Den Nachmittag verbringen wir im Pool, auf dem Spielplatz und wir laufen eine Hunderunde zum Intermarché (der einen Bargeldautomaten hat, damit wir den Platz bar bezahlen können). Auf dem Weg zum Sanitärhäuschen, um zu duschen, wünscht uns unser deutscher Zeltnachbar schonmal nörgelig (und 12 Stunden zu früh) eine schöne Weiterreise. Anschließend genießen wir einen traumhaften Sonnenuntergang bei einem Glas Cidre. Schön und lustig, hier zu sein und schön und erholsam, morgen weiter zu fahren.