Tag 14 und 15: Sjöbakken (Ytre Levang) – Furöy (Melöy)
Auf Sjöbakken erwartete uns ein weiterer Tag Regen, Schauer und Niesel. Wir erholten uns und begannen, uns wieder reisefertig zu machen. Morgen sollte es weiter gen Norden gehen.
Der Tag war auch der Tag des Unglückswurms, denn am Vormittag hatte ich die Schuhe nicht weit genug unter das Wohnmobil gestellt, so dass ich später daraus trinken konnte und am nachmittag ging ich zum Angeln und ließ die Seitentür auf, als ein starker Platzregen kam. Alles patschnass – trocknet aber auch wieder.
Nachdem ich beim Fischen fast erneut den ganzen Köder abgerissen hatte, gab ich endgültig auf. Der norwegische Anglergruß „skitt fiske“ (ausgesprochen schitt fiske) hat mir bisher keinen Fisch gebracht.
Am nächsten Tag um 11 Uhr ging unsere Fähre im strahlenden Sonnenschein gen Norden. Wir waren zeitig fertig, verabschiedeten uns von allen und fuhren zum Fähranleger auf der gegenüberliegenden Fjordseite. Dort angekommen bemerkten wir, dass wir Merles Anglerhose im Hotell Rainbow hängen gelassen hatten.
Also wieder zurück, allen nochmal winken, die Hose holen und gerade noch reichtzeitig zurück zum Fähranleger. Gut, dass wir so früh dran gewesen waren.
Unsere Fähre legte in Nesna an, dem größten Ort (1700 Einwohner) unserer heutigen Etappe. Hier tankten wir und füllten auch nochmal den Kühlschrank, bevor wir die Küstenstraße weiter fuhren. Dabei überquerten wir auch den Polarkreis, was wir (und Merle barfuß) von der Fähre aus an dem kleinen Kugel-Monument erkennen konnten.
Unser Ziel, ein Campingplatzz auf der Halbinsel Amnes, liegt von Sjöbakken 70 km Luftlinie entfernt. Unser Navigationssystem sagt, es sind etwa 170 km zurückzulegen, inklusive 3 Fähren und wird 4,5 Stunden dauern. Hört sich theoretisch machbar an. Aber wir sind in Norwegen…
Praktisch warteten wir an der zweiten Fähre 1,5 Stunden – der Fährbetrieb hatte am 02.08. schon auf „Winterbetrieb“ umgestellt, machten dann noch eine Mittagspause und fuhren um 18 Uhr alternativ auf den Campingplatz direkt am Fähranleger der dritten Fähre in Furöy.
Während der Wartezeit lernten wir Fritjof kennen, einen Norweger, der in Hamburg groß geworden ist und daher gut Deutsch sprechen kann. Er fragte uns nach Christians Pilgern-mit-PS-Aufdruck auf der Jacke. Er hat selber vor langer Zeit seinen Glauben gefunden, seine große Liebe und seinen Platz im Leben. Er ist Koch und Chemiker, was wir für eine spannende Kombination halten. Wir unterhielten uns lange und intensiv über Glauben, Gott und die Bibel. Hätte mir vor der Reise jemand von einer solchen Begegnung erzählt, ich hätte es kaum glauben können. Er erzählte, dass er auf der Insel Gjeröy wohnt. Er lud uns zum Abschied ein, ihn unbedingt besuchen zu müssen. Er kann eine fantastische Fischsuppe über dem Lagerfeuer kochen – und den Fisch müssen wir vorher gemeinsam selbst angeln.
Auf Furöy Camping verzichteten wir auf einen der drei freien Stellplätze direkt am Strand zu Gunsten des Stellplatzes direkt am großen Spielplatz. Merle hatte hier sofort Anschluss gefunden und tobte bis 21 Uhr draußen im T-Shirt herum.
Direkt vom Campingplatz geht ein 1,4 km langer Wander- und Blaubeerpflückweg zum Furöyodden mit Blick auf die untergehende Sonne und vom Strand aus genießen wir das „Alpenglühen“ in den Bergen und auf dem Gletscher Svartisen, der von hier aus gut sichtbar mitten im Gebirge thront.
Auch einen Boots- und Angelsteg gibt es hier sowie den Blick auf die kommenden und gehenden Fähren. Merle sagte: „Das ist ja wie zuhause auf Sjöbakken hier.“
Sie möchte gerne hier bleiben. Wir nicht. Insbesondere weil wir uns hier „wie zuhause in Haltern“ fühlen, (nur mit besserer Aussicht): Hecken grenzen das Grundstück ab, von irgendwoher hören wir Musik und natürlich brummt der Rasenmäher. Alles völlig in Ordnung, aber wir müssen darüber schon sehr schmunzeln.
Mal sehen, wohin die Reise geht. Eure Nicole