In der Nacht zieht eine Regenfront über uns hinweg. Es prasselt teilweise so doll, dass wir wach werden. Doch am nächsten Morgen sieht res schon wieder trocken aus. Die Wolken hängen sehr tief und verdecken die Sicht auf alle Berge rings um uns herum, doch auch diese verziehen sich im Laufe des Frühstückes. Der Tag grüßt dann mit Sonnenschein und brütender Wärme, denn das Wasser steht nun auf den Wiesen und verwandelt diese in einen kleinen Sumpf, durch den wir stiefeln müssen, um die saubere öffentliche Toilette zu erreichen.
Anschließend fahren wir ein kurzes Stückchen weiter zum Wasserfall “Svandalsfossen”. Hier gibt es über 520 Stufen, die zu verschiedenen Plateaus des Wasserfalls führen. Wir waren 2011 schon einmal hier mit dem Motorrad und haben damals nicht alle Ebenen besucht, da es in Kluft zu warm war. Heute in normaler Kleidung, bleibt Christian mit Floki auf den unteren Ebenen, da ein Junghund noch nicht so viele Treppen steigen darf. Ich stiefele währenddessen alle Etagen rauf und komme dermaßen verschwitzt oben an, dass in mich erstmal ein wenig im Wasserfallnass erfrischen muss. Klatschnass, eine Mischung aus Schweiß und Wasser, komme ich unten wieder an und vermisse meinen Lieblingswasserfall. Ich dachte, es wäre dieser hier gewesen, doch ich finde den Anblick nicht. Durch den Blick von oben und mit dem Wissen von vor 12 Jahren finde ich dann aber doch noch den richtigen Zugang zu der kleinen malerischen halbrunden Wasserfall-Lichtung. Sie hat etwas magisches, wie eine Kirche oder ein Ort, an dem sich Feen aufhalten. Ich bin so froh, dass ich ihn noch gefunden habe.
Wir fahren weiter und ich sitze schwitzend in Badeanzug auf dem Beifahrersitz und warte darauf, dass ich mich irgendwo abkühlen kann. Unsere nachmittägliche Teepause machen wir daher kurz später am Lia Badeplass am Grindafjord. Doch bis dahin hat sich die Hitze verflogen, Wind und Wolken kommen und als wir aus dem Auto steigen, brauche ich Pulli, Jacke und Mütze. Es ist trotzdem eine schöne Rast. Niemand ist hier, Floki kann frei spielen und wir genießen die Pause. Dann kommt ein Einheimischer und geht schwimmen. Wir sprechen ihn an und er erzählt, dass das Wasser über 20 Grad warm sei. Es ist das Ende eines Fjordes, der sehr weit weg von hier im Meer mündet. Daher gibt es kaum Wasseraustausch und daher wird das Wasser hier sehr warm.
Also Klamotten aus und ab ins Wasser! tatsächlich, das Wasser ist viel wärmer und auch viel weniger salzig als gedacht. Ich gehe also baden und Floki kommt mir hinterher. Anschließend haben wir das Glück, in der Sonne auf den Picknickbänken trocknen zu können, bevor wir dann weiter fahren.
Unser nächster Halt ist das norwegische Nationaldenkmal in Haugesund. Hier soll das Grad von Harald Schönhaar, dem “Gründer” von Norwegen liegen. Es gibt einen großen Parkplatz direkt davor und eine kleine Spazierrunde den Küstenweg entlang (an einem alten Wikingerkreuz vorbei). Zum Schluss führt der Weg über den örtlichen Campingplatz und auf diesem gibt es einen Kiosk. Hier sitzen wir in der warmen Sonne und genießen ein Lakritzeis, während weiter hinter uns im Inland ein Gewitter tobt.
Für die Nacht machen wir Inselhopping durch den Karmöytunnelen und quartieren wir uns auf einem privaten Stellplatz in Kaarstö ein – ohne alles nur mit Meerblick und Ruhe für 12 Euro. Ein herrlicher Fleck mit 3 Stellplätzen, auf dem man nicht lange alleine bleibt – im Laufe des Abends haben wir links und rechts Nachbarn, die aber Gitt sei Dank wie wir die Ruhe genießen (ohne Radio und Wasserpfeife). Christian versucht sein Angelglück, doch außer dass wir zwei Köder verlieren haben wir heute nichts vorzuweisen.
Wir genießen einfach die traumhafte Aussicht im Sonnenschein. Der Blick geht bis in die hohen Berge des Inlandes, zwischen denen weiter Regen und Gewitter toben. Es ist ein wenig das Bild der Lofoten, wenn man sie vom Land her betrachtet. Die Lofoten liegen auch meistens unter dicken Wolken – zumindest immer, wenn wir dort sind.