In der Nacht zu Tag 65 kamen Regen und Sturm, am Morgen schien uns aber wieder die Sonne. Alles um uns herum war patschnass und Merle frohlockte schon und wollte auf den tollen Spielplatz.
Also pragmatisch dran gehen: Regenlatzhose, dicke Socken und die tollen MyMayu-Gummistiefel bis zum Knie. Damit ließen wir sie “frei” und konnten noch in Ruhe unseren Tee trinken.
Merle fand allein sämtliche Pfützen und lief alleine die 100 Meter über matschige Wege und feuchte Wiesen bis zum Spielplatz. Dort konnte sie Dank Matsch-Vollausrüstung alle Geräte nutzen und traute sich sogar auf die große gewundene Röhrenrutsche.
Nur im Labyrinth fiel sie einmal in den Matsch. Wir gingen anschließend noch ein Kilo Himbeeren pflücken, hielten Merles samt Klamotten einmal komplett unter Wasser und fuhren weiter. Merle schlief nach einem solch tollen Tobemorgen sofort ein, wir waren noch nicht vom Hof runter, da schnarchte es schon von der Rückbank her.
Wir klemmten uns auf die M4, die große Autobahn in Richtung London und unser Navigationsgerät sagte etwas von Stau und dass wir etwa 3 Stunden bis Dover brauchen würden.
Zu diesem Zeitpunkt wußten wir noch nicht, dass es über 4 Stunden bis zu unserem Ziel sein würden. Um den Stau auf dem Londoner Ring, der M25, zu umfahren, lotste uns das Navi über so lustige Dörfer wie Wokingham, Ascot und Woking dann doch auf die M25.
Auf der Gegenspur sahen wir die 40 Meilen, die wir hier verbrachten, kaum ein Auto, das nicht im Stau stand oder schlich. Noch lachten wir, aber schon bald hatte es uns auch auf unserer Seite ein.
Das Navi berechnete immer längere Fahrzeiten und wir hatten unsere Mühe, Merle bei Laune zu halten. Nach 3 Broten, 2 Keksen, 2 neuen Windeln und jeder Menge getrockneter Blaubeeren kamen wir dann auf der M20 in Richtung Dover an.
Da lotste uns das Navi von der Bahn herunter auf die parallel verlaufende M2. Begründung: 30 Minuten Zeitersparnis wegen Stau. Ok, machen wir dann gerne. Die M2 lotste uns durch Canterbury und hin zu unserem heutigen geplanten Ziel.
Über winzige einspurige Straßen verlief unsere Route – was für ein Kontrastprogramm zur Autobahnfahrerei zuvor. Eigentlich wollten wir in einem Dorf in der Nähe von Dover in einem “Hare and Hound”-Pub bleiben. Doch dort gefiel es uns nicht wirklich.
Daher fuhren wir zurück nach Eythorne. Dort haben wir “The Crown Inn” zufällig im Vorbeifahren gesehen. Wir fragen, ob wir hier bleiben können und man begrüßte uns freundlich – ganz ohne Brit Stop.
Der Pub – ein wahres Spieleparadies
Es ist 16 Uhr uns es regnet seit einer Stunde ununterbrochen. Ein Blick auf die Wetter-App sagt uns, dass wir uns unter einem Wolkenband befinden, dass längs über uns herfällt. Na prima. Erleben wir zu guter Letzt doch noch einen Tag typisch englisches Wetter?
Wir lassen Merle im Pub frei laufen und genießen unseren Kaffee / Tee. Für 18 Uhr haben wir einen Tisch bestellt und wollen uns noch ein letztes Mal die gute englische Küche angedeihen lassen.
Christian nimmt ein Steak (medium) und ich einen Burger. Christian bekommt ein Steak (durch) und ich einen Burger (der tatsächlich den meisten Salat enthielt, den ich auf einem Burger auf den Inseln gesehen habe (was aber nichts heißt) – und eine Kartoffelecke auf dem Burger enthielt!! (wer kommt denn auf eine solche Idee bitte?)).
Merle hatte Würstchen, Pommes und Bohnen – also eigentlich nur Würstchen mit Ketchup und etwas Pommes. Als Nachtisch gönnten wir drei uns eine Portion “Eton Mess” – ein unbeschreibliches Durcheinander aus Erdbeeren, Eis, Sahne und Baiser.
Eton Mess – was für ein süßes Durcheinander!
Nach über vier Stunden wildem Herumlaufen im Pub, in den Männer- und Frauentoiletten und Spielen am Deko-Kamin, auf den Sofas und ab und zu auch mit den Spielsachen wurde Merle tatsächlich müde. Sie hatte sich schon lange ihrer Schuhe und Socken entledigt und erfreute die Herzen aller Gäste und erschreckte regelmäßig die Kellner, die doppelt Acht geben mussten.
Diesen Samstag gab es hier Live-Musik und wir verbrachten einen angenehmen Abend im Wohnmobil bei guter leiser Musik und kostenfreiem W-Lan bis zum Auto. Es hörte schlussendlich nach vielen nassen Stunden langsam auf zu regnen.
Morgen um 11 Uhr soll unsere Fähre von Dover nach Calais in See stechen. Spät am Abend bekamen wir eine SMS vom Fährbetreiber, dass wir für das Check-In 1,5 Stunden einrechnen sollen. Der Hafen sei überfüllt. Es werden z.B. keine LKWs mehr in den Hafen gelassen, so dass diese sich meilenweit die Autobahn zurück stauen. Das waren dann wohl die 30 Minuten, die unser Navi uns heute erspart hatte.
Unser Navi sagt uns auch jetzt noch, das wir für das halbe Dutzend Meilen bis Dover über eine halbe Stunde einplanen sollten wegen der Staue. Unfassbar. Haben die das erste Mal in ihrem Leben eine Hochsaison? Verstehen wir nicht und hoffen für morgen das Beste.
Frage des Tages: Warum baut man einen Autobahnring um London? Wenn es irgendwo eine Blockade gibt, staut es sich (laut der Thekenbedienung) einmal im Kreis herum!