Da wir vom Vortag gelernt hatten, planten wir heute eine Route fast nur über die Autobahn. 345 km insgesamt, was in etwa 4 Stunden machbar sein sollte. Da wir keinen Vormittagsausflug geplant hatten, sollte das kein Problem sein, um 16 Uhr anzukommen.
Wir fuhren die A5 bis nach Paris für 23 Euro Autobahngebühr. Wir machten an drei Raststätten halt, da Merle von dem kleinen Gartenspaziergang nicht müde war und nicht schlafen konnte. An keinem der Rasthöfe gab es einen Spielplatz für Kinder. An der dritten Raststätte hatten wir Glück und wurden fündig. Es gab ein (1!) Schaukeltier. Hier machten wir eine Rast und nach Toben und Spielen mit gleichaltrigen Kindern schlief sie auch anschließend gut ein. – Natürlich hatte ab diesem Moment jede Raststätte, an der wir vorbei fuhren, ein Spielplatz-Schild auf der Anzeigetafel.
Wir fuhren ein kurzes Stück durch die äußeren Randgebiete des Ballungsraumes Paris. Wir wollten von der A5 auf die N12. Es war 16 Uhr. Die gegenüberliegende Spur war durchgehend mit Stau gesegnet. Wir kamen relativ gut durch, hatten aber auch viel Verkehr, einigen Stau und eine Stauumfahrung dabei. Ungefähr so wie auf dem Kölner Ring um 16 Uhr werktags. Für uns nichts neues, aber schon ein krasser Gegensatz zu dem großen, leeren und weiten Land, durch das wir zuvor gereist sind. Zudem haben wir wahrscheinlich die schäbigsten Vororte von Paris gesehen.
Kein Kanu klingt komisch kann aber komischerweise so kommen
Wir kamen um 18 Uhr mit zwei Stunden Verspätung in Montreuil an. Der Stellplatz, den wir uns mit France Passion herausgesucht hatten, lag direkt am Fluß Eure und war ein Kanutouren-Anbieter. Uns war schon klar, dass wir die Tour, die wir für nachmittags geplant hatten, auf morgen früh verschieben müßten. Aber auch dazu sollte es nicht kommen.
Wieder war Christian als Etappe-Nr.-2-Fahrer fix und fertig und es ging zum Schluss über eine ungepflasterte Straße. Wieder war der Zustand bedenklich. Diesmal aber, weil sie an einem Bachlauf entlang führte, der fast bis zur Wegeskante und manchmal auch darüber hinaus schwappte. Alles war nass, es gab Pfützen in den Schlaglöchern und Schlamm überall. Wir kamen an der Stellplatz-Wiese an und sahen dort ein Schild mit der Aufschrift: „Innondé“ – Überflutet. Wir hielten an und beim näheren Hinsehen entpuppte sich die Wiese als ein einziges Wasser- und Schlammloch, aus dem wir unseren Wagen niemals herausbekommen hätten, wenn wir weiter gefahren wären.
Der Besitzer von „Kanus für alle“ kam zu uns und sah recht resigniert aus. Er hat erst vor einer Woche die Saison gestartet und gestern hat es so viel geregnet, dass seitdem alles unter Wasser stand bzw. noch steht. Er zeigte uns Bilder von gestern – der Stellplatz war ein einziger See, aus dem kein Grashalm herausschaute. Die Straße war komplett überflutet und auch seine Anlagen sind seitdem unter Wasser. Kanufahren ist auch nicht drin, da der Fluss viel zu viel Wasser führt.
Er machte mit seinem Wagen den einzigen relativ trockenen Platz auf der Wiese für uns frei und fuhr nach Hause. Aber nicht, ohne Merle zuvor 3 Muscheln von Mauritius zu schenken.
Im schönsten Sonnenschein bei herrlich warmen Temperaturen saßen wir nun allein mitten im Grün von Wiesen, Feldern und Wasserläufen. Wir sahen Hasen und anderes Getier raschelte direkt an und um unser Auto. Ein Steak grillen wollten wir eigentlich, doch trauten wir uns in die Welt der Mücken und anderen Blutsauger kaum hinaus. Daher genossen wir den herrlichen Sonnenuntergang aus dem Auto heraus. Grillen zirpten, Frösche quakten und eine Eule schuhute.
So können Pläne sich ändern. Auch für morgen. Eigentlich wollten wir die Fähre von Le Havre nehmen und vorher ein paar Tage an der See campen. Problem: Der Campingplatz unserer Wahl liegt 2 Autostunden von le Havre entfernt in die falsche Richtung. Das wären wieder 4 Stunden Fahrt statt 2. Mal abwarten, wie wir das Problem morgen lösen.