Der letzte Morgen dieser Reise in Norwegen beginnt strahlend schön. Wir scheuchten Floki nochmal über die Wiese (und er sich ungewollt auch durchs Wasser auf Entenjagd) und frühstücken Porridge mit selbstgepflückten Blaubeeren und Himbeeren am Picknicktisch direkt am Wasser. Ganz in Ruhe starten wir, denn heute machen wir “slappe av” – das heißt relaxen auf Norwegisch – denn wir haben noch viel vor.
Nach dem Frühstück fahren wir die etwa 40 Minuten über die flammneue EE34. Letztes Jahr haben wir große Teile davon noch im Bau bewundern können, diesmal ist ein großer Streckenabschnitt bereits fertig. Dieser Neubau muss mit Wegzoll bezahlt werden, bis die Kosten wieder drin sind. Das ist das System hier in Norwegen und wir finden das gut, das sollte es in Deutschland auch geben, dann wäre manche Autobahn besser in Schuss.
Wir halten an der Shell-Tankstelle direkt vor Kristiansand an (Shell Fidjane Öst). Denn direkt hier an der Autobahnraststätte beginnt ein schnuckeliger kleiner Wanderweg. Es gibt dafür genau 3 gute (und viele halb so gute) Parkplätze. Alle drei besetzt. Wir fragen einen Mann, der im Auto sitzt und eine kurze Pause machet und er ist extrem freundlich und fährt sofort für uns zur Seite.
Gute geparkt neben dem Aussichtsplatz auf den kleinen See “Fiskevann” geht es dann los auf Wanderschaft. Der Weg hat blaue Markierungen und geht über drei große Felsen rauf und runter. Nach etwa 900 Metern – und extrem schwitzend, da warm und steil – sind wir schon am Ziel: dem lille Kjaeragbolten. Eine Felsformation, die in etwa so aussieht wie der “richtige” Kjaeragbolten. hier machen wir eine kurze Rast und gehen wieder zurück. Der ganze Wald hier besteht aus Blaubeeren, aber so nah an der großen Stadt sind kaum noch welche an den Büschen vorhanden.
An der Tankstelle essen wir dann noch ein Eis in der Sonne. Eine schwedische Touristin kommt vorbei und erkundigt sich nach der Wanderung. Natürlich machen wir unseren Parkplatz für sie frei und erklärten ihr, was wir dazu wissen. Dann fahren wir weiter zum kleinen Parkplatz an einem Park am Meer namens “Myrbakken”. Hier haben wir schon einmal übernachtet als wir auf die Morgenfähre gewartet hatten. Mittlerweile ist hier Übernachten verboten. Es ist leider so, dass es in den letzten Jahren an solch schönen Plätzen mit den Wohnmobilen und Campern Überhand genommen hat. Wir haben das selber erlebt, wo autarke Wohnmobile ohne Campingverhalten geduldet werden, stehen bald auch Zelte, Wohnanhänger, kommen Tisch und Stühle raus, wird Müll dagelassen und in den Wald geschifft. Memo an uns selbst: das nächste Mal nehmen wir auf jeden Fall einen Müllpicker mit auf die Reise. Wenn ein platz schon kostenfrei ist, so können wir so auch etwas zurückgeben, um uns zu Bedanken.
Wir machen einen schönen kleinen Spaziergang zum Meer, ruhen uns aus und sehen einem Fischer beim Angeln zu. Einheimische kommen und gehen baden bzw. lassen ihre Hunde baden. Der Park ist schön angelegt und für uns schon wie ein kleines Abschiedsritual geworden. Wir packen anschließend unseren Rucksack, schmieren uns Borte, kochen eine Thermoskanne Tee und fahren zum Fährterminal.
Um 16:30 Uhr sticht unsere Fähre von Colorline in See. Drei Stunden verbringen wir im strahlenden Sonnenschein auf dem Achterndeck. Für Hundebesitzer sind nur drei Optionen möglich: Hund im Wagen lassen, Hund in eine Hundebox sperren oder auf dem Deck draußen bleiben. Da fällt die Wahl heute sehr leicht.
Gegen 20 Uhr kommen wir in Hirtshals an und fahren den 10-Minuten-Abstecher zum Kjul Strand. Hier parken wir mit dem Bussi direkt auf dem Sandstrand am Meer. Es ist grad Flut und wir lassen Floki rennen und toben. Auch springen wir nochmal mit den beinen in die Nordsee (Das Wasser ist relativ warm im Vergleich zu der Norwegischen Nordsee). Die Sonne steht schon tief und es ist eine herrliche Stimmung am Strand.
Gegen 20:45 Uhr fahren wir dann los. Unser Ziel ist es, durch den Elbtunnel bei Nacht zu kommen. Auf der Hinreise haben wir gesehen, wie viele Stunden man hier im Stau stehen kann. Zudem ist grad “Ferienwechselwochenende” und auch Wacken (im Schlamm). Das bisschen Dänemark wird schon gehen und Hamburg liegt ja praktisch an der Grenze. Nicht. Beides nicht! 6 Stunden lang fahren wir nach Süden, erst im schönen Sonnenuntergang mit Halo-Effekt und anschließend im Dunklen. Wir wechseln uns mehrfach ab und kommen gegen 02.30 Uhr in Hollenstedt auf einem praktischen Parkplatz an einer Sportanlage unmittelbar an der A1 an.
Wie konnten wir uns so lange wach halten? Wir haben uns gegenseitig Witze erzählt. Es ist die lange Nacht der schlechten Witze, die schon am nächsten morgen bei uns Kultstatus erreicht hat. Unsere Highlights möchtest du wissen? Na okay.
- Treffen sich drei Malstifte. Sagt der eine: “Ich geh, das wird mir zu bunt hier.”
- Sagt eine eingelegte Gurke zur anderen: “Lass mich auch einmal ans Fenster!”
- Wie nennt man ein Wohnmobil noch? – “Rad(t)haus”
- Der Zahnarzt: “Sie brauchen eine Krone.” – Frau: “Endlich jemand, der mich versteht.”
- Fällt ein Mathematiker aus dem Fenster nach oben. Was ist passiert? – Vorzeichenfehler.
Zartbesaitete und politisch Korrekte bitte ab hier nicht weiterlesen:
- Treffen sich zwei Spanner: “Was machst du heute?” – “Mal gucken”
- Der schwedische Zoll hält eine Audi Quattro mit 5 Norwegern an. “Ihr seid einer zu viel.” – “Das ist Quatsch, das ist ja nur der Name des Autos.” – Hin und her, man will den Chef sprechen. “Das geht nicht,” sagt der Zollbeamte “der redet grad noch mit den zwei Personen im Fiat Uno”
- “Hast du mittlerweile eine feste Freundin?” – “Nein, ich bin immer noch mit der Wabbeligen zusammen.”
Nachtruhe haben wir dann von 3:00 Uhr bis 9:00 Uhr. Anschließend fahren wir dann nach dem Frühstück unspektakulär die letzten 3 Stunden nach Hause. Natürlich nicht ohne den üblichen verdächtigen Stau bei Lohne/Dinklage, diesmal, weil ein LKW in einer Baustelle liegen geblieben ist. Zuhause kommen wir gegen 14 Uhr an. Haus steht noch, Garten ist über den Kopf gewachsen, Tomaten, Kohlrabi und Zucchini sind an den Pflanzen schimmelig statt reif geworden. Es muss hier wirklich viel geregnet haben! Selbst die Pilze auf der Wiese haben Schimmel angesetzt. Nur den Rosen, dem Flieder, den Dahlien und den vielen anderen schönen Blumen hat das Wetter nichts ausgemacht. Nun sind wir ja wieder da uns bringen das schöne Wetter im Schlepptau mit nach Hause, dann kann hier alles prima weiterblühen und gedeihen.
So geht diese Reise nun zu Ende. Was war am Schönsten für uns? Der erste Badesee in Schweden, der Stellplatz am Fjord in Fredrikstad und insbesondere der tolle Stellplatz am See Totak sind uns besonders in Erinnerung geblieben.
Auch hat uns gut gefallen, dass wir nun Norwegisch gelernt haben und mit den Menschen vor Ort ganz anders in Kontakt treten können als zuvor. Die einzelnen Dialekte sind sehr lustig. Teilweise sagen die Menschen statt “du” einfach “dokker”. Da muss man auch erst einmal drauf kommen, das richtig zu verstehen. Dänen verstehen wir gar nicht und diese uns auch nicht. Schweden halten uns für Dänen und sind für uns schwer verständlich und Norweger halten uns ebenfalls für Dänen und wir können sie je nach Nuschel-Dialekt komplett oder kaum verstehen. Das stellen wir uns so vor, als ob jemand Deutsch an der Volkshochschule lernt und dann nach Bayern oder ins Saarland fährt – oder eben nach Hannover. Das sollte ein analoger Unterschied sein zu dem, was wir erlebt haben.
So Gott will, geht es im Herbst weiter. Wir freuen uns.