Festung Hohentwiel oder: gestrandet im Bodensee-Brötchenbackbattle

Heute regnet es bei 5 Grad den ganzen Vormittag und wir lassen uns Zeit, frühstücken, spielen MicroMacro und warten auf besseres Wetter. Irre, wie schnell sich das Wetter hier am Bodensee von 18 Grad Sonne auf 5 Grad Regen mit nur einer Kaltfront ändert.

Dies kommt auch wie angekündigt von Westen her angeflogen. Und heute fahren wir ihm auch noch entgegen. Etwa eine halbe Stunde Landstraße entfernt – mit einem kurzen Stopp beim Obstbauern Hertle in Stockach – stehen wir auf dem leeren Parkplatz der Festungsruine Hohentwiel. Eigentlich wollten wir zur Burgruine Hohenkrähen, haben uns aber leicht verfahren und kamen hier bei Hohentwiel “eh dran vorbei”. 

In der Information zahlen wir den Familieneintritt (12,50 Euro) und bekommen eine Broschüre und den Hinweis auf den Audioguide. Die Ausstellung wollten wir auf dem Rückweg anschauen (was aber nicht ging – geschlossen wegen Mittagspause (das ist unser Tipp 1)).  

Den Beginn des Wanderwegs zur Festung zu finden ist für uns und die wenigen anderen Touristen erstmal etwas schwierig. Das Schild mit der Karte ist nach Norden hin ausgerichtet, die Burg liegt aber südlich von uns. Die einen wollen links an der Info vorbei, die anderen rechts. Ich gehe fragen und die Antwort ist: es geht beides. Alle Wege nach oben führen zur Burg. Wir nehmen den langen Pfad durch die Natur.

Es ist sehr windig. Von bewölkt 5 Grad ändert es sich auf sonnig 10 Grad. Aber der Fönwind, der sie Wolken wegpustet, ist extrem. Er ist kalt und selbst der Hund sucht die ganze Zeit den Windschatten. Das einzig Gute an ihm ist, dass er das schlechte Wetter im Nu wegfönt. Das schlechte an ihm ist, dass er bei Merle die gute Laune in Gequengel umwandelt.

Die App haben wir an der Info heruntergeladen. Allerdings wussten wir nicht, dass wir noch 200 MB Audioguide und weitere Details fehlen. Das ist etwas langwierig oben an der Festung, wenn man schon direkt vor dem Punkt steht, über den man mehr wissen möchte und der Internetempfang edgy ist (Tipp 2: macht das an der Information!). 

Die Burgruine selber ist sehr nett. Es gibt interessante Hinweistafeln und mit der App hat man auch eine augmented Reality mit Bildern, wie die Gebäude damals wahrscheinlich ausgesehen haben. Es ist an einigen Stellen wirklich spannend zu sehen, wie groß das alles gewesen sein muss. In der App gibt es dann auch einen Rundweg, den man entlang gehen kann, um alles zu entdecken. Es gibt herrliche Aussichten und viele spannende Räume der Burg zu entdecken. Merle sieht das komplett anders und findet die kaputten Steine öde und langweilig. 

Auf eigene Gefahr kann man auch in die unteren Gewölbe gehen. Das habe ich auch gemacht, während die anderen mit dem Hund im Windschatten in der Sonne ruhten. Beim ersten Mal aus der direkten Sonne in die Dunkelheit traue ich mich nicht sehr weit hinein. Da kam mir Merle gerade Recht, die wissen möchte, was dort unten ist. Gemeinsam mit ihr steige ich erneut die Treppe hinunter. Das reicht ihr schon und sie geht wieder hinauf. Dabei fällt sie lang auf den Stufen hin. Dies steigert den Langeweile-Fön-Quengelfaktor noch einmal exponentiell. 

Wir lassen uns nicht entmutigen und erkunden die Festung weiter. Am anderen Ende des Gewölbes steige ich nochmal in die Tiefe herab. Mein zweiter Versuch, die Dunkelheit zu bezwingen. Immer weiter geht es ins Dunkel, die Augen gewöhnen sich nur langsam daran. Kalte Luft kommt mir entgegen und es ist etwas gruselig still hier. Ich wollte mich grad so seht gruseln, dass ich umgekehrt wäre, als mir eine Familie mit Hund und Kindern entgegen kam. Okay, man kann es also überleben. Da war der Spannungsbogen jäh zu Ende. Ab da war es kein Problem mehr und ich erkundete die drei Gewölbe vollständig bis in alle Ecken. 

Mutig wie ein Löwe kam ich wieder ans Tageslicht und wurde sofort von Merle auf den Turm mit der Aussichtsplattform geschleift. Das brauche ich dann auch all meinen Mut, denn die Boden-Metallplatte (im Sommer nicht mit Hunden begehbar) ist etwas flexibel an den Füßen, und der Kopf schwankt im heftigen Fönwind in schwindelnder Höhe. Der Ausblick ist es aber allemal wert!

Nachdem wir alles erkundet haben, gehen wir zurück zum Parkplatz. Mit Merle haben wir die Verabredung getroffen: Sie muss mitkommen, wohin wir wollen (also z.B. eine Ruine besichtigen), dafür darf sie uns die Ohren vollquengeln. Das empfindet Mylady Quengel-a-Lot als akzeptabel. Wir fahren zurück, kaufen noch etwas Kuchen und fahren zurück zum Basecamp bei Helga. 

Der Parkplatz vor dem Haus ist laut Merle “der beste Campingplatz, den wir jemals hatten”. Eigentlich will ich die heutige Überschrift “gestrandet im bodenseeer Brötchenbackparadies” nennen. Doch nach einigen Diskussionen orthografischer und alliterarischer Natur habe ich mich für den aktuellen Wortlaut mit Anglizismen als Kompromiss entschieden. Einen Blogartikel zu schrieben ist nicht so einfach wie es scheint. 

Den Abend beschließen wir mit ein paar Spielrunden “The Key” und “Drecksau”, bevor wir müde ins Bett fallen. 

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