Nach einer schönen kalten Nacht beginnt der neue Tag vom Wetter her nicht ganz so sonnig wie der letzte schloss. Wir beschließen, weder die Gaustabahn noch die Krossobahn zu nehmen, sondern den Berg soweit möglich selber zu erwandern.
Also wandern wir los. Der Weg ist eine gut ausgebaute „Wanderautobahn“. Es scheint eine Art Volkssport zu sein, morgens hier herzukommen und den Berg zu besteigen. Wir sehen eine alte Norwegerin, um die 80, mit einem Wanderstab, wir sehen Familien mit mehreren kleinen Kindern. Und alle kommen höher als wir. Denn wir Flachlandtiroler sind völlig ungeübt, was das Bergsteigen angeht.
Daher wandern wir bis zur Passhöhe auf der Hälfte und anschließend wieder zurück. Unsere gute Ausrede für uns selber ist, dass der Junghund auch noch nicht so viel laufen darf, um seine Knochen und Gelenke zu schonen.
Zufrieden, müde und schwitzig fahren wir die Gaustapassstraße hinunter bis nach Rjukan. Hier kaufen wir im alten Kiwi erst einmal ein. Hier unten im Tal ist es sehr viel wärmer als auf dem Pass und wir schwitzen weiter. Ein lustiger Funfact von Rjukan ist, dass es auf dem Berg nördlich davon einen „Sonnenspiegel“ gibt, der im Winter die Stadt erhellen sollte, wenn dort monatelang keine Sonne hinkommt. Aber die Mechanik ist defekt und die Stadt hat das Projekt aufgegeben.
Wir fahren weiter die Straße nach Westen, 45 km durch die südliche Hardangervidda. Es ist eine tolle Straße durch unwirtliches, mehrheitlich grünes als graues Gebiet. Es gibt mittlerweile viele Ferienhütten hier und alle haben ein grünes Dach aus Wiese und Gras. Es sieht wahnsinnig stimmig aus.
Anschließend kommen wir ins Rauland und biegen ab auf die „Scenic Route“ am See Totak entlang. Unsere Teepause machen wir auf einem kleinen Platz am See an einem kleinen Bootsanleger in Vaa (gesprochen Wo). Verschwitzt wie wir sind, springen wir hier in den See. Und dieser ist EXTREM kalt, ca. 11 Grad Wassertemperatur. So erfrischt spülen wir unseren Schweiß ab und haben gleichzeitig einen wahnsinnig prickelnden Kneipp-Effekt. Alle Beine und Arme kribbeln und wir spüren das Blut darin fließen. Auch Floki war mit im Wasser und dreht anschließend völlig durch, springt wild herum und war wie auf Drogen.
Als die Wirkung des Bades nachlässt, trocknen wir uns, indem wir vor dem kleinen roten Haus auf einer Sitzbank in der Sonne platz nehmen. Wir beschließen kurzerhand, hier zu bleiben. Es ist einfach ein paradiesischer Flecken Erde. (Hinweis: Im Paradies steht man nicht allein. Wir stehen hier schlussendlich mit einem Dänen und einem Schweden, die man beide nicht hört. Dazu haben wir noch Deutsche nebenan: Diese sind Nachbarn, die miefige Wasserpfeife rauchen und dabei Radio hören. Seufz.)
Plötzlich kommt ein Regenschauer über den See geflogen. Schnell die Markise raus und Sachen angezogen. Als der Schauer abgezogen ist, angeln wir erst (erfolglos) und grillen anschließend (keine Fisch, nur Würstchen und Käse und Gemüse). Am Abend dann, nachdem die Sonne hinter dem Berg verschwindet, sitzen wir noch lange gemütlich an unserem Reiselagerfeuer und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein.
Wir würden gerne für diesen Platz etwas bezahlen. Man kann für die Unterhaltung des Platz freiwillig etwas spenden, allerdings ist aber nur „Vipps“ möglich, eine Bezahlart, die nur für Norweger klappt. Ich versuche, die Mailadresse herauszubekommen und die Bankverbindung zu erfragen.