Heute Morgen wachen wir im Nebel auf. Er entsteht über den Äckern und wabert in die Höhe, wo die Sonne ihn auflöst. Es ist eine herrliche Atmosphäre. Wir stehen in Ruhe auf, frühstücken in aller Ruhe, kaufen noch eine Hirschwurst und fahren los. Es ist etwa 10:30 Uhr und durch den Nebel, die Stille und Menschenleere kommt es einem vor wie 6 Uhr in der Frühe an einem Sonntag Morgen.
Das Navi führt uns winzige einspurige Sträßlein durch Wald und Flur, herrlich wildromantisch durch den Nebel, bis wir – via Umweg Entsorgungsstation – auf der Autobahn landen und als Kontrastprogramm durch die Industrieorte Saarlouis, Völklingen (Industrie-Weltkulturerbe – aber da können wir auch nach Duisburg oder Essen fahren)), Dillingen bis nach Saarbrücken fahren. Schlussendlich landen wir jenseits der Saar in Frankreich in der Prärie und die Sonne lacht uns hoch am Himmel entgegen.
Unser erster Stopp heute ist Saargemünd (französisch: Sarreguemines). Dies ist der erste Ort in Frankreich hinter Saarbrücken (französisch Sarrebruck). Hier wollen wir erstmal in Ruhe einkaufen und tanken. Aber wir haben Brückentag in Deutschland – 3. Oktober – und es ist keine einsame Idee. Macht nichts, wir haben Zeit und Muße. Wir gehen zum Intermarché “die 4 Musketiere” und freuen uns wie verrückt auf die hervorragende Auswahl und Qualität an den Frischetheken – Käse, Wurst, Fleisch und Meeresfrüchte gibt es hier in so einer Fülle und Qualität, dass sich alle deutschen Supermärkte gemeinsam für ihr tristes Dasein schämen sollten.
Wir kaufen also selig ein, gehen selig tanken für 30 Cent weniger als in Deutschland und fahren selig weiter. Wohin, wissen wir noch gar nicht zu diesem Zeitpunkt. Wir fahren einfach gen Osten, gen Bitsch, die “Freundschaftsstraße” entlang. Kann nicht falsch sein. In Philippsbourg biegen wir ab auf die D87 und dann auf die links auf die D87a, dann ist unser Ziel der erste Parkplatz links, ausgeschildert mit “Chateau du Falkenstein”. Hier erwandern wir die Burgruine (hin und zurück je ca. 3,5 km). Es ist ein kurzer, relativ steiler Aufstieg “immer geradeaus” (you can´t miss it) bis zur roten Sandsteinruine, die man kostenfrei besuchen kann (Tip: hat fotografisch viel zu bieten, sagt Christian!).
Auf dem Weg treffen wir mehrere Pilzsammler aus Deutschland, die uns bescheinigen, dass man praktisch überall über leckere Steinpilze fällt, wenn man den Weg entlang geht. Ist uns noch nicht aufgefallen, da wir noch nie Pilze sammeln waren. Auf der Burg selber war es herrlich, es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen die Menschen früher fähig waren. Oben am höchsten Punkt machen wir eine Pause und lernen ein Paar aus Eckernförde kennen, das so viele Pilze gesammelt hat, dass sie uns einen Beutel voll schenken. Das macht uns schlussendlich so Pilze-neugierig, dass wir auf dem Rückweg ebenfalls Steinpilze suchen und finden!
Wir fahren daraufhin mit der Pilzsammlung vom internet- und telefonempfangfreien Parkplatz weiter in Richtung Bad Niederbronn. Hier gibt es einen Minisupermarkt (im Einbahnstraßengewirr der Innenstadt), in dem wir die fehlenden Zwiebeln, Petersilie, Schinkenspeck und Weißwein kaufen. Es ist bereits kurz vor 18 Uhr und so beschlossen wir kurzerhand, auf dem ausgeschilderten Wohnmobilparkplatz – neben zwei weiteren Wohnmobilen – unser kostenfreies Nachtlager aufzuschlagen.
Dieser Stadtparkplatz hat den Charme, dass wir vor dem Essen noch die nette Kleinstadt durchschlendern können. Viele Blumen und Holzbrücken säumen hier den kleinen Falkensteinerbach und die untergehende Sonne taucht alles in eine stille goldene Stimmung. Anschließend kehren wir zum Bus zurück und bereiten das Abendessen zu. Es gibt Spaghetti mit Steinpilzen, Zwiebeln und Speck garniert mit Weißwein, Petersilie und Olivenöl, nur gewürzt mit Pfeffer. Es schmeckt herrlich und zum Abschluss des Abends gönnen wir uns den Rest der Flasche Gewürztraminer der Marke “Oncle Hansi”.
Christians Konklusio: The wave! – der wellige Sandstein.
Nicoles Konklusio: Ich muss unbedingt einen VHS-Kurs über Pilze besuchen und in den Herbstferien hierher wiederkommen.