Tag 14 begann mit der Frage: links rum oder rechts rum?
Also um den einen Berg von Jotunheimen, der zwischen uns und unserem Ziel liegt. Also eigentlich wollten wir östlich über den Tyinvegen nach Ovre Ardal, aber wir brauchten dringend eine Entsorgungsstation, und die gab es westlich von uns bei Haabakken. Also folgt daraus: wir nehmen die Westroute, nicht über das Fjell sondern durch das Laerdal zurück und am Ardalfjord und am Ardalsvatnet entlang bis nach Ovre Ardal. Als wir hier ankamen dachten wir: Haben wir ein Glück! Denn der Tyinvegen ist hier eine Großbaustelle und aktuell gesperrt! Alles richtig gemacht.
Von Ovre Ardal ging es weiter in das Utladalen hinein; bis zum Ende, denn dort gibt es einen Wanderparkplatz (leider ist hier Übernachten verboten).
Vom Parkplatz aus startet ein ausgewiesener Familienwanderung bis zum Vettisfossen. Die Wanderung sollte theoretisch 6,5 km weit sein laut Wanderschild und etwa 4 Stunden hin und zurück dauern. Theoretisch. Aber mit den Angaben haben es die Norweger manchmal nicht so.
Wir gingen also rein ins Tal, vorbei an den schönsten Wasserfällen, den steilsten Berghängen und der atemberaubendsten Natur. Das Utladalen ist eines der steilsten Täler in ganz Norwegen.
Der Weg war simpel zu gehen. Er begann als Teerweg, dann wurde er zu einem „Traktorweg“, also einer Schotterstraße und dann später, hinter der Touristenstation, ging er als „echter“ Wanderweg weiter ins Tal hinein. Mit uns wanderten viele norwegische Familien, teilweise mit 3 und mehr kleinen Kindern, den Weg entlang. Also waren wir hier wohl richtig. Dank der geschotterten Straße hatten die vielen Regenfälle der letzten Tage keine negativen Auswirkungen auf das Wandererlebnis.
Aber wir sind keine Norweger. Nach 1,5 – 2 Stunden kamen wir an der Touristenstation an. Christian hatte bereits 7,5 km auf seiner Messung und der örtliche Wegweiser sagte „noch 1 Stunde bis zum Wasserfall“. Wir machten hier eine Pause und diskutierten die weitere Vorgehensweise.
Da zwei von uns keine Lust mehr und eine von uns Blasen an den Füßen hatten, kehrten wir leider um und schworen dem Vettisfossen, dass wir nochmal zurückkommen würden.
Auch wenn wir höchsten unregulierten Wasserfall Norwegens jetzt nicht in „echt“ gesehen haben, war die Wanderung doch allemal sehen- und empfehlenswert.
Anschließend suchten wir ein Nachtlager. Der von uns aus nächstgelegene Platz war ein Picknickplatz mit Steinbänken und Angelstelle direkt am Ardalsvatnet. Dort tauchten wir unsere Füße in das eiskalte Wasser. Kneippen pur! Doch irgendwie passte uns der Platz trotz genialer Aussicht nicht. Wir konnten direkt auf Ovre Ardal schauen und die Stadt sah aus wie ein italienisches Dorf an der Amalfiküste.
Doch unser Gefühl trog uns nicht. Denn direkt neben dem Platz lag eine Schießsportanalge. Als die ersten lauten Schüsse fielen, war klar, dass wir nochmal wechseln. Also fuhren wir die Straße 53 wieder zurück und hielten dort an einem schönen Rastplatz direkt am Fjord, diesmal mit Holzbänken und ohne Angelstelle, dafür aber mit viel Ruhe.